Mittwoch, 30. Juni 2010

The Death Road - die Todesstraße

Vor ein paar Jahren noch war diese Straße die von ca. 4.700 m auf ca. 1.100 m ins Tiefland führt die berühmt-berüchtigte Todesstraße. Sie ist nicht asphaltiert, sehr schmal und ungesichert, das heißt, es gibt keine Leitplanken oder sonstigen Sicherheitseinrichtungen. Der Verkehr wurde damals noch in beide Richtungen geführt und jährlich sind mehrere Busse, bzw. Autos abgestürzt. Nun hat man eine asphaltierte Straße auf der anderen Seite des Tales gebaut und die Todesstraße ist für Mountainbiker und ihre Begleitfahrzeuge reserviert. Sollte sie zumindest sein. Aber wie auf so vieles auf diesem Kontinent kann man sich auch darauf nicht verlassen. Uns sind jedenfalls mehrere Autos entgegengekommen. Aber von Anfang an erzählt:
In La Paz gibt es einige Tourveranstalter, die die Mountainbiketour anbieten. Die Plakate sprechen dabei von Todesgefahr und „nur die Tapfersten kommen durch“ usw. Auch im Reiseführer wird mehr oder weniger von der Mountainbiketour gewarnt. Also dachten wir uns: Die Landschaft soll ja besonders interessant sein, die wollen wir schon sehen, aber das mit den Fahrrädern tun wir uns nicht an. Das ist zu gefährlich. Also buchten wir 2 Plätze im Begleitbus. Früh am Morgen ging es los. Mit im Bus waren eine Französin, eine Schottin, ein Neuseeländer und …. 3 Tiroler, alle nicht älter als 23. Sie hatten die Ausrüstung wie Helm, Handschuhe usw. vom Anbieter bekommen und die Mountainbikes, eigentlich recht gute Räder, waren am Dach. Schon in La Paz war es am Morgen recht kalt und als wir auf den Pass Cumbre 4700 m hoch kamen, lag plötzlich Neuschnee. Die Stimmung unserer Radfahrer sank und als sie dann auf ihre Räder umstiegen, waren sie sehr skeptisch und wir sehr froh, dass wir nicht radfahren mussten. Die erste Stunde führte noch über eine Asphaltstraße und unsere Radler waren sehr durchgefroren. Die Mädels fuhren sehr langsam und ich dachte schon insgeheim, dass ich da wohl auch leicht mitgekommen wäre. Dann begann die eigentliche Todesstraße. Zugegeben, sie ist schmal, zugegeben neben der Straße fällt das Gelände oft hunderte Meter steil ab (da wird einem im Minibus fast mulmiger als am Radl) , aber erstens wird langsam gefahren und zweitens ist das Gefälle der Straße nie sehr groß. Die Autos, die uns begegneten waren langsam unterwegs und die Gruppe wurde von einem einheimischen Führer angeführt und vom Begleitauto abgeschlossen. Von Gefahr absolut keine Spur!
Wenn das Wetter schön gewesen wäre, hätten wir uns wirklich geärgert, denn 3000 Höhenmeter bergab zu fahren, ist schon ein Erlebnis. So aber waren wir froh, denn zwischendurch begann es dann auch noch zu regnen und es wurde nur wenig wärmer. Schließlich kamen wir nach 3 Stunden im Tiefland an. Das Wetter war nicht schön und so verließen wir nach einem Mittagessen die Gegend über die neue Asphaltstraße, von der aus wir viele Coca-Felder an den Hängen sahen. Hier wird sehr viel Coca angebaut, was in Bolivien mit Einschränkungen erlaubt ist. Die Sträucher dürfen eine gewisse Höhe nicht überschreiten, erklärte uns der Führer und er meinte: Bolivien ist ein Coca-Land, alle verwenden Coca, wobei natürlich das Kauen der Blätter gemeint ist und nicht die „veredelte“ Form des Kokains. Aber natürlich wird auch ein großer Teil der Coca-Blätter in Länder wie Kolumbien gebracht, wo die Umwandlung der Blätter in Kokain durch die Drogenkartelle erfolgt.
Insgesamt führte der Ausflug in eine sehr interessante und auch schöne Gegend. Allen Bolivien-Reisenden, die gerne Rad fahren würden wir bei schönem Wetter auch zur Mountainbike-Tour raten.
Morgen verlassen wir La Paz in Richtung Santa Cruz. Dort werden wir noch 2 Tage verbringen, ich werde mich noch einmal mit einem zusammenfassenden Bericht melden und dann geht der Flieger wieder ab nach Guatemala.

