Dienstag, 25. August 2009

Marktfotos jetzt sichtbar!

Mir wurde gemeldet, dass der Link zu den Fotos vom Markt nicht funktioniert. Ich habe das jetzt in Ordnung gebracht. Die Fotos sind jetzt hoffentlich für alle Interessierten sichtbar!

Montag, 24. August 2009

Tikal - das nationale Wahrzeichen Guatemalas

Ich sitze auf einer Steinpyramide hoch über den Urwaldbäumen. Man hört Tukane schreien, Brüllaffen brüllen und unter mir breitet sich das Grau des Nebels am frühen Morgen aus. Ein Webervogelmann plustert sein schwarz-gelbes Gefieder auf und versucht durch laute Schreie die Aufmerksamkeit der Weibchen auf sich zu locken. Langsam bahnt sich die Sonne einen Weg durch die Dunstschicht und Tempel für Tempel, Pyramide für Pyramide tauchen aus dem dichten, grünen Blätterdach aus. Die Stimmung ist mystisch und man kann sich nicht vorstellen, dass hier einmal eine Stadt mit 100.000 Einwohnern stand.

Was ist geblieben? Die Ruinen einer dekadenten Oberschicht, dem Adel der Mayas, die ihre Untertanen mit einem heute sehr grausam anmutendem Glauben gefügig machten. Die erhaltenen Tempel sind zum Teil Opferstätten, zum Teil Grabmäler und nur ganz selten Reste von Verwaltungsgebäuden oder Wohnstätten der Reichen. Die Behausungen des Volkes sind restlos verschwunden, weil sie ja nur aus primitive Hütten aus Holz mit Palmzweigen gedeckt bestanden.

Was war so grausam an diesem Glauben der Mayas, die oft als friedvolles, ruhiges Volk dargestellt werden? Die Religionsausübung dieser Hochkultur forderte vor allem Verehrung und Opfer für viele verschiedene Götter. Diese Verehrung fand in der grausamen Opferung von Menschen ihren Ausdruck. Im günstigen Fall wurden Gefangene anderer Stämme in brutalen Ritualen geopfert (Kriege wurden nicht nur deswegen geführt um das eigene Gebiet zu erweitern, sondern vor allem auch um Gefangene für Opferungen zu machen). Waren diese nicht vorhanden, mussten die eigenen Mitbürger daran glauben - bevorzugt Jungfrauen, Kinder - ja es galt als besondere Gabe, wenn man eines seiner Kinder an die Götter "verschenkte". Die persönlichen Opfer bestanden aus Blutopfern in Form von Aderlassen. Die Männer zerschnitten dabei ihre Penisse (die männlichen Mayas hatten offensichtlich ein anderes Verhältnis zu ihrem "kleinen Mann", als die heutigen Männer :-), die Frauen zerschnitten ihre Zungen. Diese persönlichen Opfer war auch ein Mittel zur Erreichung des Zustandes der Extase, in der man die Barriere zwischen natürlichem und übernatürlichem Reich überwinden konnte.

Die Mythologie der Mayas ist für meine Begriffe sehr schwer nachvollziehbar. Die Götter, die Schöpfungsgeschichte, das Verhältnis zu den Götter- und Unterwelten sind für mich sehr fremd anmutend, ja teilweise sogar abstoßend.

Sehr eigenartig erscheint mir auch "das Ballspiel", das aber nicht nur Spektakel und Unterhaltung war, sondern vielmehr Ritual, in dem es um Leben und Tod ging. Der Kopf der Verlierer wurde häufig nach ihrer Opferung in Kautschuk gehüllt und als "Ball" im nächsten Spiel verwendet!

Ich persönlich sehe die Kultur der Mayas als eher "kleine" Erscheinung im großen Schauspiel der Weltkulturen, denn sie stand eigentlich nur kurze Zeit in Blüte ( ca. 700 Jahre lang, 250 - 900 n. Chr. ), vorher 2000 v. Chr. - 250 n. Chr. entstanden nur kleine, dörfliche Siedlungen ohne große kulturelle Bedeutung und 900 n. Chr. bis 1600 n. Chr. war die Zeit des Verfalls.

