Sonntag, 20. September 2009

Traumhafter Regenwald

Heute nachmittags sind wir von einem 2 1/2 tägigen Trip in den Regenwald zurückgekommen. Noch ganz überwältigt von der gigantischen Natur in den letzten Urwäldern Guatemalas habe ich mich gleich hingesetzt um diesen Beitrag zu verfassen.

Das Gebiet um die Maya - Ausgrabungen von Tak alik ab aj beherbergt nur wenige Dörfer. Alles übrige ist Regenwald. Von den Dorfbewohnern wird recht viel Kaffee angebaut und auch Gummibäume werden zur Kautschuk-Gewinnung angezapft. Erstmals habe ich gesehen, wie man die Kaffeekirschen weiter verarbeitet (siehe Fotos).
In einem der Dörfer hat man in einer Art Öko-Turismus-Projekt Quartiere mitten im Regenwald gebaut. Die Zahl der Quartiere ist gering und jetzt in der Regenzeit verirren sich auch nur wenige Menschen hierher. Unser Haus im Regenwald war wirklich ein Hit (die Fotos zeigen die Stimmung dort nur ansatzweise). Es gab zwar fließendes Wasser, aber keinen elektrischen Strom. Die Beleuchtung bestand aus Petroleumlampen, die am Abend von einem Mann angezündet wurden. Im Wohn- Schlafraum 5 Stück und im Bad eine, die ein unheimlich warmes Licht verbreiteten - ich überlege, mir in Graz wieder ein paar Petroleumlampen zu zulegen!

Bei den Wanderungen durch den Wald bin ich vom Staunen nicht herausgekommen. Die Pflanzenwelt ist einfach beeindruckend. Leider gibt es außer den vielen Vögel, die aber leider meist so hoch oben in den Bäumen sitzen, dass man sie kaum sieht und vielen Schmetterlingen aller Größen und Farben, kaum Tiere. Die Schmetterlinge kann man schwer fotografieren, weil sie sich selten irgendwo niederlassen. Ich hoffe irgendwann einmal einen der grellblauen, vogelgroßen Falter irgendwo sitzend anzutreffen - bisher sind sie zu meinem Leidwesen nur dauernd herumgeschwirrt!
Die Temperatur ist im Vergleich zum Klima in der Hauptstadt sehr schweißtreibend - sicher über 30 °. Da tut ein Bad in den idyllischen Becken des Wasserfalls sehr gut. Übrigens: Das Wasser ist nicht kalt - es hat geschätzte 26 - 28 °.
Die indigene Bevölkerung war in diesem Landesteil auf eine fast unterwürfige Art und Weise freundlich. Ich vermute, dass diese Unterwürfigkeit von der Abhängigkeit dieser Menschen von ihren Fincabesitzern kommt. Die meisten Indiginas haben nur ein ganz kleines Stück Land, auf dem sie etwas zum Eigengebrauch anbauen können. Der größte Teil des Landes gehört den Großgrundbesitzern. Die Indios arbeiten für sie als Kaffeepflücker oder verdienen sehr wenig Geld sehr mühsam auf den Zuckerrohrfeldern.
Für mich war dieser Ausflug wieder einmal ein besonderes Highlight. Ich liebe den Regenwald und die Möglichkeit mitten drin zu wohnen und mit dem Geschrei der Vögel am Morgen aufzuwachen und am Abend die Tropfen des allabendlichen Regens auf die Riesenblätter fallen zu hören. Schön, wenn man diesen Wald so als Idylle erleben darf und nicht mit seinen Tücken, den er als Lebensraum hat, kämpfen muss.

Mittwoch, 16. September 2009

Schön, dass es hier einen Nationalfeiertag gibt!

Vergangenes Wochenende war dank des Nationalfeiertages am Dienstag, dem 15. 9., ein verlängertes, da die Schule den Montag frei gegeben hat. Wir nutzten die Gelegenheit mit einem jungen Paar (David und Kati) einen Ausflug in ein von der Hauptstadt weiter entferntes Gebiet zu unternehmen - in eine entlegene Region an der mexikanischen Grenze.