Sonntag, 27. Juni 2010

Chacaltaya und Mondtal

Als nächster Ausflug war die Besteigung des „Hausberges“ von La Paz geplant. Um ½ 9 h ging es mit einem Kleinbus voll mit 12 Leuten aus aller Herren Länder quer durch La Paz – natürlich wieder auf Umwegen, denn es war wieder die Hauptausfahrtsstraße durch Kundgebungen blockiert – zum Chacataya 5500 m hoch. Mit dem Kleinbus kann man eine sehr kurvenreiche Straße auf ca. 5300 m hoch fahren – die ungesicherten Abgründe neben der Straße lassen so manchen nach nicht vorhandenen Haltegriffen greifen… Zu gehen sind dann die letzten ca. 200 Höhenmeter – und die haben es in sich. Man schnauft ganz schön und vor allem anfangs ist jeder Schritt eine Anstrengung. Aber es lohnt sich! Das Panorama ist atemberaubend! Mehrere 6000er in der Umgebung, von verschiedenen Mineralien bunt gefärbte Bergseen, in der Ferne der Titicaca-See und sogar der höchste Berg Boliviens, fast 7000 m hoch! Auch Teile von La Paz kann man ausmachen! Es ist nicht besonders kalt und die Luft ist wie immer hier extrem trocken. Daher auch die extreme Fernsicht. Es ist auf jeden Fall ein erhebendes Gefühl auf so einem hohen Gipfel zu stehen.
Nach dem Abstieg geht es wieder in Richtung La Paz, wieder quer durch die Stadt und dann ins sogenannte Mondtal, einer Laune der Natur, die durch die Errosion Sandstein bizarr geformt hat. Am späten Nachmittag kehren wir nach La Paz in unser Hostel zurück um bald schlafen zu gehen, denn morgen geht es ins Tiefland. Darüber aber im nächsten Bericht

