Sonntag, 30. Mai 2010

Pacaya und Agatha

Am vergangenen Donnerstag saß ich bei meiner Arbeit am Computer als plötzlich die Scheiben der Terrassentüre und der Fenster klirrten. Ich war sehr erstaunt, weil ich kein Erdbeben verspürt hatte und ging beim zweiten Klirren sogar nachsehen, was da los sei, konnte aber nichts entdecken. Erst später bin ich draufgekommen, dass das Klirren durch den Druck des Ausbruchs des Pacaya, unserem "Hausvulkan" hier in Guatemala-City, ausgelöst wurde. Am Abend begann dann der Aschenregen auf die Stadt und die Umgebung nieder zu gehen. Kohlschwarzer, scharfkantiger Sand, sowie zeitweise auch schmierige Asche vermischt mit Regen kamen vom Himmel und bedeckten alles mit einer dicken Schicht. Straßen, Dächer, Pflanzen - alles schwarz.

Fast gleichzeitig näherte sich vom Pazifik her der Tropensturm "Agatha". An der Küste tobte das Meer in meterhohen Wellen und im Landesinneren gingen 3 Tage lang schwere Regenfälle in Kombination mit starken Stürmen nieder. Vermurungen verlegten Straßen, Bäume stürzten um, Strommasten wurden geknickt und halbe Dörfer wurden verschüttet.

Heute morgens hörte es endlich zu regnen auf und Wilfried und ich machten uns mit dem Auto auf um den Pacaya von der Ferne zu beobachten. Leider ist der Berg derzeit nicht zu sehen, da starker Nebel die Gegend bedeckt. Dafür haben wir viele Verwüstungen und vor allem auch die Auswirkungen des Aschenregens gesehen. Ich habe die Fotos davon wieder in ein Webalbum gestellt.

In ganz Guatemala herrscht im Moment Ausnahmezustand. Die Schulen wurden geschlossen und auch der Flughafen ist wahrscheinlich bis Donnerstag gesperrt. Wir hoffen, dass er dann geöffnet wird, denn am Freitag beginnen die Semesterferien und viele der österreichischen Lehrer wollen nach Österreich fliegen. Unser Flieger nach Bolivien soll am Samstag mittags abfliegen - hoffentlich kommt es auch dazu....

Falls es mir noch gelingen sollte, den Pacaya, den ich während meines Aufenthaltes hier schon fünfmal (!) bestiegen habe, zu sehen, werde ich die Fotos davon wieder sicher hier veröffentlichen. Also schaut wieder einmal auf meinen Blog!

Fürs erste sind wir einmal froh, alles unbeschadet überstanden zu haben!

Mittwoch, 19. Mai 2010

Besuch von Margit und Gerhard Neubauer

Nach einer Erholungsphase vom Halbmarathon komme ich endlich dazu ein wenig über den Besuch von Margit und Gerhard Neubauer hier in Guatemala zu erzählen und einige Bilder ins Web zu stellen.


Margit und Gerhard kamen am Samstag, 1. Mai mit dem Lufthansa-Flug über Mexiko nach Guatemala. Wir haben ein Programm zusammengestellt, das aus dem Besuch von Antigua, Rio Dulce, den heißen Quellen von Aquas Calientes, von Flores und Tikal und dem Atitlansee mit dem Markt von Chichicastenango, sowie einem mehrtägigen Aufenthalt am Playa Quilombo am Pazifik bestand.

Die Neubauers waren sehr angenehme, liebenswürdige Gäste, mit denen wir viel Spaß hatten. Ich kann nur hoffen, dass ihnen der Aufenthalt in Guatemala ein wenig gefallen hat und sie gerne an die Zeit hier zurückdenken (sie sind ja bereits wieder in Österreich, eingespannt in ihre Arbeit und ihren Alltag).

Im Webalbum "Bilderbogen Besuch der Neubauers" habe ich einige Fotos zusammengestellt, die eine kleine Zusammenfassung unserer gemeinsamen Zeit darstellen soll.

Liebe Margit, lieber Gerhard! Es hat uns sehr gefreut, euch hier bei uns zu haben!