Wir verließen Guatemala-City am Freitag zu Mittag und fuhren in der ersten Etappe bis Huehuetenango, eine Stadt fast 2000 m hoch gelegen mit ca. 60.000 Einwohnern. Nach einer Übernachtung dort, ging der Weg weiter in Richtung Cimarron - ein einzigartiges Naturphänomen: Es ist ein kreisrundes Loch inmitten einer Hochebene mit einem Durchmesser von 172 m und einer Tiefe von 160 m. Am Grund dieses Lochs, das von kerzengeraden Felswänden begrenzt ist, wachsen hohe Tropenbäume. Hin und wieder wagen es Bergsteiger sich auf den Grund abzuseilen - ein mühsames Unterfangen (vor allem der Aufstieg!).

Nach diesem beeindruckenden optischen Eindruck ging es auf Schotterstraßen weiter bis zu einem kleinen Dorf namens Yalambojoch. Hier steht auf einem Hügel das Lebenswerk eines schwedischen Lehrers: Eine Schule für die Indiokinder der Umgebung - sehr sauber - sehr gut organisiert - sehr beeindruckend! In dieser Schule gibt es so etwas wie einen ausgebauten Dachboden mit unzähligen Betten. Gegen ein kleines Entgelt kann man hier schlafen, was wir auch gerne taten. Bevor wir uns in unser Riesenschlafzimmer begaben, besorgten wir uns im Dorf noch etwas zu essen. Die Besitzerin der Tienda (des kleinen Landens) an der Hauptstraße kochte uns in ihrer "Rauchkuchl" (man kocht dort in jedem Haus auf offenem Feuer) eine Hühnersuppe mit Gemüse und Tortillas - sehr lecker - sehr finster und sehr einfach (oder auch ärmlich). Gleichzeitig organisierten wir uns einen Führer mit Pferd für unseren Trip am nächsten Tag zur Laguna Brava, einem der größten Seen Guatemalas mit im Bergland und im Regenwald - einsam und fern jeglicher Zivilisation. Der Schwede erklärte uns noch, dass diese Gegend an der Grenze zu Mexiko von großen Schmugglerbanden geprägt sei und dass dort vor allem Drogen, Alkohol und Benzin über die Grenze geschmuggelt würden.

Am nächsten Morgen ging es los - das Pferd wurde mit unserem Proviant und den Schlafsäcken beladen und unser Führer mit seinem Sohn gingen den durch die Regenfälle der Regenzeit sehr aufgeweichten Weg voran in Richtung See. Unterwegs begleiteten uns farbenfrohe Schmetterlinge und vor allem auch ein glasklarer, kleiner Fluss, der schließlich in den See mündet. Nach ca. 2 1/2 Stunden Marsch in flottem Tempo steht man plötzlich vor dem durch seine türkise Färbung fast kitschig wirkenden See. Ein Bad im kühlen Wasser war uns sehr willkommen, denn die Temperaturen während der Wanderung waren schon sehr schweißtreibend. Dann bezogen wir unsere Unterkunft bestehend aus Hütten, die nichts außer einem Bettgestell aus Holz ohne Matratze enthielten. Die mitgebrachten Liegeunterlage und der Schlafsack verhinderten nicht, dass ich meine Knochen einzeln spürte - doch die Suche nach einer einigermaßen bequemen Schlafposition war schließlich von Erfolg gekrönt und ich schlief tief und fest in dieser stillen und absolut dunklen Landschaft (natürlich gibt es keine Elektrizität!) - bis, ja bis ein ohrenbetäubender Lärm, ein Geschrei und das Leuchten von Taschenlampen außerhalb unserer Hütte uns weckten. Wilfried wollte gleich nachsehen, was los ist - ich hielt ihn zurück und erfuhr später, dass sie das ganz gleiche Szenario sich auch eine Hütte weiter zwischen Kati und David abspielte. Mein erster Gedanke war: Jetzt werden wir von einer Schmugglerbande überfallen. Wir hörten einige Männer laut in einer uns nicht verständlichen Sprache schreien, Pferde trampeln... ich begann still zu überlegen, was ich von meinen Habseligkeiten anbieten könnte: Meine Kamera, meine Uhr, ein bisschen Geld - hoffentlich reicht das.... Es vergingen bange 10 Minuten, dann war uns klar, dass sie es nicht auf uns abgesehen hatten. Unser Führer unterhielt sich mittlerweile mit den Ankömmlingen, man hörte das Splittern von Holz, das für ein Lagerfeuer gefällt wurde und dann wurde bis 1/2 4 Uhr früh gefeiert - lautstark und alkoholträchtig. Am frühen Morgen bereiteten wir unser Frühstück zu und konnten einige der insgesamt 6 - 8 Männer in Augenschein nehmen - es ist uns bis heute nicht klar, um wen es sich dabei handelte - auf jeden Fall haben sie in den noch frei stehenden Hütten übernachtet und uns Gott sei Dank ungeschoren gelassen!

