Donnerstag, 19. August 2010

Ausflug ins Indigenaland

Heute möchte ich von unserem Ausflug am letzten Wochenende berichten. Wir fuhren am Samstag früh in Richtung Momostenango, wo ich schon einmal war und auch einen Bericht darüber geschrieben habe. Wir übernachteten dort und besuchten am nächsten Morgen den sehr netten Sonntagsmarkt, wo wir noch einige Schafwollsachen besorgten.
Der Weg führte uns dann weiter nach Quetzaltenango, auch Xela genannt. Die zweitgrößte Stadt Guatemalas liegt auf 2.234 m Seehöhe und hat 140.000 Einwohner. Das Leben in der Stadt wirkt aber viel entspannter als in der Hauptstadt. Es gibt gemütliche Lokale, die Menschen gehen spazieren und sitzen auch im Freien. Auffallend sind die vielen verschiedenen Trachten, in die die Frauen gekleidet sind (da wir am 15. August - dem Marienfeiertag durch Xela flanierten, waren die Frauen besonders festlich gekleidet). Die Männer tragen hier durchwegs keine Tracht.
Wir fanden ein nettes, kleines Hostel in der Innenstadt und aßen sehr gut bei einem Italiener (die gibts sogar hier!).
Am nächsten Tag ging es weiter nach Zunil. Dort besuchten wir den Markt und waren begeistert von der Buntheit und der Ursprünglichkeit der dort ansäßigen Bevölkerung. In diesem Indigena-Städtchen gibt es so gut wie keine Touristen und so setzten wir uns einfach auf den Kirchplatz und fotografierten die Frauen in ihren Trachten, die dort eine schrille Buntheit und einen Mustermix zeigen, dass es einem fast die Sprache verschlägt. Niemals könnte eine weiße Frau so etwas tragen, ohne lächerlich zu wirken. An den Indigenas erscheint die Tracht aber autentisch und gar nicht kitschig. Sehr sehenswert ist auch der Friedhof des Ortes. Auch er ist, wie man wohl leicht erraten kann, sehr bunt.
Den Abschluss unserer Fahrt bildete der Besuch einer Glasfabrik, in der aus Altglas die typischen Gläser, die in Österreich in den 3.Welt-Läden verkauft werden (die mit dem blauen Rand), händisch hergestellt werden.
Wer an den Fotos dieses Ausfluges interessiert ist, klicke rechts auf den Link. Ich hoffe, ich konnte die Stimmung ein wenig einfangen!
Das war mein vorletzter Ausflug ins "tiefste" Guatemala. Nächstes Wochenende folgt der letzte, von dem ich demnächst berichten werde.

Mittwoch, 11. August 2010

Rafting am Cahabon

Vor etwas mehr als einer Woche waren wir am Fluss Cahabon im Norden Guatemalas raften.
Ein Projekt der dortigen Indigina-Gemeinde bietet eine Tour mit ausgebildete Bootsführern, Equipment und Booten an. Wir, das waren 4 Männer aus der österreichischen Schule, die Ehefrau eines der Lehrer und ich, schlossen uns an eine etwa 25 Leute starke Gruppe von Guatemalteken aus der Hauptstadt an. Am Morgen um ca. 10 h erfolgte nach einem gemeinsamen Frühstück die Ausgabe der Ausrüstung und eine Einführung, wobei vor allem die Kommandos der Bootsführer erklärt wurde. Dann wurden wir auf die Boote aufgeteilt und los ging der Spaß! Der Fluss führte sehr viel Wasser, weil es die ganze Nacht vor unserem Abenteuer geregnet hatte. Zuerst ging es zwar flott, aber recht harmlos dahin. Wir mussten einige harmlose Stromschnellen überwinden, wobei es darauf ankam, die Stellen richtig anzufahren. Das heißt: Der Bootsführer gab die Befehle, welche Personen im Boot (rechts oder links) in welcher Art und Weise paddeln mussten (vorwärts, rückwärts, stark, leicht).



Plötzlich kamen wir an eine Stelle, die durch das Hochwasser so wild war, dass die Bootsführer beschlossen, diese zu umgehen. Die Boote wurden also "geschultert" und durch den Regenwald getragen - ein recht anstrengendes Unterfangen! Die Szene erinnerte an Fitzcerraldo (wer sich an den Film erinnert...)


Die Stelle, an der die Boote wieder ins Wasser gelassen wurden, war aber auch nicht ohne! Das Boot tauchte mit der Spitze voll in ein Loch ein und das Heck wurde in die Luft geschleudert. Der Bootsführer und einer unserer Männer wurden aus dem Boot katapultiert, Alfons und ich verloren das Paddel und Wilfried und David brachten das Boot durh heftiges Paddeln an den ruhigen Flussrand, wo schon die anderen Boote auf uns warteten. Aber wo waren Günther und unser Bootsführer. Sorge machte sich breit, bis die beiden unbeschadet, aber ein wenig geschockt schwimmend beim Boot auftauchten.

Gegen Ende der mehrstündigen Bootsfahrt sprangen einige von uns noch von einer Hängebrücke (im Videoclip Wilfried und ich beim Sprung) und mit einem Essen im eigens dafür erbauten Rancho wurde unser sehr abenteuerliche Ausflug abgeschlossen. Wir übernachteten danach in Semuc Champay, gingen am nächsten Vormittag noch in den natürlichen Schwimmbecken schwimmen und fuhren am Nachmittag fröhlich, aber auch ein wenig müde wieder in die Hauptstadt.

Mittwoch, 14. Juli 2010

Besuch im Tortugario (in der Schildkrötenstation)

Vergangenes Wochenende haben wir im Tortugario, in der Schildkrötenstation der Schule verbracht. Sie befindet sich in El Gariton, in der Nähe von Monte Rico an der Pazifikküste. Diese Station wurde von Biologielehrern der österreichischen Schule vor vielen Jahren gegründet und dient dem Schutz des Schildkrötenbestandes. Dieser ist dadurch gefährdet, dass Schildkröteneier bei der Bevölkerung als besonderes Nahrungsmittel sehr beliebt sind. Man kann sie sogar auf den Märkten in Guatemala-City kaufen, obwohl dies offiziell verboten ist. Aber das ist, wie bei so vielen Dingen in Guatemala: Was nicht überprüft und bestraft wird, wird einfach übergangen! So hat man mit der Bevölkerung und den Eiersammlern an der Pazifikküste folgendes Abkommen getroffen: Wenn sie die Schildkrötennester plündern, dann sollen sie freiwillig 10 % der Eier in der Schildkrötenstation abgeben. Dort werden sie im "Tortugario", das ist ein eingezäunter Bereich, der mit Netzen vor tierischen Eierräubern geschützt ist, eingegraben. Wenn die kleinen Schildkröten nach ca. 48 Tagen geschlüpft sind, werden sie ins Meer gebracht.
Die Schule hat ein Grundstück direkt am Strand erworben und ein Haus mit einem Dachrancho, das heißt einer mit einem Palmendach überdeckten Dachterrasse gebaut. Auf dieser Terrasse kann man auf Klappbetten wunderbar schlafen. Die Intension war, dass Schulklassen der Schule immer wieder diese Station besuchen, dort auch arbeiten und forschen und so ein Bewusstsein für die Besonderheit der Meeresschildkröten gefördert wird. Leider ist, wie so vieles an dieser Schule dieser Gedanke ein wenig in Vergessenheit geraten und nur wenige Klassen nutzen die Möglichkeit ein paar Tage in El Gariton zu verbringen.
Wir haben einen Gaskocher und einige Lebensmittel mitgenommen, unsere Klappbetten aufgestellt, die Hängematten aufgehängt und die Ruhe fernab der Stadt, das Meeresrauschen und den Blick auf einen menschenleeren Strand genossen. Am Morgen des Sonntag brachte ein Eiersammler seine Donacion (das ist eine Spende) von 10 % seiner gesammelten Eier - 18 Stück.
Sie wurden von einem Arbeiter, der für diesen Job von der Schule beschäftigt wird, im Tortugario vergraben. (Siehe Bilder rechts unter dem Link "Tortugario")
Im heurigen Jahr sind erst wenige Eier abgegeben worden, denn das Meer, das in letzter Zeit sehr stürmisch war, hat für einen neuen Strandverlauf gesorgt. Die Nestplätze der Schildkröten liegen im oberen, bewachsenen Teil des Strandes. Nun hat das Meer aber den unteren Teil des Strandes abgetragen und für eine Stufe von ca. 2 m Höhe gesorgt. Diese Stufe können die Schildkröten nicht überwinden. Wahrscheinlich suchen sie sich andere Nistplätze, die leichter zugänglich sind.
Mitte August sollen die ersten Schildkrötenbabies schlüpfen. Vielleicht schaffe ich es, am richtigen Tag wieder nach El Gariton zu fahren und beim Schlüpfen und Entlassen ins Meer dabei zu sein.

Sonntag, 4. Juli 2010

Resümee Bolivienreise

Zurückgekehrt nach Guatemala möchte ich ein kleines Resümee über meine Eindrücke von diesem Land ziehen.
Sie sind natürlich subjektiv!




Zunächst ein paar Daten über Bolivien: (gesammelt im www.)

Größe: Ca. 14 mal größer als Österreich!

Einwohner: ca. 9 Mill.

Durchschnittliche Lebenserwartung: 66,53 Jahre (Österreich: Ca. 80 J.)

Fertilitätsrate (durchschn. Kinderzahl pro erwachsener Frau): 3,8 (Österreich 1,38)


Anhand dieser Daten lassen sich schon gravierende Unterschiede erkennen. Bolivien ist unheimlich dünn besiedelt. Man fährt wirklich oft stundenlang durch unbewohnte Gegend, was auch damit zusammenhängt, dass große Teile des Landes recht unfruchtbar oder sehr gebirgig sind. Die durchschnittliche Lebenserwartung von nicht einmal 70 Jahren zeigt, dass die medizinische Versorgung noch recht schlecht ist. In den Städten haben wir aber Kliniken gesehen, die an manchen Tagen der Woche kostenlose medizinische Versorgung anboten. Insgesamt kann ich mir vorstellen, dass vor allem in den dünn besiedelten Gegenden Ärzte Mangelware sind und auch der Transport von Kranken nicht organisiert ist, weil die Entfernungen einfach sehr groß sind (ich habe am Land nirgendwo einen Rettungswagen gesehen!)

In Bolivien gibt es viele, viele Kinder. Vor allem die indigene Bevölkerung, die ja ca. 70 % der Gesamtbevölkerung ausmacht, besteht aus sehr kinderreichen Familien. Die Frauen tragen ihre Kinder lange mit sich in einem Tuch am Rücken herum. Viele Kinder könnten eigentlich schon selbst laufen, werden aber noch immer getragen. Außerdem habe ich beobachtet, dass die Indigina-Frauen die Kinder sehr lange stillen. Da das Stillen recht ungeniert in der Öffentlichkeit erfolgt, konnte ich oft sehen, wie Kinder mit 2 - 3 Jahren noch an der Mutterbrust saugten. Grundsätzlich werden kleine Kinder von ihren Müttern immer zur Arbeit mitgenommen. Ob sie am Markt Gemüse verkaufen oder in der Stadt in einem Hostel in der Rezeption sitzen - die Säuglinge und Kleinkinder sind mit dabei, werden oft einfach am Boden gewickelt und entwickeln so eine gewisse Gelassenheit. Wir haben uns bei den elendslangen Busfahrten oft über die "braven" Kinder gewundert.
Ein großer Unterschied zu Österreich, aber vor allem auch zu Guatemala besteht in der politischen Meinungsäußerung. In Bolivien wird die politische Meinung sehr öffentlich in Kundgebungen, Demonstrationen und in manchen Fällen auch in Blockaden kund getan. Die Staatsmacht und die nicht demonstrierende Bevölkerung registriert diese mit einer gewissen Langmut, denn Polizisten marschieren zwar auf, sind jedoch nur mit Schlagstöcken bewaffnet und die Passanten sehen dem Treiben auf solchen Demos eher gelassen zu. Die indigene Bevölkerung wehrt sich aktiv gegen die Ausbeutung durch Großgrundbesitzer und gegen die Beschneidung ihrer Interessen. Dies führte natürlich auch zu Gegenbewegungen und im fruchtbaren Tiefland rund um Santa Cruz gibt es schon seit einiger Zeit massive Autonomiebestrebungen. Es wird viel diplomatisches und politisches Geschick von Evo Morales und seinen Mitstreitern brauchen, um das Land geeint zu halten. Zu groß sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen und auch zwischen den einzelnen Gebieten.

Was Bolivien so interessant macht:

  • viele verschiedene Klimazonen (vom Regenwald im Tiefland bis zum Wüstenklima des Salar und zum hochalpinen Klima der Cordilleren und der Anden)
  • viele Indiginas (leider fast ausschließlich weibliche) sind in traditionellen Trachten gekleidet
  • wunderbare Landschaftseindrücke im Gebirge mit traumhafter Fernsicht, die durch die
    trockene Luft in dieser Jahreszeit begünstigt wird
  • selbstbewusst wirkende Indiginas, die nicht nur "dulden" wie hier in Guatemala
  • äußerst günstige Preise bei Unterbringung (annehmbarer Standard), Essen und Transport
  • ein recht sorgloser Umgang mit Touristen, der Erlebnisse wie der Besuch der Minen von
    Potosí oder von nicht erschlossenen Tropfsteinhöhlen o.ä. ermöglicht. Bei uns könnte man so
    etwas nie sehen, da die Angst vor Unfällen zu groß wäre.(Zugegebenermaßen hat dieser Punkt 2 Seiten: Wenn etwas passiert übernimmt sicher auch niemand die Haftung!)
  • ein recht gut ausgebautes Busnetz, das auch dort und da schon recht luxuriöse Busse anbietet.
    Zu wünschen wären nur noch Tagfahrten, da die Busse in Bolivien auf den weiteren Strecken
    ausschließlich in der Nacht fahren.
  • es besteht kein offensichtliches Sicherheitsproblem. Man sieht kaum private
    Sicherheitsdienste und die Polizei ist größtenteils unbewaffnet.