Die wirklich großen Errungenschaften der Blütezeit waren hauptsächlich auf dem Gebiet der Astronomie und der Mathematik (z. B. die Erstellung eines sehr genauen Kalenders), während andere Entwicklungen völlig fehlten, wie z. B. die Erfindung des Rades! Trotzdem erscheint diese Hochkultur interessant und ich glaube, dass dies vor allem im Fehlen von Informationen begründet ist. Die spanischen Konquistatoren haben beinahe alle schriftlichen Aufzeichnungen vernichtet und so ist man heute stark auf Spekulationen und Interpretationen angewiesen und dies verstärkt die mystische Ausstrahlung dieser Kultur.

Mir persönlich hat vor allem die Lage der Maya-Heiligtümer Tikals mitten im Urwald gefallen, das Zusammenspiel von Natur und Kultbauten und die Kraft, mit der die Natur ihren Raum zurückerobert, was man vor allem an den nicht freigelegten Tempeln sieht, von denen oft nur die Spitze sichtbar ist.

Ich werde im Laufe meines Aufenthaltes hier noch einige Relikte dieser Kultur besuchen und auch immer wieder darüber berichten. Vielleicht ändert sich mein Eindruck noch...

Donnerstag, 20. August 2009

Würstel statt Marshmallows - Vulkan II

Weil ich nun einmal zwei Söhne habe und beiden das gleiche hier in Guatemala zeigen wollte, führte uns der Weg vorige Woche noch einmal auf den Pacaya, den aktiven Vulkan in der Nähe der Hauptstadt Guatemala City. Und diesmal bot sich uns ein ganz anderes Bild. Während die benachbarten Vulkane, die wir bei unserem letzten Ausflug im kitschigen Abendlicht gesehen haben, diesmal in den Wolken verschwanden, war der Gipfel des Pacaya ganz frei. Außerdem war es ziemlich windstill und das erleichterte den Aufenthalt am Lavastrom erheblich. Diesmal hatten wir Würstchen mitgebracht, die uns als Jause nach dem Aufstieg sehr schmeckten. Wir sahen nun auch erstmals die Stelle, wo die Lava aus dem Boden tritt. Die Fotos sollen wiederum einen Eindruck von diesem einmaligen Naturschauspiel vermitteln.

Dieses Wochenende verbringen wir in Tikal. Nächste Woche gibt es dann Fotos und einen Bericht von dieser berühmten Maya - Stadt.

Montag, 17. August 2009

SCHEINwerfer an! Der große Maturaball

Am vergangenen Freitagabend fand in der Österreichischen Schule der alljährliche Maturaball statt. Unter dem Titel "Gran Baile de Austria" luden Eltern und Schüler der Maturaklasse ab 20 Uhr ins nobelste Hotel der Stadt, dem Camino Real.

Der erste Eindruck dort war ein wirklich nobler - edle Blumengestecke, festlich gekleidete Männer (manche sogar im Frack), herausgeputzte Frauen (Abendroben in allen Regenbogenfarben) und nervöse Schülerinnen und Schüler prägten das Bild im eigentlichen Ballsaal und in einem zweiten Saal, in dem auch einige große Tische standen - auch unserer, den wir mit netten Kollegen aus der Schule teilten. Eröffnet wurde mit einer traditionellen Polonaise. Mädchen in weißen Kleidern, Jungs in Anzügen und mit weißen Handschuhen "bewaffnet" (wie einst bei uns in der Tanzschule :-). Auch der Walzer mit der Mama bzw. dem Papa wurde zelebriert - wenn auch etwas holprig und hölzern - man merkt: Es ist nicht ihre Musik!

Dann folgte eine kurze Ansprache des Direktors, bei der auffiel, dass die bei uns so üblichen Begrüßungen von Ehrengästen völlig entfiel (obwohl der österreichische Konsul, der Direktor der deutschen Schule und auch andere lokale Größen da waren).

Danach begann die Band (bestehend aus ca. 10 Musikern - allein 4 Sängern) recht ohrenbetäubend zu spielen. Überraschend für mich war, dass die Musik (Merengue, Salsa) offensichtlich alle Altersgruppen anspricht. Es tanzen alle - Opa, Oma, Papa, Mama, Kind und Enkelkind - und es sind alle begeistert. Im Ballsaal versteht man sein eigenes Wort nicht, daher bin ich sehr froh, dass wir im anderen, ruhigeren Saal sitzen.

Nach ca. einer Stunde wurde das Essen serviert: Salat als Vorspeise, dann Huhn und Rindssteak mit Beilagen und schließlich so etwas wie ein kleiner Kuchen - nicht schlecht, aber für ein so feines Hotel auch nicht weltbewegend.