Nach dem Frühstück verließen wir den See wieder, wanderten zurück ins Dorf und fuhren über einen imposanten Gebirgszug eine Schotterstraße entlang, die uns in Höhen bis zu 3000 m führte. Zeitweise regnete es ein wenig und auf 3000 m hatte es ein wenig geschneit! Die Menschen, die in dieser Höhe leben, sind sehr arm. Die Vegetation ist karg, man sieht ein paar Ziegen und Schafe und das war`s dann auch schon! Die Hütten sind klein und sehr ärmlich, die Menschen sind in Schafwollkleider gehüllt. Kommt man wieder ins Tal in Grenznähe, gibt es auch Dörfer, die aus wunderschönen großen, oft einstöckigen Häusern bestehen: In dieser Landschaft kann man solche "Reichtümer" nicht mit redlicher Arbeit erwerben - das sind die Häuser der Schmuggler, vor allem die der Drogenschmuggler. Guatemala ist ein Umschlagplatz für Drogen - hier gehen die Haupttransportwege für Rauschgift aus Mexiko durch.

Wir fuhren wieder bis Huehuetenango, übernachteten dort und machten uns am nächsten Morgen auf den Heimweg, der uns immer wieder an Prozessionen wegen des Nationalfeiertags vorbeiführte. Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene liefen mit Fahnen in der Hand durch die Dörfer - geschmückte Autos begleiteten sie. Manche Umzüge wirkten auf mich ein wenig wie Faschingsumzüge - doch das ist ihre Art zu feiern. Guatemalteken sind sehr nationalbewusst!

Und der Nationalfeiertag hat uns diesen wunderschönen Ausflug in eine Ecke Guatemalas ermöglicht, die die meisten Guatemalteken selbst nicht kennen!

Sonntag, 6. September 2009

Würstel grillen am Vulkan

Es ist uns gelungen Wilfrieds Kurzvideo von unserem 2. Pacaya-Besuch auf das richtige Format zu trimmen. Hier ist es:


Freitag, 4. September 2009

Verschiedenheiten und Unterschiede

Zu meinem heutigen Bericht gibt es nur wenige Fotos. Ich bin in letzter Zeit nicht zum Fotografieren gekommen, weil ich täglich (Montag - Freitag) einen Spanisch-Kurs besuche.

Ich möchte heute über die Dinge, Beobachtungen und Erlebnisse erzählen, die mir hier besonders auffallen - die anders sind als zuhause oder auch anders als in anderen Ländern der 3. Welt.


1. Die große Menge an reichen Leuten (wahrscheinlich nur hier in der Hauptstadt):

Es ist unwahrscheinlich, was man hier für Autos und für Häuser sieht. Riesige Allradfahrzeuge, vor allem deutscher Herkunft (BMW, Audi usw) prägen hier das Straßenbild. Es gibt hier Typen, die hat man bei uns noch gar nicht gesehen - wahrscheinlich, weil sie sich keiner leisten kann!!


2. Die Hausangestellten (muchachas und jardinieres):

Wenn ich am Freitag und am Montag selbst koche und dafür beim Obst- und Gemüsestandl in unserer Nähe einkaufe, sehe ich nur Hausangestellte bei der Arbeit. Muchachas mit Schürzen bekleidet kaufen ein, putzen, beaufsichtigen Kinder, Jardinieres (Gärtner) putzen Fenster und Autos (gehört zu ihren Aufgaben), stutzen Rasen, schneiden Sträucher usw. Man sieht NIE Weiße an oder in ihren Häusern arbeiten. Grade früher war ich einkaufen - natürlich die einzige Weiße - bleibt ein riesiger Allradwagen vor dem Standl stehen. Die darin sitzende Weiße hupt, zeigt einem der Standler er soll herkommen und "bestellt" bei ihm eine Ananas. Sie steigt nicht einmal aus - das wäre wahrscheinlich unter ihrer Würde!