    Worauf man sich bei einer Reise durch Bolivien einstellen sollte:
  • Teilweise sehr schlechte Straßen und waghalsig fahrende Busfahrer
  • In den Wüstengebieten und im Gebirge vor allem kalte Nächt
  • Viele Menschen haben Schwierigkeiten mit dem Luftdruck in den großen Höhen der Anden und Cordilleren bzw. in Städten wie La Paz und Potosí (Höhenkrankheit).
  • Es sind hauptsächlich Rucksacktouristen unterwegs. Luxusrundreisen wird man in diesem Land vergeblich suchen.

Mir hat Bolivien extrem gut gefallen und ich werde wohl den Rest meines Lebens das Fortkommen dieses Landes interessiert beobachten, wobei ich hoffe, dass es genau dort gelingen möge die Unterschiede zwischen den armen Indiginas und den reichen Weißen zu vermindern und ein Zusammenleben in gegenseitiger Achtung und Wertschätzung zu ermöglichen.













Mittwoch, 30. Juni 2010

The Death Road - die Todesstraße

Vor ein paar Jahren noch war diese Straße die von ca. 4.700 m auf ca. 1.100 m ins Tiefland führt die berühmt-berüchtigte Todesstraße. Sie ist nicht asphaltiert, sehr schmal und ungesichert, das heißt, es gibt keine Leitplanken oder sonstigen Sicherheitseinrichtungen. Der Verkehr wurde damals noch in beide Richtungen geführt und jährlich sind mehrere Busse, bzw. Autos abgestürzt. Nun hat man eine asphaltierte Straße auf der anderen Seite des Tales gebaut und die Todesstraße ist für Mountainbiker und ihre Begleitfahrzeuge reserviert. Sollte sie zumindest sein. Aber wie auf so vieles auf diesem Kontinent kann man sich auch darauf nicht verlassen. Uns sind jedenfalls mehrere Autos entgegengekommen. Aber von Anfang an erzählt:
In La Paz gibt es einige Tourveranstalter, die die Mountainbiketour anbieten. Die Plakate sprechen dabei von Todesgefahr und „nur die Tapfersten kommen durch“ usw. Auch im Reiseführer wird mehr oder weniger von der Mountainbiketour gewarnt. Also dachten wir uns: Die Landschaft soll ja besonders interessant sein, die wollen wir schon sehen, aber das mit den Fahrrädern tun wir uns nicht an. Das ist zu gefährlich. Also buchten wir 2 Plätze im Begleitbus. Früh am Morgen ging es los. Mit im Bus waren eine Französin, eine Schottin, ein Neuseeländer und …. 3 Tiroler, alle nicht älter als 23. Sie hatten die Ausrüstung wie Helm, Handschuhe usw. vom Anbieter bekommen und die Mountainbikes, eigentlich recht gute Räder, waren am Dach. Schon in La Paz war es am Morgen recht kalt und als wir auf den Pass Cumbre 4700 m hoch kamen, lag plötzlich Neuschnee. Die Stimmung unserer Radfahrer sank und als sie dann auf ihre Räder umstiegen, waren sie sehr skeptisch und wir sehr froh, dass wir nicht radfahren mussten. Die erste Stunde führte noch über eine Asphaltstraße und unsere Radler waren sehr durchgefroren. Die Mädels fuhren sehr langsam und ich dachte schon insgeheim, dass ich da wohl auch leicht mitgekommen wäre. Dann begann die eigentliche Todesstraße. Zugegeben, sie ist schmal, zugegeben neben der Straße fällt das Gelände oft hunderte Meter steil ab (da wird einem im Minibus fast mulmiger als am Radl) , aber erstens wird langsam gefahren und zweitens ist das Gefälle der Straße nie sehr groß. Die Autos, die uns begegneten waren langsam unterwegs und die Gruppe wurde von einem einheimischen Führer angeführt und vom Begleitauto abgeschlossen. Von Gefahr absolut keine Spur!
Wenn das Wetter schön gewesen wäre, hätten wir uns wirklich geärgert, denn 3000 Höhenmeter bergab zu fahren, ist schon ein Erlebnis. So aber waren wir froh, denn zwischendurch begann es dann auch noch zu regnen und es wurde nur wenig wärmer. Schließlich kamen wir nach 3 Stunden im Tiefland an. Das Wetter war nicht schön und so verließen wir nach einem Mittagessen die Gegend über die neue Asphaltstraße, von der aus wir viele Coca-Felder an den Hängen sahen. Hier wird sehr viel Coca angebaut, was in Bolivien mit Einschränkungen erlaubt ist. Die Sträucher dürfen eine gewisse Höhe nicht überschreiten, erklärte uns der Führer und er meinte: Bolivien ist ein Coca-Land, alle verwenden Coca, wobei natürlich das Kauen der Blätter gemeint ist und nicht die „veredelte“ Form des Kokains. Aber natürlich wird auch ein großer Teil der Coca-Blätter in Länder wie Kolumbien gebracht, wo die Umwandlung der Blätter in Kokain durch die Drogenkartelle erfolgt.
Insgesamt führte der Ausflug in eine sehr interessante und auch schöne Gegend. Allen Bolivien-Reisenden, die gerne Rad fahren würden wir bei schönem Wetter auch zur Mountainbike-Tour raten.
Morgen verlassen wir La Paz in Richtung Santa Cruz. Dort werden wir noch 2 Tage verbringen, ich werde mich noch einmal mit einem zusammenfassenden Bericht melden und dann geht der Flieger wieder ab nach Guatemala.

Sonntag, 27. Juni 2010

Chacaltaya und Mondtal

Als nächster Ausflug war die Besteigung des „Hausberges“ von La Paz geplant. Um ½ 9 h ging es mit einem Kleinbus voll mit 12 Leuten aus aller Herren Länder quer durch La Paz – natürlich wieder auf Umwegen, denn es war wieder die Hauptausfahrtsstraße durch Kundgebungen blockiert – zum Chacataya 5500 m hoch. Mit dem Kleinbus kann man eine sehr kurvenreiche Straße auf ca. 5300 m hoch fahren – die ungesicherten Abgründe neben der Straße lassen so manchen nach nicht vorhandenen Haltegriffen greifen… Zu gehen sind dann die letzten ca. 200 Höhenmeter – und die haben es in sich. Man schnauft ganz schön und vor allem anfangs ist jeder Schritt eine Anstrengung. Aber es lohnt sich! Das Panorama ist atemberaubend! Mehrere 6000er in der Umgebung, von verschiedenen Mineralien bunt gefärbte Bergseen, in der Ferne der Titicaca-See und sogar der höchste Berg Boliviens, fast 7000 m hoch! Auch Teile von La Paz kann man ausmachen! Es ist nicht besonders kalt und die Luft ist wie immer hier extrem trocken. Daher auch die extreme Fernsicht. Es ist auf jeden Fall ein erhebendes Gefühl auf so einem hohen Gipfel zu stehen.
Nach dem Abstieg geht es wieder in Richtung La Paz, wieder quer durch die Stadt und dann ins sogenannte Mondtal, einer Laune der Natur, die durch die Errosion Sandstein bizarr geformt hat. Am späten Nachmittag kehren wir nach La Paz in unser Hostel zurück um bald schlafen zu gehen, denn morgen geht es ins Tiefland. Darüber aber im nächsten Bericht

Titicaca-See und Isla del Sol

Schnell haben wir in La Paz ein kleines “Reisebüro” gefunden mit einem sehr netten und hilfreichen Besitzer und der erste Ausflug an den Titicaca-See war gebucht. Dazu ist zu sagen, dass Busfahrten und Ausflüge hier wirklich billig sind. Z. B. der fast ganztägige Ausflug auf den Chacataya und ins Mondtal kostet mit Führer 80 Bolivianos pro Person = ca. 9 €!
Also: Wir buchten ein Zimmer in einer Eco-Lodge in Copacabana am Titicaca-See und planten von dort aus weitere Ausflüge zu machen. Der Transport nach Copacabana erfolgte in einem 28sitzigen Bus in dem wir die einzigen (!) Fahrgäste waren. Der Bus wurde mit einer primitiven Fähre auf die Insel gebracht, auf der Copacabana liegt. Doch der See war ruhig und die Überfahrt problemlos, was nicht immer der Fall sein muss, was wir bei der Rückfahrt erlebten. Unsere Eco-Lodge erwies sich als wirklich schönes und interessantes Quartier. Es bestand aus Bungalows, die aus Adobe (das sind Lehmziegel) gefertigt waren. Wir erlebten erstmalig, wie gut diese Lehmziegel isolieren. Da tagsüber immer die Sonne schien, war es abends trotz niedriger Außentemperaturen innen nie kalt! Copacabana selbst ist ein Touristenort, wobei diese auch aus dem eigenen Land kommen. Z. B. werden in Copacabana viele Hochzeiten gefeiert und viele Einheimische besuchen den Ort am Wochenende. Am ersten Nachmittag erstiegen wir den Kalvarienberg – wieder schnaufend, denn auch der Titicaca-See liegt auf über 3800 m! Abends gabs ein sehr gutes Abendessen zum landesüblichen, günstigen Preis (wir zahlen zu zweit meist zwischen 6 und 10 €, Getränke inbegriffen!) und für den nächsten Tag buchten wir eine Bootsfahrt auf die Sonneninsel Isla del Sol – ca. 2 Stunden Bootsfahrt entfernt.
Der Morgen begann, wie immer, strahlend. Das Boot legte mit uns und weiteren ca. 25 Fahrgästen ab und wir fuhren über den sehr blauen, klaren Riesensee. Bald kamen die Cordilleren in Sicht und diese Mischung aus Berg und See machte eine ganz eigene Stimmung. Im Norden der Insel angekommen, machten wir uns auf zu einer Wanderung quer über die Insel, immer am Bergrücken entlang. Unser Boot sollte uns in ca. 4 Stunden später im Süden abholen. Also: Wieder einmal schnaufen, aber auch diesmal lohnte es sich. Wir hatten wunderbare Ausblicke auf denTiticaca-See und die umgebenden Berge und waren nach ca. 3 Stunden schon an der Südspitze. Ein Bier an einem sonnigen Plätzchen rundete den Ausflug ab. Wieder ein wunderschönes Landschaftserlebnis in diesem an Schönheiten so reichen Land!
Der nächste Vormittag wurde in der Sonne liegend vertrödelt und bevor wir um 13.00Uhr unseren Bus bestiegen, aßen wir in einem Einheimischenstandl am Strand gegrillte Forellen – die hier im See gefangen werden. Wieder ein kleiner Einblick in die Preise: 2 Forellen mit Reis und Pommes + 2 Flaschen Bier 60 Bolivianos = ca. 7 €.
Danach ging es wieder per Bus in Richtung La Paz. Unterwegs trafen wir auf einen Festumzug mit prachtvollen Masken. Man erklärte uns, dass das Fest des heiligen Petrus gefeiert würde. Komischerweise mit Inkamasken und Inkakostümen! Einer unserer Führer hat einmal zu uns gesagt: „Offiziell sind wir katholisch, aber in Wirklichkeit verehren wir viele Götter!“ Insoferne unterscheiden sich die Inkas nicht von den Mayas in Guatemala.
In La Paz angekommen müssen wir am Busbahnhof aussteigen. Wir winken uns schnell ein Taxi herbei und los geht die Fahrt. Doch nur ein paar Meter, da will ein Frau einsteigen. Sie quetscht sich auf meiner Seite auf den Rücksitz, Wilfried sitzt links von mir. Sie ist sehr freundlich und erklärt uns, dass sie aus Kolumbien kommt und 3 Tage Fahrt hinter sich hat usw. usw. Plötzlich hält das Taxi wieder und ein Mann behauptet von der Einwanderungsbehörde zu sein und will auch in das Taxi steigen. Da klingelt es bei uns! Wir wurden durch Plakate in den Hostels und durch eigene Artikel im Reiseführer davor gewarnt, dass Touristen aufpassen sollen, wenn jemand in einem Taxi zusteigt. Es sei nämlich häufig vorgekommen, dass diese dann von der "Übermacht" im Taxi beraubt wurden. In einer unglaublich schnellen Reaktion haben wir das noch stehende Taxi verlassen, den Kofferraum aufgerissen, unsere Rucksäcke herausgeholt und sind auf und davon. Das Taxi ist mit der Frau an Board weiter gefahren (sie hatte übrigens kein Gepäck, das ist uns aber erst später aufgefallen) und der vermeintliche Einwanderungsbeamte hat schleunigst das Weite gesucht. So haben wir durch Geistesgegenwart vermieden, dass die Leser dieses Blogs uns mit Auslandsüberweisungen aus der Patsche helfen mussten. So ist das Leben in Großstädten, leider auch hier in La Paz. Aber es ist alles gut gegangen und wir haben wieder dazu gelernt!