Titicaca-See und Isla del Sol

Schnell haben wir in La Paz ein kleines “Reisebüro” gefunden mit einem sehr netten und hilfreichen Besitzer und der erste Ausflug an den Titicaca-See war gebucht. Dazu ist zu sagen, dass Busfahrten und Ausflüge hier wirklich billig sind. Z. B. der fast ganztägige Ausflug auf den Chacataya und ins Mondtal kostet mit Führer 80 Bolivianos pro Person = ca. 9 €!
Also: Wir buchten ein Zimmer in einer Eco-Lodge in Copacabana am Titicaca-See und planten von dort aus weitere Ausflüge zu machen. Der Transport nach Copacabana erfolgte in einem 28sitzigen Bus in dem wir die einzigen (!) Fahrgäste waren. Der Bus wurde mit einer primitiven Fähre auf die Insel gebracht, auf der Copacabana liegt. Doch der See war ruhig und die Überfahrt problemlos, was nicht immer der Fall sein muss, was wir bei der Rückfahrt erlebten. Unsere Eco-Lodge erwies sich als wirklich schönes und interessantes Quartier. Es bestand aus Bungalows, die aus Adobe (das sind Lehmziegel) gefertigt waren. Wir erlebten erstmalig, wie gut diese Lehmziegel isolieren. Da tagsüber immer die Sonne schien, war es abends trotz niedriger Außentemperaturen innen nie kalt! Copacabana selbst ist ein Touristenort, wobei diese auch aus dem eigenen Land kommen. Z. B. werden in Copacabana viele Hochzeiten gefeiert und viele Einheimische besuchen den Ort am Wochenende. Am ersten Nachmittag erstiegen wir den Kalvarienberg – wieder schnaufend, denn auch der Titicaca-See liegt auf über 3800 m! Abends gabs ein sehr gutes Abendessen zum landesüblichen, günstigen Preis (wir zahlen zu zweit meist zwischen 6 und 10 €, Getränke inbegriffen!) und für den nächsten Tag buchten wir eine Bootsfahrt auf die Sonneninsel Isla del Sol – ca. 2 Stunden Bootsfahrt entfernt.
Der Morgen begann, wie immer, strahlend. Das Boot legte mit uns und weiteren ca. 25 Fahrgästen ab und wir fuhren über den sehr blauen, klaren Riesensee. Bald kamen die Cordilleren in Sicht und diese Mischung aus Berg und See machte eine ganz eigene Stimmung. Im Norden der Insel angekommen, machten wir uns auf zu einer Wanderung quer über die Insel, immer am Bergrücken entlang. Unser Boot sollte uns in ca. 4 Stunden später im Süden abholen. Also: Wieder einmal schnaufen, aber auch diesmal lohnte es sich. Wir hatten wunderbare Ausblicke auf denTiticaca-See und die umgebenden Berge und waren nach ca. 3 Stunden schon an der Südspitze. Ein Bier an einem sonnigen Plätzchen rundete den Ausflug ab. Wieder ein wunderschönes Landschaftserlebnis in diesem an Schönheiten so reichen Land!
Der nächste Vormittag wurde in der Sonne liegend vertrödelt und bevor wir um 13.00Uhr unseren Bus bestiegen, aßen wir in einem Einheimischenstandl am Strand gegrillte Forellen – die hier im See gefangen werden. Wieder ein kleiner Einblick in die Preise: 2 Forellen mit Reis und Pommes + 2 Flaschen Bier 60 Bolivianos = ca. 7 €.
Danach ging es wieder per Bus in Richtung La Paz. Unterwegs trafen wir auf einen Festumzug mit prachtvollen Masken. Man erklärte uns, dass das Fest des heiligen Petrus gefeiert würde. Komischerweise mit Inkamasken und Inkakostümen! Einer unserer Führer hat einmal zu uns gesagt: „Offiziell sind wir katholisch, aber in Wirklichkeit verehren wir viele Götter!“ Insoferne unterscheiden sich die Inkas nicht von den Mayas in Guatemala.
In La Paz angekommen müssen wir am Busbahnhof aussteigen. Wir winken uns schnell ein Taxi herbei und los geht die Fahrt. Doch nur ein paar Meter, da will ein Frau einsteigen. Sie quetscht sich auf meiner Seite auf den Rücksitz, Wilfried sitzt links von mir. Sie ist sehr freundlich und erklärt uns, dass sie aus Kolumbien kommt und 3 Tage Fahrt hinter sich hat usw. usw. Plötzlich hält das Taxi wieder und ein Mann behauptet von der Einwanderungsbehörde zu sein und will auch in das Taxi steigen. Da klingelt es bei uns! Wir wurden durch Plakate in den Hostels und durch eigene Artikel im Reiseführer davor gewarnt, dass Touristen aufpassen sollen, wenn jemand in einem Taxi zusteigt. Es sei nämlich häufig vorgekommen, dass diese dann von der "Übermacht" im Taxi beraubt wurden. In einer unglaublich schnellen Reaktion haben wir das noch stehende Taxi verlassen, den Kofferraum aufgerissen, unsere Rucksäcke herausgeholt und sind auf und davon. Das Taxi ist mit der Frau an Board weiter gefahren (sie hatte übrigens kein Gepäck, das ist uns aber erst später aufgefallen) und der vermeintliche Einwanderungsbeamte hat schleunigst das Weite gesucht. So haben wir durch Geistesgegenwart vermieden, dass die Leser dieses Blogs uns mit Auslandsüberweisungen aus der Patsche helfen mussten. So ist das Leben in Großstädten, leider auch hier in La Paz. Aber es ist alles gut gegangen und wir haben wieder dazu gelernt!