3. Die Wichtigkeit der Hygiene bzw. der Sauberkeit


Im Gegensatz zu anderen Ländern der 3. Welt ist Guatemala geradezu klinisch sauber! Man sieht ständig Menschen kehren und putzen. Man legt auch großen Wert auf saubere Kleidung und das Zähneputzen ist sowieso fast ein Kult! Es kann passieren, dass man in einem Restaurant auf der Toilette mehrere Leute antrifft, die sich die Zähne putzen, denn das tut man normalerweise nach jeder Mahlzeit. Sogar unsere Muchacha, Analfabetin und einfache Frau vom Land, putzt sich jedesmal die Zähne, bevor sie sich auf den Weg nachhause macht!

Ebenso gibt es einen "Duschkult". Jede Muchacha hat in dem Haus, in dem sie arbeitet ein Anrecht auf eine eigene Dusche. Man duscht mehrmals pro Tag. Wilfried hat mir erzählt, dass z. B. sichtbares Schwitzen (Schweißflecken unterm Arm u. ä.) total verpönt sind. Die Kinder in der Schule beginnen sofort zu kichern, wenn sie so etwas entdecken.

Man putzt sich auch nicht die Nase in der Öffentlichkeit. In der Schule verlassen die Kinder das Klassenzimmer um sich zu schnäuzen!

Wie diese Dinge am Land gehalten werden, weiß ich noch nicht. Aber ich denke, dass es dort doch etwas anders sein wird, da die Einrichtungen nicht vorhanden sind. Man hat am Land zwar fast überall Strom, aber fließendes Wasser ist eher selten. Ähnlich wie in Kambodscha kann es einem aber auch hier passieren, dass eine chic gekleidete Frau bei einer armseligen Hütte - ihrem Heim - aus dem Bus steigt .

Auf saubere Kleidung wird auch unter den Indiginas Wert gelegt. An Flüssen, Bächen und Seen sieht man sie Wäsche waschen (was die Wasserqualität nicht gerade verbessert!).


4. Ausgehgewohnheiten und Ausgehzeiten


Abends ist hier in der Stadt "tote Hose". Es gibt nur wenige Lokale. Wenn man feiert tut man das im privaten Kreis. Ab 22.00 Uhr sind kaum Autos unterwegs. Die Kinder reicher Leute mieten sich zu verschiedenen Anlässen Lokale und feiern dort sozusagen exklusiv - beginnen ihre Feste aber spätestens um 19.00 Uhr!!! - Da spielt sich bei unseren Jugendlichen noch gar nichts ab! Feste dauern auch kaum länger als bis 24.00 Uhr. Man hat Angst im Finsteren unterwegs zu sein.


5. Waffen

Das Straßenbild der Stadt wird von Waffenträgern geprägt. Alle Banken, aber auch viele Geschäfte (manchmal auch z. B. Schuhgeschäfte oder Stoffgeschäfte) haben mindestens einen Wächter vor der Tür, der eine Pumpgun oder eine halbautomatische Waffe umgehängt hat. Auch die österreichische Schule ist durch eine große Wachmannschaft gesichert. Wenn man in die Schule will, muss man durch ein großes eisernes Tor mit Guckloch, das erst nach einer eingehenden Prüfung geöffnet wird. Die Wachmannschaft der Schule gehört der Bewachungsfirma "Golan" an - der Chef der Firma kommt aus Israel!

Manchmal, vor allem am Land sieht man auch Weiße (hier Chapin genannt) ganz offen Waffen tragen - meist großkalibrige Handfeuerwaffen (Glocks sollen besonders beliebt sein). Das Foto im Webalbum zeigt einen Mann, der in einem Schnellimbiss sein Hendl isst und dabei ganz ungeniert eine Pistole am Gürtel trägt. (Wilfried hat ihn dabei fotografiert).


Es gibt sicher noch viele Besonderheiten, die einer Europäerin wie mir im Laufe der Zeit hier auffallen werden. Interessierte werden in diesem Blog immer wieder davon lesen können.