La Paz

La Paz
ist nicht die Hauptstadt Boliviens (das ist Sucre), aber es ist wohl die wichtigste Stadt hier. Sie liegt in einer Höhe zwischen 3100 und 4100 m. Mit seinen ca. 850.000 Einwohnern ist sie riesengroß, vor allem deswegen, weil die meisten Menschen hier in kleinen Häusern wohnen und diese die vielen Hügel der Stadt bedecken. Wir haben hier in La Paz ein nettes Hostel gefunden und haben, wahrscheinlich durch die Erfahrung in Potosi auch keine ärgeren Höhenprobleme außer dass man schnell außer Atem gerät, vor allem deswegen, weil es ständig steil bergauf und bergab geht. Unser Hostel befindet sich im Indigina-Viertel, wo es auf den Straßen sehr bunt zugeht. Indiginas sitzen mit ihren Waren am Gehsteig und bieten alles, von Mandarinen und Orangen bis Zahnpaste, Brot, CDs usw. usw. an. In der Nähe ist die sog. Hexenstraße, wo so schräge Dinge wie Lama-Embryos angeboten werden. Sie werden beim Neubau eines Hauses an allen 4 Ecken eingemauert und sollen Glück bringen. Außerdem gibt es Kräuter für und gegen alles Mögliche, bunte Pflanzensamen und Räucherwerk.
Von La Paz aus lassen sich zahlreiche Ausflüge machen. Den ersten werden wir an den Titicaca – See unternehmen.

Dienstag, 22. Juni 2010

Die Fahrt nach La Paz

Schon beim Kaufen des Tickets machte man uns darauf aufmerksam, dass die Straße nach La Paz von Demonstranten blockiert sei, dass man aber eine Ersatzroute fahren würde. Wir waren auf einiges gefasst, aber das, was wir dann erlebten, schlug alle Erwartungen: Wir fuhren durch die Salzwüste und dann durch die Hochlandwüste. Eine Route über Stock und Stein und das mit 2 großen Bussen. Immer wieder blieben wir stehen und die beiden Chauffeure berieten, wie man nun wohl fahren sollte. Manchmal blieben wir bei Hütten stehen und die Fahrer fragten nach der Fortsetzung des Weges. Niemals würde ein Bus in Mitteleuropa so eine Strecke fahren!!! Unglaublich! Zwischendurch mussten wir einige Male umdrehen, weil wir uns offensichtlich verfahren hatten – und das mit zwei recht guten Linienbussen voller Menschen und in völliger Dunkelheit!
Ich sitze derzeit in einem dieser Busse und möchte jetzt gleich sozusagen live von dieser Fahrt berichten:
Zuerst fuhren wir über den Salar, den großen Salzsee, dann in der Steinwüste, wo wir plötzlich in einem Dorf hielten. Jemand wurde aus einer Hütte geholt und offensichtlich befragt. Dann drehten die beiden Busse um und wir fahren derzeit wieder über den Salzsee. Wir finden die Aktion bisher noch lustig, aber wer weiß wie lange noch?
Nun verlassen wir den Salzsee wieder und die Holperei über Stock und Stein beginnt. Dass das der Bus überhaupt aushält, wundert mich… wieder ein Dorf… wir bleiben wieder stehen, offensichtlich wird beraten, wie und wo es weiter geht. Wir sind schon 3 Stunden unterwegs, fahren wir jetzt wieder nach Uyuni zurück? Nein! Es geht weiter… Gottseidank ist der Bus im Gegensatz zu anderen bolivianischen Bussen gut geheizt, draußen ist es bitterkalt! Wilfried und ich lachen uns krumm und scherzen pausenlos. Hoffentlich vergeht uns das Lachen nicht noch…
Mir scheint unsere Fahrer haben jetzt den richtigen Weg gefunden, die Bezeichnung Straße wäre wirklich übertrieben. Normalerweise fährt man hier sicher mit Allradautos. Wir holpern also dahin. Wenn das so weiter geht, sind wir zu Mittag auch noch nicht in La Paz. Am meisten bedauern wir die Menschen im zweiten Bus. Sie sind gestern schon einmal in Richtung La Paz gefahren. Dann standen sie 12 Stunden an der Blockade und wurden wieder nach Uyuni zurückgebracht. Man versprach ihnen heute eine andere Route zu fahren – und jetzt das….
Jetzt geht langsam der Akku meines Netbooks zu Ende. Ich wird den Bericht in La Paz (hoffentlich!!!) fertigstellen...

Nun sind wir glücklich in La Paz gelandet. Es ist 10 h morgens. Die Fahrt hat 14 Stunden gedauert. Man glaubt gar nicht, dass man sich sogar daran gewöhnen kann. Wir haben eigentlich recht viel geschlafen und uns von der Rüttlerei nicht stören lassen. Erst die letzten 3 Stunden fuhr der Bus auf einer Asphaltstraße!
Der erste Eindruck von La Paz ist sagenhaft! Die Stadt liegt auf vielen Hügeln verteilt und besteht vor allem aus kleinen, verschachtelten Häusern. Wir haben uns in einem sehr netten Hostel einquartiert und wir haben außer warmem Wasser auch noch W-Lan. Herz, was willst du mehr. Nun werden wir La Paz etwas erkunden - langsam gehend, denn die Stadt liegt auf 4300 m und die Straßen sind fast alle steil. Auch die Erreichung unseres Zimmers im 4. Stock ist ein gutes Training. Bevor wir La Paz in Richtung Titicaca-See verlassen werden, werde ich mich nochmals mit einem Bericht und Fotos melden.

In der Wüste 3. Tag

Uyuni 21. 6.
Um ½ 5 h aufstehen, frühstücken und los geht die Fahrt noch im Finsteren. Die Sonne geht so gegen ½ 7 h auf und da sind wir dann schon bei den Geysiren– einem Naturphänomen wie es interessanter nicht sein könnte. Die Farben sind atemberaubend, aber nicht nur sie, sondern auch die Schwefeldämpfe, die aus den Ritzen und Löchern im Boden steigen. Wir gehen zwischen den Rauchschwaden herum und manch einer wagt es auch einmal auf eine kleine Ritze im Boden durch die der Rauch nach draußen dringt draufzusteigen. Der Rauch ist warm. Ich kann mich nur schwer von hier lösen, denn ich bin total fasziniert von den Naturgewalten. Leider hupt Jimmy schon und ich muss wieder ins Auto. Weiter über Stock und Stein diesmal über einen Pass 5000 m hoch. Hier ist es schon mühsam einige schnelle Schritte zu machen – man schnauft gleich wie eine Dampflock! Nun müssen wir unsere brasilianischen Reisegefährten zur chilenischen Grenze bringen. Diese liegt mitten in der Hochland-Wüste und besteht aus einem einzigen, kleinen Haus und einem unmotiviert herumstehenden Schranken. Hier möchte ich nicht Grenzbeamter sein! Der Abschied ist herzlich und wir freuen uns schon darauf nur mehr zu Dritt (außer unserer Crew) im Auto zu sein. Dem ist aber nicht so. In Bolivien fährt kein Auto nicht voll besetzt und so bekommen wir drei neue Weggefährten: 2 Koreaner und einen Bolivianer. Gleich beengt wie vorher nur mit dem Nachteil, dass wir den Verdacht hegen, dass die Koreaner sich schon einige Zeit nicht mehr gewaschen haben, wird die Reise fortgesetzt. Wir kommen an die heißen Quellen, die in einem kleinen Betonbecken gefasst wurden und könnten dort ein Bad nehmen, auf das wir aber verzichten, denn es gibt keine Umkleidemöglichkeiten und es hat noch immer Minusgrade. Außerdem „waken“ wie wir auf steirisch so schön sagen einige Tourteilnehmer, die sich sicher genauso wie wir die letzten 2 ½ Tage nicht gewaschen haben in der Brühe. Also kein Thermalbad, dafür Mittagessen und dann Heimfahrt. Diese gestaltet sich recht stressig, denn unser Chauffeur hat in beiden Backen jede Menge Coca eingelagert und fährt etwas seltsam. Er reagiert sehr zeitverzögert und so sitze ich einige Stunden voll angespannt im Auto, stoße hin und wieder einen Warnschrei aus und bin froh, als wir gegen 19 h Uyuni erreichen. Wir leisten uns ein Hotel mit Heizung und heißem Wasser (ist hier Luxusklasse und kostet ca. 35 € für beide pro Nacht). Leider gibt es auch in diesem Hotel kein W-Lan und so muss ich das Hochladen meiner Berichte und der Fotos wieder verschieben. Ich dusche eine halbe Stunde lang, wärme mich dann im weichen, warmen Bett auf und bin sehr dankbar für die Segnungen der Zivilisation. Den morgigen Tag werden wir in Uyuni verbringen, bzw. vertrödeln, denn zu sehen gibt es hier wirklich nichts und am Abend werden wir uns auf den Weg nach La Paz machen, was wieder eine Busfahrt von 11 – 12 Stunden bedeutet. Die Busse fahren aber, wie fast immer in Bolivien nur nachts. Wir werden also am Morgen in La Paz, der höchstgelegenen Großstadt der Welt ankommen. Von dort hoffe ich, den nächsten Bericht schicken zu können.

In der Wüste 2. Tag

Uyuni 20. 6.
Nach einer wirklich kalten Nacht stehen wir um 6h auf, bekommen Frühstück auf unsern Salztisch serviert, erleben einen farbenprächtigen Sonnenaufgang und verlassen das „Hotel“ um ca. ½ 8 h. Wir fahren durch eine atemberaubende Landschaft. Die Straßen sind sehr schlecht, oft nur Pisten – es geht über Stock und Stein. Immer wieder eröffnen sich neue Panoramen mit seltsam gefärbten Vulkanen, unendlich scheinenden Ebenen und kleinen Seen, die durch ihren Mineralgehalt in ganz verschiedenen Farben schillern. Hier gibt es auch einige Flamingos. Die meisten sind um diese Jahreszeit nach Argentinien abgewandert, weil die Seen oft zugefroren sind. Wir staunen und staunen. Das hier am meisten vorkommende Mineral ist Borax – ein weißes Gestein. Ganze Teile von Bergen und viele Lagunenufer bestehen daraus. Offensichtlich ist dieses Mineral nicht sehr wertvoll, denn es wird hier nicht abgebaut.
Gegen Abend kommen wir zu unserem zweiten Nachtquartier. Unsere 5 Mitreisenden bekommen wieder ein 5-Bett-Zimmer. Wir wieder eines mit 2 Betten. Nach dem Abendessen spielen wir alle zusammen noch UNO und sind sehr froh als unser Fahrer Jimmy jedem von uns eine Wärmeflasche in die Hand drückt. Es ist wieder bitterkalt und hat sicher Minusgrade. Unsere Blei be ist irgendwie eine Baracke – völlig unisoliert, mit Blechdach und natürlich ohne jegliche Heizung. Womit sollte man hier auch heizen – es gibt weder Holz, noch andere Brennstoffe. Also, die Wärmeflasche in den Schlafsack gesteckt, ein paar Flaschen Wein geleert und dann ab in die Heia. In der Nacht heißt es dann möglichst wenige Körperteile aus dem Schlafsack ragen zu lassen und beim Frühstück sitzen wir sehr verfroren die Hände um die heiße Kaffeetasse geschmiegt. Der neue Tag wird sicher wieder spannend werden!

In der Wüste 1. Tag

Uyuni 19.6.
Heute um 10.30h begann unsere 3tägigeTour durch die Salzwüste von Uyuni. Unser Führer und Fahrer Jimmy und unsere Köchin Habi luden die Verpflegung und den nötigen Treibstoff auf unseren Allrad-Lexus und los ging die Fahrt mit unseren Reisegefährten aus Brasilien (2 Männer eine Frau) und einer lustigen Mischung aus Spanier und Belgier. Alle 4 könnten locker unsere Kinder sein, aber die Chemie stimmt auf Anhieb. Sie sind lustig und schlagfertig und wir haben sofort Spaß miteinander. Zuerst fahren wir durch eine braune Sandwüste, doch am Horizont zeichnet sich schon die schneeweiße Salzwüste ab. Sie ist riesig – mehrere tausend Quadratkilometer und an ihrem Anfang sieht man auch Männer Salz schaufeln. Wir kommen an einer kleinen Siedlung vorbei, in der Kunsthandwerk und warme Stricksachen verkauft werden. Dann peilen wir die „Fischinsel“ an. Es ist dies ein steiniger Hügel voll mit großen Kakteen. Der Eindruck ist überwältigend! Es gibt dort Kakteen, die beinahe 1000 Jahre alt sind. Wir bekommen dort nach einem Spaziergang auf einem der „Salztische“ (sie sind aus Salzziegel gebaut) unser Mittagessen serviert. Ca. 20 Allradfahrzeuge haben dort gehalten und die Touristen bekommen von ihrer Tourbegleitung ihr Mittagessen. Danach werden lustige Fotos geschossen, denn in dieser weißen Ebene sind die Perspektiven total verschoben – es spielt Fata Morgana!