La Paz

La Paz
ist nicht die Hauptstadt Boliviens (das ist Sucre), aber es ist wohl die wichtigste Stadt hier. Sie liegt in einer Höhe zwischen 3100 und 4100 m. Mit seinen ca. 850.000 Einwohnern ist sie riesengroß, vor allem deswegen, weil die meisten Menschen hier in kleinen Häusern wohnen und diese die vielen Hügel der Stadt bedecken. Wir haben hier in La Paz ein nettes Hostel gefunden und haben, wahrscheinlich durch die Erfahrung in Potosi auch keine ärgeren Höhenprobleme außer dass man schnell außer Atem gerät, vor allem deswegen, weil es ständig steil bergauf und bergab geht. Unser Hostel befindet sich im Indigina-Viertel, wo es auf den Straßen sehr bunt zugeht. Indiginas sitzen mit ihren Waren am Gehsteig und bieten alles, von Mandarinen und Orangen bis Zahnpaste, Brot, CDs usw. usw. an. In der Nähe ist die sog. Hexenstraße, wo so schräge Dinge wie Lama-Embryos angeboten werden. Sie werden beim Neubau eines Hauses an allen 4 Ecken eingemauert und sollen Glück bringen. Außerdem gibt es Kräuter für und gegen alles Mögliche, bunte Pflanzensamen und Räucherwerk.
Von La Paz aus lassen sich zahlreiche Ausflüge machen. Den ersten werden wir an den Titicaca – See unternehmen.

Dienstag, 22. Juni 2010

Die Fahrt nach La Paz

Schon beim Kaufen des Tickets machte man uns darauf aufmerksam, dass die Straße nach La Paz von Demonstranten blockiert sei, dass man aber eine Ersatzroute fahren würde. Wir waren auf einiges gefasst, aber das, was wir dann erlebten, schlug alle Erwartungen: Wir fuhren durch die Salzwüste und dann durch die Hochlandwüste. Eine Route über Stock und Stein und das mit 2 großen Bussen. Immer wieder blieben wir stehen und die beiden Chauffeure berieten, wie man nun wohl fahren sollte. Manchmal blieben wir bei Hütten stehen und die Fahrer fragten nach der Fortsetzung des Weges. Niemals würde ein Bus in Mitteleuropa so eine Strecke fahren!!! Unglaublich! Zwischendurch mussten wir einige Male umdrehen, weil wir uns offensichtlich verfahren hatten – und das mit zwei recht guten Linienbussen voller Menschen und in völliger Dunkelheit!
Ich sitze derzeit in einem dieser Busse und möchte jetzt gleich sozusagen live von dieser Fahrt berichten:
Zuerst fuhren wir über den Salar, den großen Salzsee, dann in der Steinwüste, wo wir plötzlich in einem Dorf hielten. Jemand wurde aus einer Hütte geholt und offensichtlich befragt. Dann drehten die beiden Busse um und wir fahren derzeit wieder über den Salzsee. Wir finden die Aktion bisher noch lustig, aber wer weiß wie lange noch?
Nun verlassen wir den Salzsee wieder und die Holperei über Stock und Stein beginnt. Dass das der Bus überhaupt aushält, wundert mich… wieder ein Dorf… wir bleiben wieder stehen, offensichtlich wird beraten, wie und wo es weiter geht. Wir sind schon 3 Stunden unterwegs, fahren wir jetzt wieder nach Uyuni zurück? Nein! Es geht weiter… Gottseidank ist der Bus im Gegensatz zu anderen bolivianischen Bussen gut geheizt, draußen ist es bitterkalt! Wilfried und ich lachen uns krumm und scherzen pausenlos. Hoffentlich vergeht uns das Lachen nicht noch…
Mir scheint unsere Fahrer haben jetzt den richtigen Weg gefunden, die Bezeichnung Straße wäre wirklich übertrieben. Normalerweise fährt man hier sicher mit Allradautos. Wir holpern also dahin. Wenn das so weiter geht, sind wir zu Mittag auch noch nicht in La Paz. Am meisten bedauern wir die Menschen im zweiten Bus. Sie sind gestern schon einmal in Richtung La Paz gefahren. Dann standen sie 12 Stunden an der Blockade und wurden wieder nach Uyuni zurückgebracht. Man versprach ihnen heute eine andere Route zu fahren – und jetzt das….
Jetzt geht langsam der Akku meines Netbooks zu Ende. Ich wird den Bericht in La Paz (hoffentlich!!!) fertigstellen...