Um ca. 23.30 Uhr folgte die Mitternachtseinlage, gestaltet von der Volkstanzgruppe der Schule, geleitet von Wilfried.

Schon beim Einmarsch spürte man förmlich die Spannung: Wird der Bandltanz aufgehen oder nicht? Es ist schon lustig, die Guatemalteken in Lederhosen und Dirndln zu sehen (ich hab übrigens auch mein Dirndl angezogen, passend zu Wilfrieds Trachtenoutfit).

Die Darbietung klappte wunderbar und - das ist auch ein Unterschied zu unserer Mentalität - der Erleichterung darüber wurde sofort mit lauten Jubelrufen (sowohl aus dem Publikum, als auch von den Volkstänzern selbst) Ausdruck verliehen. Obwohl man sonst hier im Land das Gefühl hat, dass eine eher ruhige Mentalität vorherrscht, bricht dann das südliche Temperament hervor. Beim Tanz der Holzhackerbuam wurden die Hacken etwas übermütig geschwungen, sodass es so mancher Zuschauer ein wenig mit der Angst zu tun kriegt. Aber auch dieser Teil gelang fehler- und unfallfrei und der Auftritt wurde von allen gebührend gefeiert. Sogar der Herr Direktor ließ sich zu einem Lob mit kleinen Einschränkungen (a bissl übermütig war`n sie schon...) herab.

Um 1.00 Uhr war der ganze Zauber dann vorbei. Die Maturanten ziehen dann weiter zu privaten Parties und alle anderen verlassen das Hotel mit dem Gefühl etwas Besonderes erlebt zu haben. Dieser Ball ist für die Eltern und Angehörigen ungeheuer wichtig. Er ist nämlich der Beweis dafür, dass ihre Kinder es geschafft haben. Die Kinder der aufsteigenden Mittelklasse, die unbedingt noch weiter nach oben will - und um dieses Ziel zu erreichen nimmt so manches Elternpaar einen Kredit auf für den Kauf eines Fracks oder eines Abendkleides - für den Ball der Bälle . Ich habe den Eindruck, dass es in dieser Gesellschaftsschicht sehr stark um "Schein" und nicht wirklich um "Sein" geht.

Dienstag, 11. August 2009

Markt ohne Schreier

Nachdem ich nun schon zweimal (mit Georg und Angie und mit Chris und Eva) auf einem der größten Märkte des Landes in Chichicastenango war, möchte ich heute die Stimmung auf guatemaltekischen Märkten schildern.

Der größte Teil eines typischen guatemaltekischen Marktes ist mit Planen überdacht. Unter diesem Dach gibt es Marktstände mit allem, was das Land zu bieten hat: Obst, Gemüse, Fleisch, Gewürze, Schnitzereien und Waren aus Holz, Stoffe, Taschen, Hüte und auch die typischen Trachten der Indiginas, der indigenen Urbevölkerung Guatemalas, den Nachkommen der Mayas. Diese Trachten der Frauen sind sehr bunt und bestehen aus einem Rock (eine Art Wickelrock), corte genannt, einer Bluse, mit der Bezeichnung huipiles und einem Gürtel - faja. Alle Stoffe sind handgewebt und jedes Dorf hat seine eigenen Muster für die huipiles. Am Land tragen fast alle Frauen diese typische Kleidung. Die Tracht der Männer ist nicht mehr so weit verbreitet und besteht auch aus sehr bunten Kleidungsstücken. Einer nicht ganz langen Hose (7/8), einem Hemd und einem meist schwarzen Hut.

Auf einem guatemaltekischen Markt geht es, gemessen an der Menge an Leuten, die sich durch die engen Marktgassen schieben, nicht sehr laut zu. Die Händler sind nicht aufdringlich, nennen aber für die Gringos (hellhäutige Ausländer) überhöhte Preise, die man mit ein wenig Handeln um ein Viertel reduzieren kann.

Die Lebensmittel sehen recht appetitlich aus und es gibt überraschend wenige Fliegen, auch an den Fleisch- und Fischständen.

Da die Indiginas sehr kleine Menschen sind (dem Chris gehen sie gerade bis zum Bauch), haben wir Europäer einen guten Überblick über das Angebot.