Viele Touristen besuchen nur diese Salzwüste und fahren dann nach Uyuni zurück. Wir aber haben uns auf diie 3-Tages-Tour eingelassen und so geht der Weg weiter durch die endlose, weiße Weite.
Nach einer Weiterfahrt von ca. 1 Stunde halten wir auf einer kleinen Anhöhe an unserem „Hotel“, einem niedrigen Haus, ganz aus Salz gebaut: Fußboden – Salz, Wände – Salz, Tische – Salz, Hocker – Salz, Betten – Salz (ausgenommen natürlich die Matratzen). Nur das Dach und das Klo sind nicht aus Salz. Nach einem guten Abendessen und einigen UNO-Partien begeben wir uns in unsere Salzbetten und sind schon gespannt auf den morgigen Tag.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Potosì

Angekommen in Cochabamba machten wir uns mit dem Nachtbus auf den 11 Stunden langen Weg nach Potosi, der nach La Paz am zweithöchsten gelegenen Großstadt der Welt (über 4000 m)
Potosi war einst die Hauptstadt des Silberabbaus weltweit. Vom hinter der Stadt aufragende Berg Cerro Rico wurde schon im 16. Jahrhundert tonnenweise Silber abgebaut. Die spanischen Eroberer zwangen die Inkas zur Arbeit in den Silberminen, bei der angeblich bis zu 8 Mill. Menschen (!) umgekommen sein sollen. Mittlerweile ist das Silber abgebaut und in den Minen arbeiten nur mehr hunderte Mineure auf ihre eigene Rechnung. Sie bauen ein Gestein ab, das zu 85 % taubes Gestein und nur zu 15 % mineralhaltig ist. Es enthält Silber, Blei, Zink und Zinn. Diese Mineralien werden in einem Ausschwemmverfahren von mehr als 45 Bergbaugesellschaften gewonnen und hauptsächlich exportiert. Für die Touristen wurde eine Mine geöffnet und man kann dort eine Führung machen.

Diese haben wir nach unserer Ankunft schnell gebucht und schon ging es los mit der Einkleidung mit Gummistiefeln, Helmen mit Grubenlampen, Überhosen und Überjacken. Wir waren eine sehr große Gruppe von 26 nicht einmal 30Jährigen und zwei 56Jährigen, nämlich uns! Die Leute kamen wirklich aus der ganzen Welt. Wir wurden in 4 Gruppen geteilt und zunächst wurden wir gebeten am Mineuren-Markt Geschenke für die Mineure einzukaufen: Dynamit-Stangen, Zündschnüre, Coca-Blätter und Erfrischungsgetränke. Uns wurde auch gezeigt, was die Mineure auch oft trinken, um den Strapazen gewachsen zu sein: Reinen Alkohol 96 %ig – zu knapp 1,50 € pro Flasche! So ausgestattet ging es in die Mine. Zunächst fuhren wir mit einem Kleinbus den Berg hoch auf ca. 4500 m, dann standen wir vor dem kleinen Mineneingang. Nach ein paar Metern wurde uns klar, dass das Ganze kein Kinderspiel werden würde. Wir mussten uns fast senkrecht in einen kleinen Schacht hinunterlassen – stockdunkel – staubig – heiß. Zwischendurch gingen wir wieder ganz geduckt Gänge entlang und mussten schnell in einer Nische verschwinden, wenn ein Hunt gefüllt mit Gestein mit Höllentempo an uns vorbeidonnerte. Von einer Ebene zur nächsttieferen mussten extrem enge vertikale Kamine zum Teil am Hosenboden rutschend zum Teil kletternd überwunden werden. So gelangten wir zur 4. Ebene, wo wir einige Mineure an der Arbeit sahen. Zwischendurch wurden immer wieder unsere Geschenke überreicht und die Luft wurde immer staubiger und das Atmen wurde zunehmend schwieriger. Nach dem Besuch einer Statue des Minengottes ging es wieder aufwärts. Zwischendurch erzählte uns unser Führer immer wieder über das Leben der Mineure, die sich irgendwie als harte Helden sehen. Es wurde aber auch darauf hingewiesen, dass es für die Männer in Potosi wenig andere Möglichkeiten zur Arbeit gibt. Der Aufstieg wurde extrem anstrengend und so mancher 20Jährige drohte die Nerven wegzuwerfen. Auf jeden Fall waren alle froh nach ca. 2 Stunden wieder am Tageslicht zu sein und die dünne Luft in dieser Höhe atmen zu können. Ich selbst habe durch den Staub meine Stimme ein wenig verloren. Während ich diese Zeilen schreibe, kann ich noch immer nur krächzen, aber das wird sich schon wieder geben.
Zuerst hatten wir vor gleich nach dem Minenbesuch nach Sucre weiter zu fahren. Das haben wir uns aber überlegt und uns ein Zimmer hier in Potosi genommen. Morgen werden wir noch das Münzpräghaus hier besuchen und am Nachmittag nach Sucre weiter fahren. Dort erwartet uns ausnahmsweise einmal kein Abenteuer, sondern nur eine schöne, angenehme Stadt. Dort werden wir uns erholen, bevor es ins nächste Abenteuer in die Salzwüste geht…

Toro Toro oder auch Torotoro

Um 7h früh wurden wir vom Taxi abgeholt und vom sehr netten Chef der Agencia Dorbigny (übrigens sehr empfehlenswert!) abgeholt und nach einem Frühstück ging es auf einer fast durchwegs mit runden Steinen (Murnockerln) gepflasterten Straße in Richtung Torotoro. Nach ca. 4 Stunden Rumplerei, Fahrt durch einige Flußläufe (die Brücken sind gerade im Bau) kamen wir in einem sehr netten, kleinen Indigina-Ort inmitten einer von bizarren Felsformationen geprägten Landschaft, bezogen in einem Hotel am Hauptplatz unser Zimmer und gingen Mittagessen. Es gab etwas für die Gegend Typisches: Schafskutteln (für die Jugendlichen unter den Lesern: Das ist Schafsmagen) in einer gut gewürzten Soße mit Reis und Kartoffeln. Vorher noch eine Suppe und das Ganze um 10 Bolivianos = 1,20 €. Das Essen hier ist unheimlich billig. Um 10 € kann man in einem guten Restaurant zwei vollständige Menüs mit Getränken genießen! Danach brachen wir zu unserem ersten Ausflug auf: Besuch der großen Tropfsteinhöhle. Wir marschierten ca. eine halbe Stunde bis zum Portal der Höhle und schon da wurde uns klar: 2800 m Seehöhe machen einen ganz schön schnaufen! Nach dem Passieren des großen Portals ging es gleich recht lustig weiter. Die Gänge in der völlig unbeleuchteten Höhle wurden immer enger und niedriger und schließlich krochen wir am Bauch durch „Ritzen“, von denen man vorher nicht angenommen hätte, dass man durchkäme! Zwischendurch gab es immer wieder große Dome mit schönen Tropfsteinen. Geführt wurden wir von Dennis einem jungen Mann, der ein ganz schönes Tempo vorlegte, doch auch sehr freundlich und kompetent war. Nach ca. 2 Stunden verließen wir die Höhle, froh, wieder am Tageslicht zu sein und um die Erfahrung der Gefühle eines Maulwurfs reicher. Die Landschaft draußen präsentierte sich in schönem Abendlicht und das Panorama, das sich uns bot, war atemberaubend! Die Luft in dieser Gegend ist sehr trocken und so ist die Fernsicht gigantisch und die Farben sehr intensiv.
Nach dem Abendessen, bei dem wir nicht einmal die halbe Portion wegbrachten, fielen wir müde ins Bett. Der nächste Tag sollte schon um 7h früh beginnen, weil wir am frühen Abend wieder in Cochambamba sein wollten, damit wir den Bus nach Potosi noch erreichen. Doch mit dem Schlafen wurde noch nichts. Am Hauptplatz ertönte plötzlich laute Musik und wir sahen von unserem Fenster aus junge Menschen in Trachten wild durch die Straßen tanzen. Schnell zogen wir uns an und folgten dem Zug mit unsern Kameras. Wir wurden dadurch Zeuge eines Inka-Festes. Ein Bursche und ein Mädchen in schöner Tracht wurden mit Gemüse und Früchten behängt und dabei spielten und sangen andere junge Leute in einem eigenartigen Rhythmus und in für uns interessant klingenden Melodien. Ein Feuer wurde entzündet. Coca-Blätter wurden herumgereicht und Fruchtsaft getrunken. Dann fielen plötzlich alle auf die Knie und beteten ein Vaterunser und ein Ave-Maria. So endete die Zeremonie. Dann tanzte der Zug wieder zurück zum Hauptplatz und dort löste sich schnell alles wieder auf. Nun konnten wir voll von Eindrücken in unser Bett sinken.
Also 7 h früh holt uns Mario, einer der Begründer des Nationalparks, Vater von Dennis im Hotel ab und ab ging der Marsch zunächst zu den Dinosaurier-Spuren. Im Jahr 1964 wurde ein Paläontologe auf die versteinerten Spuren aufmerksam. Inszwischen haben Legionen von Wissenschaftlern diese Spuren untersucht und den verschiedenen Saurier-Arten zugeordnet. Unser Führer erzählte uns, dass er in seiner Kindheit (er ist auch 56 Jahre alt) von seinem Großvater immer von den Riesentieren gewarnt wurde, die in der Nacht ihr Unwesen trieben und so schwer gewesen seien, dass sie sogar Spuren in den Steinen hinterließen  . Sehr beeindruckend, diese Spuren, von fleischfressenden (dreizehigen) und pflanzenfressenden (eher elefantenfüßigen) Dinosauriern, die vor ca. 20 Mill. Jahren dort gelebt haben. Sie hinterließen ihre Spuren im Schlamm und dieser wurde von anderem Material überlagert, versteinerte dann und durch die Errosion wieder freigelegt. Man wird ganz demütig, wenn man vor diesen Zeugen einer längst vergangenen Zeit ohne Menschen steht…
Danach ging es schnurstracks auf einem gepflasterten (!) Weg in Richtung Canyon. Wir erwarteten uns nichts Besonderes und waren umso erstaunter plötzlich am Rand einer Riesenschlucht zu stehen. Am gut ausgebauten Mirador (Aussichtspunkt) wurde gefrühstückt um dann in den Canyon 300 m tief abzusteigen. Der Abstieg war ja schon anstrengend, wie würde erst der Aufstieg werden, dachten wir uns… Am Grund des Canyons ging es über riesige Felsen zu einem schönen Wasserfall. Da es noch schattig am Grund der Schlucht war und die Temperatur in 2800m Höhe nicht gerade zum Baden einlud, verzichteten wir darauf ins Wasser zu springen und machten uns auf den Rückweg. Der Aufstieg schien am Anfang fast nicht schaffbar, wurde aber Meter für Meter leichter und schließlich waren wir eigentlich wieder recht rasch oben, gingen zurück in den Ort, aßen am neu gestalteten Markt Erdnusssuppe (Erdnüsse werden in der Gegen angebaut) und Hendl und verabschiedeten uns fast ein wenig traurig vom wunderschönen Nationalpark Torotoro.
Was wir in dieser Gegend beobachtet haben: Es wurde sehr viel Geld in den Ausbau der Einrichtungen des Nationalparks gesteckt. Dieses kam z. B. aus Venezuela (ein Sozialist hilft offensichtlich dem anderen), aus den USA, was uns sehr gewundert hat, den Evo Morales, der bolivianische Präsident ist nicht gerade amerikafreundlich, und nur ein kleiner Teil stammte aus Bolivien selbst.
Die Menschen sind offensichtlich politisch interessiert. Wir haben sehr viele Häuser mit politischen Parolen gesehen – allerdings stehen heuer noch Wahlen bevor. Es könnte auch sein, dass die Menschen ihre Häuser als „Plakatflächen“ verkaufen.
Unser sehr umsichtige, gebildete und sympathische Führer Mario erzählte davon, dass er am Beginn der 90er Jahre sogar für ein Jahr das Dorf verlassen musste, weil ihn die Bauern mit dem Umbringen bedrohten. So verhasst war das Projekt „Nationalpark“ bei ihnen. Mittlerweile haben die meisten doch gesehen, dass dieser Park allen was bringt und die Menschen haben sich damit abgefunden, dass einzelne Touristen in ihr Dorf kommen. Große Mengen sind es ja nicht (ca. 4000 jährlich, davon die meisten Studenten aus Bolivien selbst). Die jungen Menschen bleiben offensichtlich im Dorf. Wir haben viele junge Menschen gesehen und sie machten nicht den Eindruck ohne Perspektive zu sein. Torrotorro ist offensichtlich ein Vorzeigeprojekt, das jederzeit für eine Universum-Sendung gut wäre! Wir empfehlen auf jeden Fall allen Bolivien-Reisenden einen Besuch in Torrotorro!