Nun sind wir glücklich in La Paz gelandet. Es ist 10 h morgens. Die Fahrt hat 14 Stunden gedauert. Man glaubt gar nicht, dass man sich sogar daran gewöhnen kann. Wir haben eigentlich recht viel geschlafen und uns von der Rüttlerei nicht stören lassen. Erst die letzten 3 Stunden fuhr der Bus auf einer Asphaltstraße!
Der erste Eindruck von La Paz ist sagenhaft! Die Stadt liegt auf vielen Hügeln verteilt und besteht vor allem aus kleinen, verschachtelten Häusern. Wir haben uns in einem sehr netten Hostel einquartiert und wir haben außer warmem Wasser auch noch W-Lan. Herz, was willst du mehr. Nun werden wir La Paz etwas erkunden - langsam gehend, denn die Stadt liegt auf 4300 m und die Straßen sind fast alle steil. Auch die Erreichung unseres Zimmers im 4. Stock ist ein gutes Training. Bevor wir La Paz in Richtung Titicaca-See verlassen werden, werde ich mich nochmals mit einem Bericht und Fotos melden.

In der Wüste 3. Tag

Uyuni 21. 6.
Um ½ 5 h aufstehen, frühstücken und los geht die Fahrt noch im Finsteren. Die Sonne geht so gegen ½ 7 h auf und da sind wir dann schon bei den Geysiren– einem Naturphänomen wie es interessanter nicht sein könnte. Die Farben sind atemberaubend, aber nicht nur sie, sondern auch die Schwefeldämpfe, die aus den Ritzen und Löchern im Boden steigen. Wir gehen zwischen den Rauchschwaden herum und manch einer wagt es auch einmal auf eine kleine Ritze im Boden durch die der Rauch nach draußen dringt draufzusteigen. Der Rauch ist warm. Ich kann mich nur schwer von hier lösen, denn ich bin total fasziniert von den Naturgewalten. Leider hupt Jimmy schon und ich muss wieder ins Auto. Weiter über Stock und Stein diesmal über einen Pass 5000 m hoch. Hier ist es schon mühsam einige schnelle Schritte zu machen – man schnauft gleich wie eine Dampflock! Nun müssen wir unsere brasilianischen Reisegefährten zur chilenischen Grenze bringen. Diese liegt mitten in der Hochland-Wüste und besteht aus einem einzigen, kleinen Haus und einem unmotiviert herumstehenden Schranken. Hier möchte ich nicht Grenzbeamter sein! Der Abschied ist herzlich und wir freuen uns schon darauf nur mehr zu Dritt (außer unserer Crew) im Auto zu sein. Dem ist aber nicht so. In Bolivien fährt kein Auto nicht voll besetzt und so bekommen wir drei neue Weggefährten: 2 Koreaner und einen Bolivianer. Gleich beengt wie vorher nur mit dem Nachteil, dass wir den Verdacht hegen, dass die Koreaner sich schon einige Zeit nicht mehr gewaschen haben, wird die Reise fortgesetzt. Wir kommen an die heißen Quellen, die in einem kleinen Betonbecken gefasst wurden und könnten dort ein Bad nehmen, auf das wir aber verzichten, denn es gibt keine Umkleidemöglichkeiten und es hat noch immer Minusgrade. Außerdem „waken“ wie wir auf steirisch so schön sagen einige Tourteilnehmer, die sich sicher genauso wie wir die letzten 2 ½ Tage nicht gewaschen haben in der Brühe. Also kein Thermalbad, dafür Mittagessen und dann Heimfahrt. Diese gestaltet sich recht stressig, denn unser Chauffeur hat in beiden Backen jede Menge Coca eingelagert und fährt etwas seltsam. Er reagiert sehr zeitverzögert und so sitze ich einige Stunden voll angespannt im Auto, stoße hin und wieder einen Warnschrei aus und bin froh, als wir gegen 19 h Uyuni erreichen. Wir leisten uns ein Hotel mit Heizung und heißem Wasser (ist hier Luxusklasse und kostet ca. 35 € für beide pro Nacht). Leider gibt es auch in diesem Hotel kein W-Lan und so muss ich das Hochladen meiner Berichte und der Fotos wieder verschieben. Ich dusche eine halbe Stunde lang, wärme mich dann im weichen, warmen Bett auf und bin sehr dankbar für die Segnungen der Zivilisation. Den morgigen Tag werden wir in Uyuni verbringen, bzw. vertrödeln, denn zu sehen gibt es hier wirklich nichts und am Abend werden wir uns auf den Weg nach La Paz machen, was wieder eine Busfahrt von 11 – 12 Stunden bedeutet. Die Busse fahren aber, wie fast immer in Bolivien nur nachts. Wir werden also am Morgen in La Paz, der höchstgelegenen Großstadt der Welt ankommen. Von dort hoffe ich, den nächsten Bericht schicken zu können.

