Mittwoch, 16. Juni 2010

Potosì

Angekommen in Cochabamba machten wir uns mit dem Nachtbus auf den 11 Stunden langen Weg nach Potosi, der nach La Paz am zweithöchsten gelegenen Großstadt der Welt (über 4000 m)
Potosi war einst die Hauptstadt des Silberabbaus weltweit. Vom hinter der Stadt aufragende Berg Cerro Rico wurde schon im 16. Jahrhundert tonnenweise Silber abgebaut. Die spanischen Eroberer zwangen die Inkas zur Arbeit in den Silberminen, bei der angeblich bis zu 8 Mill. Menschen (!) umgekommen sein sollen. Mittlerweile ist das Silber abgebaut und in den Minen arbeiten nur mehr hunderte Mineure auf ihre eigene Rechnung. Sie bauen ein Gestein ab, das zu 85 % taubes Gestein und nur zu 15 % mineralhaltig ist. Es enthält Silber, Blei, Zink und Zinn. Diese Mineralien werden in einem Ausschwemmverfahren von mehr als 45 Bergbaugesellschaften gewonnen und hauptsächlich exportiert. Für die Touristen wurde eine Mine geöffnet und man kann dort eine Führung machen.

Diese haben wir nach unserer Ankunft schnell gebucht und schon ging es los mit der Einkleidung mit Gummistiefeln, Helmen mit Grubenlampen, Überhosen und Überjacken. Wir waren eine sehr große Gruppe von 26 nicht einmal 30Jährigen und zwei 56Jährigen, nämlich uns! Die Leute kamen wirklich aus der ganzen Welt. Wir wurden in 4 Gruppen geteilt und zunächst wurden wir gebeten am Mineuren-Markt Geschenke für die Mineure einzukaufen: Dynamit-Stangen, Zündschnüre, Coca-Blätter und Erfrischungsgetränke. Uns wurde auch gezeigt, was die Mineure auch oft trinken, um den Strapazen gewachsen zu sein: Reinen Alkohol 96 %ig – zu knapp 1,50 € pro Flasche! So ausgestattet ging es in die Mine. Zunächst fuhren wir mit einem Kleinbus den Berg hoch auf ca. 4500 m, dann standen wir vor dem kleinen Mineneingang. Nach ein paar Metern wurde uns klar, dass das Ganze kein Kinderspiel werden würde. Wir mussten uns fast senkrecht in einen kleinen Schacht hinunterlassen – stockdunkel – staubig – heiß. Zwischendurch gingen wir wieder ganz geduckt Gänge entlang und mussten schnell in einer Nische verschwinden, wenn ein Hunt gefüllt mit Gestein mit Höllentempo an uns vorbeidonnerte. Von einer Ebene zur nächsttieferen mussten extrem enge vertikale Kamine zum Teil am Hosenboden rutschend zum Teil kletternd überwunden werden. So gelangten wir zur 4. Ebene, wo wir einige Mineure an der Arbeit sahen. Zwischendurch wurden immer wieder unsere Geschenke überreicht und die Luft wurde immer staubiger und das Atmen wurde zunehmend schwieriger. Nach dem Besuch einer Statue des Minengottes ging es wieder aufwärts. Zwischendurch erzählte uns unser Führer immer wieder über das Leben der Mineure, die sich irgendwie als harte Helden sehen. Es wurde aber auch darauf hingewiesen, dass es für die Männer in Potosi wenig andere Möglichkeiten zur Arbeit gibt. Der Aufstieg wurde extrem anstrengend und so mancher 20Jährige drohte die Nerven wegzuwerfen. Auf jeden Fall waren alle froh nach ca. 2 Stunden wieder am Tageslicht zu sein und die dünne Luft in dieser Höhe atmen zu können. Ich selbst habe durch den Staub meine Stimme ein wenig verloren. Während ich diese Zeilen schreibe, kann ich noch immer nur krächzen, aber das wird sich schon wieder geben.
Zuerst hatten wir vor gleich nach dem Minenbesuch nach Sucre weiter zu fahren. Das haben wir uns aber überlegt und uns ein Zimmer hier in Potosi genommen. Morgen werden wir noch das Münzpräghaus hier besuchen und am Nachmittag nach Sucre weiter fahren. Dort erwartet uns ausnahmsweise einmal kein Abenteuer, sondern nur eine schöne, angenehme Stadt. Dort werden wir uns erholen, bevor es ins nächste Abenteuer in die Salzwüste geht…

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