Mittwoch, 9. Juni 2010

Bolivianischer Regenwald

Sehr spontan haben wir am Sonntag eine 2tägige Tour durch den Nationalpark Amboro gebucht. Wir waren mit einem Spanier und einer Deutschen unterwegs und wurden vom Hostel mit 2 Taxis abgeholt und nach Buena Vista gebracht. Dort sollte unser Guide mit einem Allradauto auf uns warten. Und so war es auch: Wir hielten vor einem Ensemble von sehr primitiven Hütten und unter einem Dach stand das Prachtstück! Ein Schrotthaufen der Sonderklasse!
Nach einem Frühstück auf der "Terrasse" ging es los. Ich saß mit dein beiden Mitreisenden halb am Rücksitz. Warum nur halb? Ja, die andere Hälfte meines Sitzfleisches ruhte auf einem unverkleideten Rohr, was ich auf dem Weg noch schmerzhaft zu spüren bekam! Unterwegs blieben wir bei einer Hütte stehen und unser Führer erfuhr, dass seine Schwiegermutter verstorben war. Er vereinbarte mit uns, uns am nächsten Tag wieder abzuholen, die Touren selbst sollten wir aber mit einem anderen Führer gehen. Wir fuhren über Wege, die diesen Namen nicht verdienten, durch Flüsse und Bachbetten bis zu einigen Hütten mitten im Wald. Dort bezogen wir ein "Zimmer" und los ging die erste Tour mit unserem geprüften Naturführer, der ein wenig aussah wie Zorro, der Retter der Waisen :-).
Wir durchstreiften den Regenwald, bekamen Einblicke in die Naturmedizin, die sich vor allem der Rinde verschiedener Bäume bedient. Wie auch bei den Ausflügen in der Moskitia sahen wir keine Tiere. Das Mittagessen wurde am Aussichtspunkt hoch über dem Regenwald eingenommen. Wir beschlossen, das Angebot unseres Führers eine Nachtführung mit uns zu machen anzunehmen, wohl in der Hoffnung da auf ein paar Tiere zu treffen. Also machten wir uns nach dem Abendessen mit Taschenlampen auf den Weg. Bisher hatten wir keine Moskitos gesehen, also haben wir unser OFF, den besten Mückenschutz zuhaus gelassen. Was für ein Fehler! Die Gelsen waren sehr aggressiv und bei einem Halt, wo wir sicher 10 Minuten im völlig Finsteren auf irgendein Tier lauerten, das dann doch nicht kam, wurde ich von einem kleinen Vieh (weiß nicht was es war, aber so was ähnliches wie eine große Ameise) in den Nacken gebissen. Ich hab bis heute zwei steinharte "Tippeln" im Nacken. Auch sonst sind wir beide ziemlich zerstochen und versuchen nicht zu kratzen, weil sonst alles noch schlimmer wird. Auf jeden Fall haben wir bei diesem Nachtausflug außer einem kleinen Pelztier auf einem Baum und jede Menge Fledermäuse nichts gesehen und glaubten schon, dass es in diesem Wald vielleicht gar nichts gäbe. Am nächsten Morgen marschierten wir zur Vogelbeobachtung, wobei wir einige wirklich schöne und auch große Vögel sahen. Da war ich, wenn auch mit Schwierigkeiten noch mit dabei.
Zurückgekehrt setzte bei mir ein Durchfall mit Magen- und Kopfschmerzen ein und ich ging beim nächsten Ausflug, der dem Flußbett entlang führte, nicht mit. Ich verbrachte die Zeit mit Schlafen und Kloauftenhalten, während die anderen die Spuren der großen Tiere im Flusssand sahen. Tapirspuren (das müssen ziemlich große Viecher sein, Jaguarspuren usw.) - es gibt sie also doch, die wilden Tiere im Nationalpark Amboro, doch wir von den Universum-Sendungen "verdorbenen" Eurpäer glauben, dass sie hinter jedem Baum sitzen und darauf warten, besichtigt zu werden!

Das Mittagessen ließ ich, verständlicherweise ausfallen, und als die Schrotkiste am Nachmittag kam, setzte ich mich mit sehr gemischten Gefühlen hinein. Die erste Stunde war mir nur schlecht, doch dann hatte ich mich an die Schüttelei gewöhnt und musste nur darauf achten, dass alle Flüssigkeiten in mir blieben, was meine ganze Konzentration verlangte. Angekommen in Santa Cruz besorgte mir Wilfried in der Apotheke ein ganzes Sackerl Medikamente und wie meistens bei mir, wirkten sie wie Bomben. Nach der Einnahme von 2 Tabletten war der Durchfall wie abgedreht und heute hab ich bereits ein wenig Weißbrot gegessen. Ich hoffe nur, dass die Geschichte nicht ansteckend war und Wilfried auch noch dran glauben muss.
Den heutigen Tag haben wir noch in Santa Cruz versandelt, haben die Weiterfahrt organisiert und uns ein wenig gepflegt. Dabei sind wir zufällig auf einen Teil des Marktes gestoßen, der bei Ausschreitungen und Protesten der Marktstandler (hauptsächlich Indiginas) am vorhergehenden Abend völlig verwüstet wurde. Etwas später wurden wir auch Zeugen einer Protestversammlung in der Innenstadt, bei der es recht laut und temperamentvoll umging. Offensichtlich waren auch hier schon Pflastersteine geflogen, die man bei unserer Ankunft grad wieder "montierte". Die Inkas sind also doch anders als die Mayas, temperamentvoller und kämpferischer, den Eindruck habe ich bisher gewonnen.
Morgen geht es weiter nach Vallegrande, das ungefähr in der Hälfte des Weges nach Santa Cruz liegt. Wir nehmen Abschied von der Wärme, denn von nun an geht es nur mehr bergauf in Richtung Anden und das heißt: Es wird von Tag zu Tag kälter werden. Doch davon in meinem nächsten Bericht...

Sonntag, 6. Juni 2010

BOLIVIEN - erste Eindrücke

Gestern sind wir nach langem Flug über San Salvador und Lima um 1.30 morgens hier in Bolivien, genauer in Santa Cruz (die Stadt liegt im Tiefland von Bolivien) angekommen. Ich hatte ein Zimmer in einem Hostel reserviert, sodass wir ohne Umstände mit dem Taxi direkt ins Quartier fahren konnten. Dieses (Hostel Jodanga http://www.jodanga.com/) erwies sich als Glücksgriff. Es bietet große, saubere Zimmer mit gutem Frühstück, einen Swimmingpool im Innenhof, sowie kostenloses W-LAN zu einem Preis von ca. 12 € pro Person.

Nach einer überraschenderweise kühlen Nacht, begrüßte uns ein wolkenloser, milder Morgen und wir machten uns nach dem Frühstück auf die Stadt ein wenig zu erkunden. Erster Eindruck: Recht sauber, Innenstadt ein wenig westernhaft, gemütliche Lokale mit Gastgärten (für uns Guatemala-City-Geschädigten eine wunderbare Abwechslung), viele Geschäfte (am heutigen Sonntag größtenteils geschlossen), viele "Kirchen" der verschiedensten Sekten, auch große katholische Kirchen, alles in allem viel entspannter als in Guatemala-City. Wir besuchten den Hauptplatz mit der Kathedrale, wo gerade eine Messe stattfand. Vor der Kirche standen einige Fernsehteams aufgebaut. Sie warteten offensichtlich auf jemanden Wichtigen. Außerdem hatte sich eine kleine Schar Demonstranten mit Transparenten aufgebaut. Plötzlich war die Messe aus und ein Mann trat aus der Kirche, wurde sofort von Reportern umringt und interviewt, während die Menschen mit ihren Transparenten näher rückten. Wir wissen nicht genau worum es ging, auf den Plakaten stand: Wir wünschen uns klare Regeln. Bolivien wurde in den letzten Jahren für seine "Protestkultur" bekannt. Wir haben eine kleine Kostprobe davon bekommen.

Danach kamen wir auf einen kleinen Markt und da entdeckte ich einen Superrucksack, den ich sofort kaufte, weil mein billiger guatemaltekischer schon am ersten Tag zwei Reißverschlüsse eingebüßt hat. Jetzt hab ich vollen Tragekomfort und viel Platz für Einkäufe (freut euch, vielleicht bring ich auch für euch etwas mit!). Nachmittags gibt es ein wenig Rast am Pool, abends werden wir essen gehen und für morgen planen wir unsere Weiterreise. Vielleicht finden wir wieder ein so tolles Hostel, dann kann ich bequem weiter berichten.

Sonntag, 30. Mai 2010

Pacaya und Agatha

Am vergangenen Donnerstag saß ich bei meiner Arbeit am Computer als plötzlich die Scheiben der Terrassentüre und der Fenster klirrten. Ich war sehr erstaunt, weil ich kein Erdbeben verspürt hatte und ging beim zweiten Klirren sogar nachsehen, was da los sei, konnte aber nichts entdecken. Erst später bin ich draufgekommen, dass das Klirren durch den Druck des Ausbruchs des Pacaya, unserem "Hausvulkan" hier in Guatemala-City, ausgelöst wurde. Am Abend begann dann der Aschenregen auf die Stadt und die Umgebung nieder zu gehen. Kohlschwarzer, scharfkantiger Sand, sowie zeitweise auch schmierige Asche vermischt mit Regen kamen vom Himmel und bedeckten alles mit einer dicken Schicht. Straßen, Dächer, Pflanzen - alles schwarz.

Fast gleichzeitig näherte sich vom Pazifik her der Tropensturm "Agatha". An der Küste tobte das Meer in meterhohen Wellen und im Landesinneren gingen 3 Tage lang schwere Regenfälle in Kombination mit starken Stürmen nieder. Vermurungen verlegten Straßen, Bäume stürzten um, Strommasten wurden geknickt und halbe Dörfer wurden verschüttet.

Heute morgens hörte es endlich zu regnen auf und Wilfried und ich machten uns mit dem Auto auf um den Pacaya von der Ferne zu beobachten. Leider ist der Berg derzeit nicht zu sehen, da starker Nebel die Gegend bedeckt. Dafür haben wir viele Verwüstungen und vor allem auch die Auswirkungen des Aschenregens gesehen. Ich habe die Fotos davon wieder in ein Webalbum gestellt.

In ganz Guatemala herrscht im Moment Ausnahmezustand. Die Schulen wurden geschlossen und auch der Flughafen ist wahrscheinlich bis Donnerstag gesperrt. Wir hoffen, dass er dann geöffnet wird, denn am Freitag beginnen die Semesterferien und viele der österreichischen Lehrer wollen nach Österreich fliegen. Unser Flieger nach Bolivien soll am Samstag mittags abfliegen - hoffentlich kommt es auch dazu....

Falls es mir noch gelingen sollte, den Pacaya, den ich während meines Aufenthaltes hier schon fünfmal (!) bestiegen habe, zu sehen, werde ich die Fotos davon wieder sicher hier veröffentlichen. Also schaut wieder einmal auf meinen Blog!

Fürs erste sind wir einmal froh, alles unbeschadet überstanden zu haben!

Mittwoch, 19. Mai 2010

Besuch von Margit und Gerhard Neubauer

Nach einer Erholungsphase vom Halbmarathon komme ich endlich dazu ein wenig über den Besuch von Margit und Gerhard Neubauer hier in Guatemala zu erzählen und einige Bilder ins Web zu stellen.


Margit und Gerhard kamen am Samstag, 1. Mai mit dem Lufthansa-Flug über Mexiko nach Guatemala. Wir haben ein Programm zusammengestellt, das aus dem Besuch von Antigua, Rio Dulce, den heißen Quellen von Aquas Calientes, von Flores und Tikal und dem Atitlansee mit dem Markt von Chichicastenango, sowie einem mehrtägigen Aufenthalt am Playa Quilombo am Pazifik bestand.

Die Neubauers waren sehr angenehme, liebenswürdige Gäste, mit denen wir viel Spaß hatten. Ich kann nur hoffen, dass ihnen der Aufenthalt in Guatemala ein wenig gefallen hat und sie gerne an die Zeit hier zurückdenken (sie sind ja bereits wieder in Österreich, eingespannt in ihre Arbeit und ihren Alltag).

Im Webalbum "Bilderbogen Besuch der Neubauers" habe ich einige Fotos zusammengestellt, die eine kleine Zusammenfassung unserer gemeinsamen Zeit darstellen soll.

Liebe Margit, lieber Gerhard! Es hat uns sehr gefreut, euch hier bei uns zu haben!

Montag, 17. Mai 2010

21 lange Kilometer

Gestern, am 15. Mai 2010 habe ich die längsten 21 km meines Lebens zurückgelegt. Aber von Anfang an: Seit einigen Wochen versuchten wir (Wilfried und ich) uns mehr oder weniger konsequent auf den Halbmarathon von Coban vorzubereiten. Erschwert wurde mein Training durch eine Entzündung meiner Achillessehnen, die aber durch den Einsatz verschiedener Salben, die aus Österreich eingeflogen wurden, in Schach gehalten wurde. Am Samstag fuhren wir also in Richtung Coban, einer Stadt im Norden Guatemalas, wo alljährlich der größte Halbmarathon Mittelamerikas stattfindet. Schon die Anreise war ein Erlebnis der besonderen Art, denn Organisationsgenies, wie es die Guatemalteken nun einmal sind, fand am Samstag auch gleich ein großes Radrennen von Guatemala-City nach Coban statt. Wir brauchten für die knapp 250 km mehr als 4 Stunden, denn es waren hunderte Radfahrer unterwegs, von denen auch fast jeder ein eigenes Begleitfahrzeug hatte... und das im vollen Verkehrsgeschehen, mitten unter qualmenden Bussen und schimpfenden Fahrern von Privatautos. Wenn ich noch einmal auf die Welt komme, werde ich Lungenfacharzt in Guatemala :-)

Angekommen in Coban erledigten wir zunächst einmal unsere Anmeldung. Diese ging gegen sonstige guatemaltekische Gewohnheiten wirklich professionell vor sich: Man musste das Nenngeld (umgerechnet 13 €) per Bank eingezahlt und sich online angemeldet haben. Man musste sich nur mehr etwas anstellen, dann bekam man bald seine Startnummer, seinen Zeitchip und die Gutscheine für T-Shirts, Handtuch, Mineralwasser und andere Kleinigkeiten, die man sich bei messeartig angeordneten Messestandeln abholen konnte. Nach dem Einchecken in unser Hotel (das musste schon im März gebucht werden, sonst bekam man keines mehr), genossen wir die Stadt in Volksfeststimmung. Essensstandeln, Kioske mit Sportequipment (z. B. Sportsocken: 4 Paar um 1 €!) usw. säumten die Plätze und Straßen und dazwischen tausende Besucher aller Ethnien des Landes: Weiße, Indiginas, Schwarze...