Besonders beeindruckend für uns ist natürlich das Obst- und Gemüseangebot: Mangos, Papayas, riesige Ananas, Bananen in verschiedenen Größen (von Zwergbananen bis Platanos, den riesigen Kochbananen) und Farben (rote, gelbe, grüne), Litschis, Äpfel, Weintrauben, Pfirsiche, Feigen, Drachenfrüchte.... An Gemüse wird alles angeboten, was es bei uns auch gibt. Dazu eine große Artenvielfalt an Bohnen, viele verschiedene Kürbisarten und sehr viel Mais, einem Hauptnahrungsmittel hier in Guatemala. Sowohl das Obst, als auch Gemüse sind wunderschön und auch beeindruckend groß. So könnte man sich hier wirklich gesund ernähren, wenn man nicht immer wieder den Eindruck hätte, dass die Firma Bayer, die hier eine große Niederlassung hat, beim Gemüse- und Obstanbau stark mitmischt und mit ihren Dünge- und Spritzmitteln für Riesenkarotten, Megasalat und Mamutpapayas sorgt.

Meinem Ernährungsstil kommt diese Vielfalt auf jeden Fall entgegen!



Dienstag, 4. August 2009

Lavaströme und Marshmallows


Der Pacaya gehört zu den aktiven Vulkanen Guatemalas. Er ist mit seiner Höhe von 2.550 m von der Hauptstadt aus gut zu sehen. Nach einer ca. einstündigen Anfahrt quer durch die Stadt (eine wirklich spannende Sache hier, das Autofahren!) kommen wir an der Talstation des Nationalparks an, wo ein wenig Eintritt zu bezahlen ist und wo ein Führer unsere Minigruppe (Georg, Angie, Wilfried und ich) übernimmt. Der Aufstieg führt zunächst über Waldwege (wo zwei giftige Schlangen unseren Weg kreuzen - siehe Foto!), später über Lavasand und schließlich über Lavageröll fast bis zum Gipfel. Wir nehmen den Anstieg erst am späten Nachmittag in Angriff, da wir die Lava bei Dunkelheit sehen wollen. Je näher wir zum Gipfel kommen, umso stärker kommt der Wind auf und entwickelt sich schließlich zum Sturm. Das Panorama, das drei weitere Vulkane in unmittelbarer Nähe zeigt und die Farben des Himmels sind einfach traumhaft, fast kitschig. Der Aufstieg erweist sich als ziemlich anstrengend und der Führer legt ein ziemlich resches Tempo vor. An der Flanke des Pacaya zeigt sich bald ein rötlicher Schein - hier fließt die Lava. Wir nehmen noch einmal all unsere Kräfte zusammen, trotzen dem Wind, der uns fast umweht und stehen schließlich am Lavastrom, der mit überraschend großer Geschwindigkeit an uns vorbeizieht. Wir stehen auf erkalteten Lavaplatten (die trotzdem ziemlich warm sind), an denen man genau sehen kann, wie die Lava geflossen und erstarrt ist. Unter diesen Platten brodelt es und man sieht es in Spalten und Ritzen leuchten - auch unter uns ist Lava! Unser Führer zieht Marshmallows aus seinem Rucksack, befestigt sie an einem Ast, den er unterwegs geschnitten hat und brät sie über dem Lavastrom, dem wir uns bis auf einen halben Meter nähern können. Eine immense Hitze strahlt dieses flüssige Gestein aus dem Inneren der Erde aus! Die Marshmallows verkleben unsere Hände und in Folge auch unsere Kameras, aber wir wollen sie nicht ablehnen. Unser Führer ist sehr nett und will uns eine Freude mit dem klebrigen Zeug machen. Nach einigen Fotos - die meisten sind durch den starken Sturm etwas verwackelt - machen wir uns auf den Rückweg, den wir uns vorsichtig mit Taschenlampen bewaffnet durch die Nacht bahnen. Um ca. 22.oo Uhr kommen wir wieder bei unserem Auto an, nehmen den Führer ins nächste Dorf mit (er nimmt für die gesamte Tour umgerechnet ca. 10 €) und treten die Rückfahrt in die Hauptstadt an. Dort angekommen genehmigen wir uns ein Bier in einem der wenigen Beiseln, die es hier gibt. Etwas erschöpft und voll der Eindrücke fallen wir gegen Mitternacht in unsere Betten. Der Pacaya war ein Erlebnis der besonderen Art!

Angie hat ein Kurzvideo vom Lavastrom gedreht. Auf den Pfeil klicken und los geht`s