Montag, 17. Mai 2010

21 lange Kilometer

Gestern, am 15. Mai 2010 habe ich die längsten 21 km meines Lebens zurückgelegt. Aber von Anfang an: Seit einigen Wochen versuchten wir (Wilfried und ich) uns mehr oder weniger konsequent auf den Halbmarathon von Coban vorzubereiten. Erschwert wurde mein Training durch eine Entzündung meiner Achillessehnen, die aber durch den Einsatz verschiedener Salben, die aus Österreich eingeflogen wurden, in Schach gehalten wurde. Am Samstag fuhren wir also in Richtung Coban, einer Stadt im Norden Guatemalas, wo alljährlich der größte Halbmarathon Mittelamerikas stattfindet. Schon die Anreise war ein Erlebnis der besonderen Art, denn Organisationsgenies, wie es die Guatemalteken nun einmal sind, fand am Samstag auch gleich ein großes Radrennen von Guatemala-City nach Coban statt. Wir brauchten für die knapp 250 km mehr als 4 Stunden, denn es waren hunderte Radfahrer unterwegs, von denen auch fast jeder ein eigenes Begleitfahrzeug hatte... und das im vollen Verkehrsgeschehen, mitten unter qualmenden Bussen und schimpfenden Fahrern von Privatautos. Wenn ich noch einmal auf die Welt komme, werde ich Lungenfacharzt in Guatemala :-)

Angekommen in Coban erledigten wir zunächst einmal unsere Anmeldung. Diese ging gegen sonstige guatemaltekische Gewohnheiten wirklich professionell vor sich: Man musste das Nenngeld (umgerechnet 13 €) per Bank eingezahlt und sich online angemeldet haben. Man musste sich nur mehr etwas anstellen, dann bekam man bald seine Startnummer, seinen Zeitchip und die Gutscheine für T-Shirts, Handtuch, Mineralwasser und andere Kleinigkeiten, die man sich bei messeartig angeordneten Messestandeln abholen konnte. Nach dem Einchecken in unser Hotel (das musste schon im März gebucht werden, sonst bekam man keines mehr), genossen wir die Stadt in Volksfeststimmung. Essensstandeln, Kioske mit Sportequipment (z. B. Sportsocken: 4 Paar um 1 €!) usw. säumten die Plätze und Straßen und dazwischen tausende Besucher aller Ethnien des Landes: Weiße, Indiginas, Schwarze...

Nach dem Spaziergang folgte eine gute, erholsame Nacht, die allerdings um 6h früh zum "Frühstück" beendet war: Tee, Weißbrot, Marmelade, und um 7 h ging es mit Günter und Robert (zwei Mitstreiter) in Richtung Start. Dort war schon die Hölle los. Fast 5000 Menschen - Männer pinkelnd an Zäunen, Frauen in langen Reihen angestellt am Mac Donalds - Toiletten, die Spannung spürbar und sich ständig steigernd. Und um 8.00 Uhr pünktlich der Start - und da wir in der hinteren Zone eingeteilt waren, dauerte es eine Weile bis wir gehend die Zeitnehmung passierten. Und dann begann das eigentliche Rennen. Hier das Streckenprofil, damit man sich eine Vorstellung vom Auf und Ab dieser Strecke machen kann:




Zunächst schien das Wetter sehr angenehm: Bewölkt, mäßig warm, doch das änderte sich sofort als die Wolken sich verzogen und die Sonne herunterstrahlte. Günters Uhr kann Durchschnittstemperaturen während der Läufe messen: 29 ° zeigte sie am Ende des Weges an. Es hatte also zeitweise sicher über 30 ° und bei solchen Temperaturen sind die Anforderungen an das Kreislaufsystem extrem hoch, außerdem braucht man extrem viel zu trinken. Dafür war von den Veranstaltern wohl gesorgt. Nach den Gatorade-Standln pickte die Straße hunderte Meter weit...

Die Strecke war gesäumt von tausenden von Menschen (viel mehr als bei europäischen Läufen), die die LäuferInnen ständig anfeuerten, Marimba-Bands machten Musik und Schulkinder boten Sprechchöre.

Mit Fortgang des Laufes sah man immer mehr Menschen über die Steigungen gehen, viele hatten sich wohl mit ihrem Tempo übernommen, übergaben sich am Straßenrand oder gaben auf. Ich hatte mir meine Kräfte recht gut eingeteilt, machte mir keinen Druck wegen der Zeit (die war mir echt egal, es ging ums Durchkommen) und so konnte ich nach 2 Std. 31 Min. meine Runde im Stadion beenden und die Teilnahmemedaille in Empfang nehmen. Wilfried kam kurz nach mir ins Ziel und wir waren beide stolz darauf diesen schweren Lauf geschafft zu haben. Ich glaube nicht, dass es sehr viele Teilnehmer in unserem Alter gegeben hat. Leider gibt es hier keine Wertung in Altersgruppen. So wissen wir über die Altersstruktur der Teilnehmer nicht Bescheid, haben aber nicht viele LäuferInnen in unserem Alter gesehen.

Heute, einen Tag nach dem Lauf haben wir beide keinen Muskelkater nur meine Achillessehne macht mir das Stiegensteigen etwas schwer - ich geh ein wenig wie ein Pinguin - aber auch das wird vergehen und nächsten Sonntag starten wir bei einem 5 km - Lauf zugunsten krebskranker Kinder...