Nach dem Spaziergang folgte eine gute, erholsame Nacht, die allerdings um 6h früh zum "Frühstück" beendet war: Tee, Weißbrot, Marmelade, und um 7 h ging es mit Günter und Robert (zwei Mitstreiter) in Richtung Start. Dort war schon die Hölle los. Fast 5000 Menschen - Männer pinkelnd an Zäunen, Frauen in langen Reihen angestellt am Mac Donalds - Toiletten, die Spannung spürbar und sich ständig steigernd. Und um 8.00 Uhr pünktlich der Start - und da wir in der hinteren Zone eingeteilt waren, dauerte es eine Weile bis wir gehend die Zeitnehmung passierten. Und dann begann das eigentliche Rennen. Hier das Streckenprofil, damit man sich eine Vorstellung vom Auf und Ab dieser Strecke machen kann:




Zunächst schien das Wetter sehr angenehm: Bewölkt, mäßig warm, doch das änderte sich sofort als die Wolken sich verzogen und die Sonne herunterstrahlte. Günters Uhr kann Durchschnittstemperaturen während der Läufe messen: 29 ° zeigte sie am Ende des Weges an. Es hatte also zeitweise sicher über 30 ° und bei solchen Temperaturen sind die Anforderungen an das Kreislaufsystem extrem hoch, außerdem braucht man extrem viel zu trinken. Dafür war von den Veranstaltern wohl gesorgt. Nach den Gatorade-Standln pickte die Straße hunderte Meter weit...

Die Strecke war gesäumt von tausenden von Menschen (viel mehr als bei europäischen Läufen), die die LäuferInnen ständig anfeuerten, Marimba-Bands machten Musik und Schulkinder boten Sprechchöre.

Mit Fortgang des Laufes sah man immer mehr Menschen über die Steigungen gehen, viele hatten sich wohl mit ihrem Tempo übernommen, übergaben sich am Straßenrand oder gaben auf. Ich hatte mir meine Kräfte recht gut eingeteilt, machte mir keinen Druck wegen der Zeit (die war mir echt egal, es ging ums Durchkommen) und so konnte ich nach 2 Std. 31 Min. meine Runde im Stadion beenden und die Teilnahmemedaille in Empfang nehmen. Wilfried kam kurz nach mir ins Ziel und wir waren beide stolz darauf diesen schweren Lauf geschafft zu haben. Ich glaube nicht, dass es sehr viele Teilnehmer in unserem Alter gegeben hat. Leider gibt es hier keine Wertung in Altersgruppen. So wissen wir über die Altersstruktur der Teilnehmer nicht Bescheid, haben aber nicht viele LäuferInnen in unserem Alter gesehen.

Heute, einen Tag nach dem Lauf haben wir beide keinen Muskelkater nur meine Achillessehne macht mir das Stiegensteigen etwas schwer - ich geh ein wenig wie ein Pinguin - aber auch das wird vergehen und nächsten Sonntag starten wir bei einem 5 km - Lauf zugunsten krebskranker Kinder...























Sonntag, 25. April 2010

Ananasschnaps

Mein heutiger Bericht handelt von einem Arbeitseinsatz - allerdings einem in eigener Sache: Wir brennen Schnaps. Unser Nachbar Markus, seines Zeichens Chemielehrer an der österreichischen Schule, besitzt eine Brennanlage. Vor 2 Jahren wurde damit schon Mangoschnaps gebrannt und diesmal beschlossen wir, gemeinsam mit Kathi und David, es mit Ananasschnaps zu versuchen. Vormittags wurde ein Kofferraum voll Ananas (ca. 150 Stück) am Zentralmarkt geholt (das Stück kostet ca. 40 €-Cent), zu Mittag aßen wir gemeinsam Erdäpfelgulasch und dann ging es los: Mit scharfen Messern, Gummihandschuhen und Schneidbrettln bewaffnet begannen wir die Ananas zu schälen (die Grobarbeit für "grobe" Männer: zuständig David und Wilfried) und klein zu schneiden (Feinarbeit für Sensible: zuständig Markus, Kathi und Irene). Mit viel Scherz und gemütlichem Geplänkel schafften wir es in ca. 2 1/2 Stunden die beiden Maische-Fässer zu füllen. Jetzt sollen die Ananasstückchen eine Woche lang gären (bei den derzeit herrschenden Temperaturen kein Problem) und nächste Woche erfolgt der sog. Grobbrand. Der Feinbrand erfordert etwas mehr Zeit und wird dann in einigen Wochen erfolgen (außerdem brauchen wir wegen der entstehenden "Dämpfe" mindestens einen Tag Erholung danach). Der Bericht über das Schnapsbrennen wird also seine Fortsetzung finden...

Sonntag, 18. April 2010

Ein "guatemaltekischer" Vormittag

Wir haben uns gestern kurzfristig entschieden heute vormittags an einem 10 km - Lauf unten in der Stadt teilzunehmen. Der Start sollte um 1/2 9 h erfolgen und so machten wir uns schon vor 1/2 8 h mit dem Auto auf den Weg. Unterwegs wollte Wilfried einmal rechts abbiegen, da war da leider ein Mopedfahrer, der das Auto gerade rechts überholen wollte und dabei im toten Winkel des Rückspiegels war. Er hakte mit seinem Moped bei der Stoßstange von Wilfrieds Auto ein und riss sie weg. Gottseidank kam er dabei nicht zu Sturz und hatte auch sonst keinen größeren Schaden an seinem Fahrzeug. Nachdem hier in Guatemala die meisten Fahrzeuge (vor allem Einspurige) nicht versichert sind, hat es gar keinen Sinn, sich über eine Schadensbegleichung Gedanken zu machen. Also: Stoßstange (bzw. Maske) des Autos eingepackt und weitergefahren!
Wir ließen das Auto in der Nähe des Starts in einer eher noblen Wohngegend stehen, zahlten unsere Nenngebühren, bekamen die Startnummern (natürlich ohne Nadeln - wir mussten sie einstecken ...) und kurz nach 9 h erfolgte der Start von mehreren hundert Läuferinnen und Läufern. Nachdem keine Chips zur Zeitnehmung ausgegeben wurden, wussten wir, dass die Zeiten wohl nicht gemessen wurden. Das war uns aber egal, weil wir (wir waren zu Dritt: Robert, Wilfried und ich) den Lauf als Training für den Halbmarathon am 15. Mai in Coban sahen. Die Strecke führte fast immer extrem stark befahrene Hauptstraßen entlang - die natürlich nicht gesperrt waren. Beim Überqueren von Straßen musste man oft buchstäblich um sein Leben laufen! Gegen Ende des Laufes überquerten wir einen großen Barranco (das ist eine tiefe Schlucht, von denen es hier in der Stadt recht viele gibt), der völlig mit armseligen Ghetto-Hütten verbaut war. Hier kamen mir ein paar schmutzige, verwahrloste Kinder entgegen, die mich recht fassungslos anstarrten. Ihr Blick schien zu sagen: Was machen diese Menschen hier? Warum rennen die so? Wahrscheinlich hat so etwas wie Sport in ihrem täglichen Überlebenskampf soviel Platz in ihrem Leben, wie in unserem das Suchen nach Lebensmitteln in Mülltonnen.
Das Laufen fiel mir sehr leicht und ich hatte überhaupt keine Probleme, was mich optimistisch für den Halbmarathon stimmt. Am Ziel angekommen, konnte man sich in einer 100m langen Schlange um ein Leiberl und etwas zu trinken anstellen, worauf wir gerne verzichteten. Wir waren guter Dinge und machten uns auf den Weg zu Wilfrieds Auto. Dort angekommen, erwartete uns die nächste Überraschung: Das Schloss an der Fahrertüre fehlte und mein Rucksack und die Geldbörse von Wilfried, beides unsichtbar unter dem Sitz verstaut, waren weg! Gottseidank, hat Wilfried die Kredit- und die Bankomatkarte zuhause gelassen und nur wenig Geld mitgenommen. Auch den Verlust von Crocs, T-Shirts und dem Rucksack können wir verkraften. Das Auto muss nach dem Unfall mit dem Mopedfahrer sowieso gerichtet werden und so sind wir zu dem Resümee gekommen: Es hätte alles noch viel schlimmer kommen können. Nach einer Dusche gönnten wir uns einen Brunch in einem sehr guten chinesischen Restaurant. Man kann sich dabei viele kleine Portionen bestellen, und somit auch viele Geschmacksrichtungen ausprobieren. Ich habe noch nirgends auf der Welt außer in China selbst so gut chinesisch gegessen! Aber das ist auch kein Wunder, Asiaten spielen hier in Mittelamerika eine ganz große Rolle. Darüber aber ein andermal. Jetzt werde ich mich erst einmal von diesem turbulenten Tag erholen!

Freitag, 16. April 2010

Ganz ICH

Nachdem ich nur selten auf den Fotos, die ich in diesem Blog veröffentliche, selbst vorkomme, und ich befürchte, dass die mir wichtigen Menschen in Österreich vergessen, wie ich aussehe, gibt es nun ein Selbstdarstellungs-Webalbum.
Es zeigt mich, mich und noch einmal mich.
Ein paar wenige Fotos sind auch dem Mann gewidmet, mit dem ich hier mein Leben verbringe: Wilfried. Dann habe ich noch meinen Bruder Andi und seine Freundin Petra auf den Fotos entdeckt.
Herzlich bedanken möchte ich mich auch bei den Fotografen: Robert, Andi, Petra und Wilfried!
Ich hoffe, meine Leser und Fotobetrachter verkraften so eine geballte Ladung Irene! :-)

Sonntag, 11. April 2010

Das Geheimnis Cey Caulkers

Heute früh bin ich hinter das Geheimnis Key Caulkers gekommen. Ich war um 1/2 7 Uhr früh joggen und wurde wieder von einigen Rastas scherzhaft angeredet: Bist auf der Flucht? Warum rennst denn so? Cool down lady! usw. Dann kam ich an einem Schild vorbei (übersetzt): Wir haben hier 2 Friedhöfe und kein Krankenhaus, also geh langsam!
Als ich dann schon frisch geduscht auf dem Weg zum Frühstück (in einem für mich extrem langsamen Gehtempo) einen Rasta-Radfahrer überholte wurde mir eines klar:
Die Langsamkeit ist das Geheimnis auf das Cey Caulker seinen Fremdenverkehr aufbaut! Sie wird hier zelebriert! Sehr geschickt! Eine Insel ohne nennenswerte Strände, mit einem Riff das relativ weit weg ist braucht wenigstens ein Image und das hat sich Cey Caulker gegeben: Go slow!
Ich habe sogar den Verdacht, dass einige der schillernden Rastas dafür angestellt sind, den Menschen ständig solche Entspannungs- und Langsamkeitsparolen nachzurufen (es sind nämlich immer die gleichen!)
Geschickt, geschickt muss ich sagen: Wem das eingefallen ist, der ist ein kleines Genie. Denn was wünscht sich der gestresste Europäer oder US-Amerikaner? Entspannung! Und die kann er hier finden!

Samstag, 10. April 2010

Schnorcheltour

Heute waren wir mit einem Segelschiff auf einer ganztägigen Schnorcheltour am Riff. Zuerst waren wir am ungeschützten Riff. Dort darf gefischt werden und das merkt man auch: Außer einigen kleinen bunten Fischen und etlichen Korallen war dort nichts zu sehen im glasklaren Waser. Ganz anders im Schutzgebiet: Dort ist das Fischen verboten und auch die Korallen sind geschützt. Man sieht dort wirklich schöne, alte Korallen und viele, viele zum Teil sehr große Fische. Ammenhaie, große Rochen, große Muränen, große Barracudas und tausende kleinere bunte Korallenbewohner. Es gab 3 Schnorchelgänge, wovon bei zweien unsere Bootsführer mitschnorchelten und erklärten. Beim zweiten Schnorchelgang wurden die Fische zuerst mit kleinen toten Fischen gefüttert. Prompt erschienen große Mengen von Ammenhaien und Rochen. Dann gingen wir ins Wasser. Es war schon ein eigenartiges Gefühl so mitten unter diesen großen Fischen zu schwimmen.
Irgendwie habe ich mir dabei gedacht: Ist doch gut, dass wir Touristen hier sind. Nur für uns wurde dieses Schutzgebiet gegründet - sonst gäbe es das hier nicht! Für uns auf jeden Fall ein Erlebnis und auch ein Gewinn für Belize und die Bevölkerung hier.

Freitag, 9. April 2010

uND WIEDER: SEIN UND SCHEIN - Cey Caulker


Alle, die die Bilder von Cey Caulker sehen, werden glauben, dies sei nun das karibische Paradies, in dem ich mich derzeit befinde. Ist es auch. Mit einem Schönheitsfehler: Es ist nicht echt! Blödsinn, werden viele denken: Ist der saubere Strand nicht echt? Sind die freundlichen schwarzen Rasta-Männer nicht echt? Sind die tropischen Früchte, die serviert werden, nicht echt? Doch, aber sie wären nicht hier, wenn wir (ich meine die Turisten) nicht hier wären. Der Strand wird tagtäglich von allem gereinigt, was von den Bäumen fällt, was das Meer anspült und was die Leute wegschmeißen. Würde man dies nur eine Woche lang nicht machen, würde der Strand wie jeder andere, nicht geputzte (z. B. die Strände in der Moskitia) aussehen. Die tropischen Früchte, wie riesige Papayas, Ananas, Bananen, Guaven usw. wachsen natürlich nicht wirklich hier. Auf der Insel gibt es außer Kokosnüssen nix. Also: Alles mit dem Boot die 45 Minuten von Belize-City herschaffen, in großen Kühlräumen lagern und den Turis als typisch tropisch verkaufen.
Und die netten, coolen Rasta-Männer? Ich bin heute früh die ganze Insel abgelaufen (muss ein wenig für den Halbmarathon im Mai trainieren) und da bin ich in abseits gelegene Viertel gelangt, die von den meisten Touristen wahrscheinlich gar nie gesehen werden. Hier wohnen die netten Rastas. In armseligen Hütten mit hoffnungslos dreinblickenden, ständig schwangeren Frauen (die hohe Kinderanzahl, die herumläuft und die vielen schwangeren Frauen, die man sieht, lassen dies vermuten) und wirken wahrscheinlich nicht zufällig ständig wie eingeraucht… Die schicken Ferienhäuser und Hotels gehören ihnen jedenfalls nicht. Da dominieren spanisch sprechende, weiße Besitzer. Und die größeren Läden gehören Asiaten…
Ich kam bei meinem Lauf vorbei an riesigen Kühlhäusern, in denen all das gelagert wird, was hier gebraucht wird, und von weit her herbeigeschafft werden muss. An Menschen, die Müll auf ein Boot verfrachteten – wohin der wohl gebracht wird? Auf der Insel ist jedenfalls kein Platz dafür.
Das einzige Fleckchen Natur (außer dem Meer natürlich), das ich auf der Insel entdeckt habe, ist eine Art kleiner Naturpark. Mit verschiedenen Bäumen, die mit Schildern bezeichnet sind, und mit einem kleinen Besucherzentrum, das aber immer geschlossen zu sein scheint. Beides wieder sehr abgelegen und eigentlich nur Ziel von einheimischen Hundebesitzern, die dort mit ihren Hunden spazieren gehen.
Trotzdem hat so ein Ferienparadies für mich seine Berechtigung. Key Caulker ist, wie wahrscheinlich viele Karibik-Inseln eine Art Disney-Land für gestresste westliche Menschen, die sich so eine Illusion von der heilen Welt bewahren und sich von ihrem fordernden Berufsalltag entspannen können. Siebekommen hier viel geboten für ihr Geld und sehen sich nicht mit sozialen Problemen und mit der Umweltproblematik konfrontiert. Leider wird, und das ist das bedenkliche für mich daran, ein Bild davon geprägt, was schön, entspannt und lebenswert ist, das nirgendwo auf der Welt mehr der Wirklichkeit entspricht. So haben „naturbelassene“ (sprich: nicht gefakte) Landstriche wie die Moskitia keine Chance als „schön“ empfunden zu werden. Sie entsprechen einfach nicht der Sehnsucht des Menschen nach der „heilen“ Welt, wie sie uns in unzähligen Universum-Folgen und anderen Medienberichten vorgestellt werden.

Samstag, 3. April 2010

Es gibt nicht nur Bananen in Honduras: Urwald- und andere Abenteuer

Wieder zurück in Guatemala versuche ich 13 Tage Honduras revuepassieren zu lassen - gar nicht so einfach, denn wir haben viel erlebt! Wir: das sind Robert (ein Lehrer aus der österreichischen Schule), Andi (mein Bruder), Petra (seine Freundin), Wilfried und ich.

Wir verließen also am Samstag, 23.3. Guatemala um einer der letzten "wilden" Gegenden der Welt einen Besuch abzustatten: Der Moskitia in Honduras. Da unser Urwaldabenteuer erst mit Donnerstag beginnen sollte, besuchten wir zuerst die Maya-Ruinen von Copan, dann Tela, ein Küstenort mit karibischem Palmenstrand und schließlich La Ceiba, von wo aus wir mit einer kleinen Turbo-Propeller-Maschine in Richtung Brus Laguna flogen. Der Flugplatz in Brus Laguna ist übrigens eine wilde, völlig unebene Savannen-Piste, auf der das Flugzeug dahinholpert, dass man das Gefühl hat, es bricht irgendwann auseinander. Von Brus Lagunas aus ging es mit einem großen Einbaum (solche Bäume findet man nur mehr in einem primären Regenwald und von denen gibt es nicht mehr viele. Sie halten laut Aussage der Einheimischen nur 4 - 6 Jahre lang und werden natürlich in Handarbeit selbst hergestellt) über zwei große Seen und einem von Menschenhand gegrabenen Kanal nach Belen, wo wir nahe des Strandes kleine Hütten auf Stelzen bezogen. Der Strand war menschenleer und wir versuchten mit Unterweisung durch eine Fischersfrau vergeblich in der Brandung zu fischen und bekamen dann auch 4 Pferde für 5 Leute zur Verfügung gestellt, mit denen wir durch den Ort und entlang des Strandes trabten (die Pferde waren sehr ruhig :-)und nicht dazu zu bewegen, in eine schnellere Gangart zur verfallen. Petra begleitete nach einem missglückten Reitversuch (ihr Pferd weigerte sich sich zu bewegen) unsere Expedition als Beifahrerin auf einem Moped.

Der Strand war, wie heutzutage wohl alle ungereinigten Strände voll von angeschwemmtem Plastik und ich beschloss einmal mehr, in Zukunft wieder im Bioladen und am Markt Artikel ohne Plastikverpackung einzukaufen - nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein, ich weiß, aber der verzweifelte Versuch, irgendetwas beizutragen bzw. das Zeichen dafür, aus dem, was ich erlebt und gesehen habe, auch meine Schlüsse zu ziehen. Nach einer Nacht ohne Wände, nur von einem Palmendach und Moskitogittern beschützt, ging es nächsten Tag weiter mit unserem "Schiff" den Rio Platano entlang nach Las Marias.

Las Marias hat seine Einwohnerzahl in den letzten Jahrzehnten vervielfacht. Die Bevölkerung besteht aus wenigen Familien (3), die sozusagen reinrassige Pec (also Indios) sind, sowie aus Schwarzen (Garifonas, den Nachfahren von schwarzen Sklaven aus Afrika, die bei einem Schiffsuntergang im 17. Jh. auf einer Karibikinsel strandeten), sowie Latinos. All diese Gruppierungen sind dabei sich ständig zu vermischen und es ist nur mehr eine Frage der Zeit, bis nur mehr der "neue" Misch- Menschentyp in der Moskitia zu finden sein wird. Offensichtlich haben aber die einzelnen Bevölkerungsgruppen keine Probleme miteinander. Es gibt sogar Volkslieder, in denen alle "Rassen" besungen werden - ein Zeichen für die Gleichberechtigung.

Ich denke, es ist nun auch Zeit ein wenig über unsere Art dort zu reisen zu berichten. Wir haben diese Urwaldtour bei La Ruta Moskitia gebucht. Diese Organisation versucht einen ökologischen Turismus in die Region Moskitia zu bringen, um den Menschen eine Zukunftsperspektive zu geben. Die einst an Wildtieren und Fischen reiche Gegend bietet einer steigenden Bevölkerungszahl nicht mehr genügend Lebensgrundlage. Arbeitsmöglichkeiten sind so gut wie keine vorhanden. So versucht die gemeinnützige Organisation mit dieser Art des Ökoturismus den Menschen eine ökonomisches Lebensgrundlage zu geben. Das Konzept scheint mir sehr gut zu sein, aber die Realität hat, wie so oft, die gute Idee stark untergraben. Voriges Jahr, dem Jahr der politischen Unruhen in Honduras waren z. B. sage und schreibe 3 ! Gruppen in der Moskitia und wir waren im März die zweite Gruppe im Jahr 2010! Da von Lebensgrundlage zu reden, ist wohl eindeutig übertrieben.

Wie geht das Ganze vor sich? Man bezahlt an die Organisation für die 8 - Tagestour ca. 800 US$. Die Organisation behält sich einen ganz kleinen Teil des Geldes für die Organisationsspesen, der Rest wird in Kuverts verpackt. Wenn man an einen neuen Ort kommt, gibt man dem Verantwortlichen das Kuvert und der teilt das Geld unter denen auf, die das Programm vor Ort gestalten (das sind Quartiergeber, Pferdevermieter, Urwaldführer usw.).

So kommt das Geld den Menschen direkt zugute. Ich finde dieses Konzept hervorragend! Leider mangelt es an Menschen, die an dieser Art zu reisen interessiert sind. Heutzutage wollen die Menschen nicht konfrontiert werden mit der Wirklichkeit, sie wollen Urlaub in den Scheinwelten der geputzten und geschönten Realität. Sie wollen nicht einen Tag durch den Regenwald gehen ohne ein einziges größeres Tier zu sehen (das ist nämlich normal - nicht wie in den Universum-Sendungen!), die sind nämlich erstens tagsüber meist nicht sehr aktiv und zweitens unheimlich scheu! Sie wollen nicht Strände sehen, an denen es den ganzen Wohlstandsmüll angespült hat und sie wollen nicht sehen wie kinderreiche Familien in kleinen Hütten hausen. Sie wollen auch nicht täglich Bohnen und Eier Yucca und Reis essen, wie das die einheimische Bevölkerung tut (uns wurde dazu oft auch ein Stück Huhn oder ein Stück Fisch gereicht). Die meisten Menschen wollen ein Land und eine Bevölkerung nicht wirklich kennen lernen, sondern sie suchen das Scheinbild der heilen Welt unter dem Motto: "Mein Leben ist sonst so stressig, da möchte ich mich im Urlaub nicht mit solchen Dingen auseinandersetzen". Für mich ist das der eigentliche Unterschied zwischen Urlaubmachen und Reisen. Der Urlauber möchte sich nur entspannen, es interessiert ihn nicht, wer daran wie verdient oder welche sozialen und politischen Hintergründe in dem besuchten Land vorherrschen. Der Reisende möchte aus seiner Reise Erkenntnisse ziehen, möchte Autentizität erleben und ein Land und seine Bevölkerung erspüren. Beides hat seine Berechtigung, aber beides hat andere Auswirkungen auf den Akteur selbst und auf das System, in dem er sich während seiner Reise bewegt.

Doch ich schweife ab: Von Las Marias aus untnahmen wir einen Ausflug mit kleineren Einbäumen (ohne Motor nur "handbetrieben") flussaufwärts zu den sog. Petroglyphen (seltsamen Zeichen in Felsen mitten im Fluss, von denen man weder die Herkunft noch die Bedeutung kennt). Wir haben einige der Zeichen als Urväter unserer Smilies erkannt :-).

Am nächsten Tag: Start des Treks zum Pic Baltimor, einem kleinen Berg, total mit Regenwald bewachsen. Ziel unserer Wanderung war eine kleine Hütte, in der wir übernachteten. Das Gehen im Regenwald ist durch die herrschende Temperatur und die Luftfeuchtigkeit extrem anstrengend. Man "rinnt aus" im wahrsten Sinn des Wortes! Die üppige Dschungelvegetation und die überall "lauernden" Fußangeln in Form von am Boden wachsenden Schlinggewächsen machen das Gehen zusätzlich zu einer Konzentrationsaufgabe, wenn man nicht, wie fast jeder von uns zwischendurch auf der Nase landen will. Die Hütte am Pic Baltimor war sehr, sehr einfach. Wir hatten 3 Betten für 5 Leute zur Verfügung. Diese bestanden aus einem Holzgestell mit einer dünnen, sehr desolaten Schaumgummiauflage, die von unseren Führern (2 an der Zahl, die auch die nötigen Lebensmittel trugen) liebevoll mit Bettwäsche überzogen wurden. In der Nähe der Hütte gluckste eine frische Quelle vor sich hin und sorgte für das nötige Trink- und Waschwasser. Unsere Führer kochten für uns und bald nach Einbruch der Dunkelheit fielen wir in einen unruhigen, von Insekten aller Art gestörten Schlaf, der um 6 h durch die Geräusche des erwachenden Urwaldes unterbrochen wurde: Brüllaffen brüllten, Vögel sangen, kreischten und zwitscherten um die Wette und die Sonne begann bald wieder gnadenlos vom Himmel zu brennen. An unserer Quelle begrüßten uns 2 Pizotes (das sind eine Art Nasenbären, die neugierig von den Bäumen blickten und unheimlich nett anzusehen waren).

Beim Heimgehen behauptete einer unserer Führer einen "tigre", also einen Jaguar gesehen zu haben - leider war keiner von uns dabei .... Der Führer erklärte uns die Wirkungsweise der einzelnen Pflanzenheilmittel des Urwalds, ließ uns aus Lianen Wasser trinken (dieses ist darin gespeichert und rinnt regelrecht heraus, wenn man die Liane kappt), und zeigte uns, wie man aus Blättern Dächer fertigt.

Bei unserer Rückkehr nach Las Marias hatte jeder von uns mindestens 10 Zecken, manche sogar viel mehr. Wir hofften, dass es hier keine von Zecken übertragene Krankheiten gibt...

Am nächsten Morgen: Abfahrt mit dem Einbaum flussabwärts nach Raista. Hier gab es schöne Zimmer in Holzhütten, blütenweiße Bettwäsche (welcher Luxus) und abends ein Lagerfeuer mit einem Gitarristen und einheimischen Tänzerinnen, die uns zur Teilnahme an ihren traditionellen Tänzen einluden und damit großen Spaß bereiteten.

Die letzte Station unserer Tour bestand in einer Fahrt in die Savannenähnliche Gegend von Yamari. Hier gibt es nur mehr kleine Palmen und stacheliges Gras, das von einem kleinen Seitenarm des Rio Platano durchzogen wird. Schon auf der Hinfahrt zu unserem Quartier, bestehend aus ein paar auf Stelzen stehenden Hütten mitten im Niemandsland, sahen wir, wie fast überall auf unserer Fahrt viele Vögel, angefangen von Seeadlern bis zu verschiedenen Reiherarten aller Größen und fragil wirkenden Stelzvögel. Manche strahlend weiß, manche in einer uns völlig fremden Buntheit. Abends machten wir uns mit Taschenlampen bewaffnet auf den Weg zur Krokodilbeobachtung. Wir glaubten irgendwie nicht wirklich daran, Krokodilen zu begegnen, zumal wir am Nachmittag unbekümmert im Flüsschen badeten. Doch als wir in der Finsternis auf ein leuchtendes Augenpaar nach dem anderen trafen, das jeweils zu einem Krokodil zwischen 20 cm und 1,5 m Länge gehörte, waren wir sehr erstaunt. Die Kaimane flüchteten überhaupt nicht! Wir konnten uns mit dem Boot neben sie stellen und eines berührte ich sogar am Schwanz - es erschrak fürchterlich und tauchte ab...

So hatten wir auch noch die berühmten "cocodrilos" gesehen, von denen die Einheimischen immer wieder erzählt haben... (Vielleicht stimmt die Geschichte mit dem Jaguar doch, kam mir dann kurz in den Sinn...)

Langer Rede kurzer Sinn: Am letzten Tag fuhren wir mit unserem Boot wieder zurück nach Brus Lagunas. Es schüttete wie aus Kübeln. Die Ankunft unseres Flugzeuges verzögerte sich und ich stellte mir mit Grausen vor, wie die Maschine auf der von tiefen Pfützen bedeckten Piste landen und starten würde. 2 Stunden später wusste ich es: Abenteuerlich! Das Wasser spritzte höher als das Flugzeug war! Man hatte das Gefühl, dass das Gerät jeden Moment in irgendeine Richtung ausbrechen könnte. Aber für die

Freitag, 19. März 2010

Geschickte Mayas

Mein heutiger Bericht handelt vom 3tägigen Aufenthalt am Atitlansee mit Petra und Andy.

Wenn ihr meine Fotos vom Webalbum durchklickt, dann seht ihr zuerst einige Eindrücke aus dem Dorf San Antonio, in dem wir in einem kleinen Hotel Quartier bezogen haben. Töpfer, Keramiker und Weberinnen werken dort und stellen allerhand Waren für den eigenen Bedarf und auch für den Turistenmarkt her. Einige Fotos zeigen die wunderschöne Landschaft und das Panorama, das der Atitlansee bietet: auf ca. 1500 m Seehöhe, von Vulkanen umringt, am Ufer einige Dörfer, Fischer in ihren Minibooten.

Einige weitere Fotos zeigen uns beim Besuch einer Maya-Zeremonie. Und über diese möchte ich heute näher berichten, denn sie zeigt recht eindrucksvoll, wie naiv der Glaube der Maya-Nachkommen noch heute ist, und wie geschickt sie es schaffen sich aus dem Schussfeld der doch sehr dominanten katholischen und evangelischen Kirche zu bringen.

Also von vorne: Wir wurden von einem offiziellen Führer eingeladen an einer Maximon-Zeremonie teilzunehmen.

Maximon (gesprochen: Maschimon) ist ein Gott mit Maya-Wurzeln. Die Mayas sollen angeblich zur Zeit der Konquistatoren so verzweifelt darüber gewesen sein, dass sie ihre alten Götter nicht mehr verehren durften, dass sie in die Wälder gingen und in den hohlen Bäumen die Stimmen ihrer Götter zu hören hofften. Aus dem Holz dieser hohlen Bäume soll Maximon geschnitzt worden sein. Dies darf man aber nicht laut sagen, meinte unser Führer, denn es sei ein Geheimnis. Maximon wird so behandelt, als sei er lebendig. Aber der Reihe nach: Wir stiegen auf einen Pickup und fuhren einige km an den Ortsrand. Dort, in einem kleinen Häuschen war die Zeremonie schon voll im Gange. Wir durften den Zeremonienraum, der mit allerhand Papierdeko geschmückt war, betreten und unser Führer erklärte mir leise, was wir hier zu sehen bekamen: Ein Schamane kniete vor der Figur des Maximon, der mit vielen bunten Schals geschmückt in der Mitte des Raumes stand. Links vom Schamanen kniete eine Indigina-Frau und auf einem Sessel saß eine zweite. Der Schamane sprach mit lauter Stimme zu Maximon und schilderte in einer der vielen Indio-Sprachen die Probleme der beiden Frauen. Diese hatten eine kleine Flasche Schnaps und eine Schachtel Zigaretten mitgebracht. Wenn der Schamane in seinen Ausführungen eine Pause machte, wurde dem Maximon eine brennende Zigarette in den Holzmund gesteckt und nachdem die verraucht war, wurde er mit einem Teil des Schnapses gelabt. Dies alles geschieht, meinte unser Führer um Maximon gewogen zu stimmen. Als alle Bitten der beiden Frauen vorgetragen waren (es handelte sich um Beziehungsgeschichten), wurde noch fest geräuchert und dann wurden dem Schamanen 2 Flaschen Cola als Lohn gereicht und die Zeremonie war zu Ende. Ich durfte während der Zeremonie einige Fotos machen (gegen Bezahlung von 20 Quetzal = 2 €) und konnte michnach Beendigung genauer im Raum umsehen. Zu meiner Überraschung sah ich einen Glassarg mit einer liegenden Christusstatue und einige Heiligenfiguren an einer Wand stehen. Auf meine Nachfrage, was denn hier der Christus für eine Bedeutung hätte, meinte unser Führer: "Er ist so was ähnliches wie der Vater des Maximon!"

Ich glaube, dass die Maya-Nachkommen hier sehr geschickt handeln: Sie verbinden die Verehrung ihrer alten Götter mit dem christlichen Glauben und sind damit gefeit vor den Anfeindungen der Evangelicos und der Katholiken.

In einem anschließenden Gespräch erklärte mir unser Führer, dass der Maximon deshalb so beliebt sei, weil er keine Schuldeingeständnisse fordere, den Genuss von Alkohol und Zigaretten nicht verbiete und einfach für die Sorgen und Nöte der Menschen da sei! Auch er selbst liebe den Maximon und verehre ihn stärker als alle anderen Gottheiten. Eine sehr weltzugewandte Form des Glaubens! Hat mir sehr imponiert!

Den Abschluss unserer Reise bildete ein Besuch des berühmten Marktes von Chichicastenango. Auch davon einige Impressionen auf Foto gebannt.

Morgen geht es nun nach Honduras in die Mosquitia - einem recht unerschlossenen Regenwaldgebiet. Wir werden uns 2 Wochen lang in Honduras aufhalten und ich bin überzeugt, dass wir dort viel erleben werden, worüber ich hier wieder gerne berichten werde.

Sonntag, 14. März 2010

Vorbereitungen für die Osterwoche - Semana Santa in Antigua

Gestern nachts sind Andreas und Petra hier angekommen. Heute vormittags gings ab nach Antigua, der alten Hauptstadt von Guatemala. Schon bei unserer Ankunft bemerkten wir, dass sich besonders viele Menschen in der Stadt befanden und nach einem Besuch beim unserem Tischler, wo wir einige Bestellungen aufgaben, sahen wir auch den Grund für den Auflauf: Eine riesige Prozession mit vielen Beteiligten. Die erste Gruppe bestand aus Männdern, die als Römer verkleidet waren - (man beachte die Besen auf den Helmen - alles in den Fotos im Webalbum dokumentiert). Die riesigen Gestelle mit allen möglichen Figuren der Leidensgeschichte Jesu und seiner Mutter Maria wurden von ganz eng hintereinandergehenden Trägerinnen und Trägern zu den traurigen und sehr falsch klingenden Klägen einer Blasmusik rund um den Hauptplatz von Antigua getragen. Dazwischen gingen Jugendliche mit Weihrauchkesseln und hüllten die ganze Szene ins mystische Licht starken Rauches.

Das Ende des Umzuges bildeten die Händler, die Süßigkeiten und kleine Puppen, die den Mitwirkenden nachgebildet waren, verkauften.

In der Kirche war ein sog. Teppich aus farbigen Spänen gestaltet worden, umgeben von Früchten des Feldes und des Gartens, sowie Käfigen mit Wellensittichen! Die eigentliche Bedeutung dieser Anordnung blieb uns verborgen!

Die Kirche in Europa wäre derzeit sicher froh, wenn sie nur einen Bruchteil der Menschen zu einer Prozession bringen würde. Vielleicht sollte man es dort auch einmal mit bunten Verkleidungen versuchen....

Montag, 1. März 2010

Momostenango - Stadt der Indios

Von Freitag bis Sonntag waren wir (insgesamt 6 Leute) in Momostenango. Die kleine Stadt liegt mitten in den Bergen auf ca. 2000 m Seehöhe und ist ausschließlich von Indios besiedelt. Es gibt dort keine Latinos (weiße Nachkommen der Spanier bzw. anderer Nationalitäten), was die Stimmung sehr locker und entspannt macht. Man sieht dort genau, dass die Indios, wenn man sie nur lässt, sehr wohl einiges auf die Füße stellen können. Der Ort erscheint zwar nicht reich, aber es gibt einige Schulen und ein sehr gut eingerichtetes Kulturzentrum, wo sehr viele Kurse angeboten werden (ähnlich unserer Volkshochschule). Man hat dort auch einiges ausgestellt, was für die Region spezifisch ist.


Als Ausländer ist man in diesem Kaff ziemlich alleine. Wir haben zumindest keine anderen Ausländer getroffen, obwohl es ein gar nicht so kleines Hotel gibt.


Am Freitag nach unserer Ankunft haben wir gleich die zweisprachige Schule besucht. Dort wird in Spanisch und in Kice, einer der meistverbreiteten Indio-Sprachen, unterrichtet. Sie wurde mit Unterstützung von Österreich erbaut und hat ca. 500 SchülerInnnen. Sie ist für die dortigen Verhältnisse sehr gut eingerichtet und auch nett ausgestaltet. (siehe Fotos - Link rechts)


Bei einem Spaziergang durch den Ort trafen wir auf eine Prozession, die in der Fastenzeit jeden Freitag stattfindet. Die Osterzeit wird hier ganz besonders gefeiert, denn die Indiginas sind äußerst religiös - in diesem Fall sehr katholisch, was nicht immer so ist. Zahlreiche Sekten haben hier einen guten Nährboden gefunden und Gemeinschaften wie die Evangelicos machen hier einen unheimlichen Druck auf die Indiginas, indem sie ganze Ortschaften mithilfe riesiger Lautsprecher mit ihren Botschaften und Liedern beschallen. In jedem Ort gibt es mehrere "Kirchen", meist sind es nur Versammlungssäle, die den einzelnen Sekten zugeordnet werden können. Von den Zeugen Jehovas bis zur Kirche der Heiligen der letzten Tage findet man alles, was in Amerika über die Religionskanäle des Fernsehens verbreitet wird. Man nutzt hier die naive Gläubigkeit eines Volkes aus, das im Hier sehr benachteiligt wird und in den Versprechungen für ein besseres Jenseits ihre Zuflucht findet und sein sauer verdientes Geld in diese Sekten investiert. Für mich eine Gemeinheit der Sonderklasse!


Doch zurück nach Momostenango: Die Indios dort sind neugierig und haben keine Scheu mit uns Weißen in Kontakt zu treten. Abends beim Bier in einer Tienda (man trinkt hier sein Bier oder seinen Schnaps in kleinen Läden, die alles mögliche führen - wie bei uns früher der Kaufmann im Dorf) wurden wir von einer Riesenfamilie mit 10 Kindern belagert. Sie bestanden darauf uns ihre Handy-Nummer zu geben, wir wussten eigentlich nicht wofür, aber es machte sie irgendwie glücklich. Eine Flasche Zacapa (der traumhafte, aber auch teure einheimische Rum, das Beste, was Guatemala hervorgebracht hat, sagen manche) rundete den Tag, der auch mein Geburtstag war, ab.


Am Samstag installierten wir die Computer in der Schule - 6 Computer wurden vom Entwicklungsfond des Landes Oberösterreich gespendet. Bei einem Spaziergang zu den Riscos, das sind bizarr geformte Sandsteinformationen, konnten wir einen Eindruck über die kleine Stadt gewinnen. Unser Resümee: Nicht reich, aber friedlich! Danach waren wir im Haus des Direktors der Schule zum Mittagessen eingeladen. Auch von dort einige Fotos. Man muss dazu sagen, dass der Direktor ein wohlhabender Mann und sein Haus entsprechend groß und gut ausgestattet ist. Es gab eine klare Suppe, dann Huhn mit Reis, Kartoffeln und Tamales (so Maistatschkerln). Essen tun sie nicht wenig, was man an der Leibesfülle der meisten gut sehen kann, vor allem Kohlehydrate wie Mais, Kartoffel und Reis werden in großen Mengen verzehrt.


Am Nachmittag besuchten wir 2 Weber, die auf uralten Webstühlen Decken, Ponchos und Stoffe für Jacken, sowie Teppiche weben und einen Schneider, der seine Stoffe selbst mit Pflanzenfarben färbt und daraus wunderschöne, warme Jacken näht. Nachdem die angebotenen Waren sehr schön und äußerst preisgünstig waren, schlugen wir natürlich ordentlich zu.


Wie unverdorben diese Handwerker sind, kann man daran sehen, dass sie von uns den gleichen Preis verlangten, wie der Händler, der ihre Produkte auf verschiedenen Märkten vertreibt, ihnen zahlt. Wir hätten sicher auch mehr bezahlt, haben aber auch nicht gehandelt!


Am Sonntag genossen wir den riesigen Markt, der einfach alles bietet, was man in Guatemala käuflich erwerben kann. Der Rest unseres Geldes fand neue Besitzer und wir hatten ordentlich zu schlichten um alles in unserem Kleinbus (er wurde von der österr. Schule für die Fahrt zur Verfügung gestellt) unter zu bringen.


Alles in allem ein toller Ausflug ins tiefste Guatemala, wo man noch etwas von der alten Mayakultur und vom Stolz der Indios spüren kann!