In der Wüste 2. Tag

Uyuni 20. 6.
Nach einer wirklich kalten Nacht stehen wir um 6h auf, bekommen Frühstück auf unsern Salztisch serviert, erleben einen farbenprächtigen Sonnenaufgang und verlassen das „Hotel“ um ca. ½ 8 h. Wir fahren durch eine atemberaubende Landschaft. Die Straßen sind sehr schlecht, oft nur Pisten – es geht über Stock und Stein. Immer wieder eröffnen sich neue Panoramen mit seltsam gefärbten Vulkanen, unendlich scheinenden Ebenen und kleinen Seen, die durch ihren Mineralgehalt in ganz verschiedenen Farben schillern. Hier gibt es auch einige Flamingos. Die meisten sind um diese Jahreszeit nach Argentinien abgewandert, weil die Seen oft zugefroren sind. Wir staunen und staunen. Das hier am meisten vorkommende Mineral ist Borax – ein weißes Gestein. Ganze Teile von Bergen und viele Lagunenufer bestehen daraus. Offensichtlich ist dieses Mineral nicht sehr wertvoll, denn es wird hier nicht abgebaut.
Gegen Abend kommen wir zu unserem zweiten Nachtquartier. Unsere 5 Mitreisenden bekommen wieder ein 5-Bett-Zimmer. Wir wieder eines mit 2 Betten. Nach dem Abendessen spielen wir alle zusammen noch UNO und sind sehr froh als unser Fahrer Jimmy jedem von uns eine Wärmeflasche in die Hand drückt. Es ist wieder bitterkalt und hat sicher Minusgrade. Unsere Blei be ist irgendwie eine Baracke – völlig unisoliert, mit Blechdach und natürlich ohne jegliche Heizung. Womit sollte man hier auch heizen – es gibt weder Holz, noch andere Brennstoffe. Also, die Wärmeflasche in den Schlafsack gesteckt, ein paar Flaschen Wein geleert und dann ab in die Heia. In der Nacht heißt es dann möglichst wenige Körperteile aus dem Schlafsack ragen zu lassen und beim Frühstück sitzen wir sehr verfroren die Hände um die heiße Kaffeetasse geschmiegt. Der neue Tag wird sicher wieder spannend werden!

In der Wüste 1. Tag

Uyuni 19.6.
Heute um 10.30h begann unsere 3tägigeTour durch die Salzwüste von Uyuni. Unser Führer und Fahrer Jimmy und unsere Köchin Habi luden die Verpflegung und den nötigen Treibstoff auf unseren Allrad-Lexus und los ging die Fahrt mit unseren Reisegefährten aus Brasilien (2 Männer eine Frau) und einer lustigen Mischung aus Spanier und Belgier. Alle 4 könnten locker unsere Kinder sein, aber die Chemie stimmt auf Anhieb. Sie sind lustig und schlagfertig und wir haben sofort Spaß miteinander. Zuerst fahren wir durch eine braune Sandwüste, doch am Horizont zeichnet sich schon die schneeweiße Salzwüste ab. Sie ist riesig – mehrere tausend Quadratkilometer und an ihrem Anfang sieht man auch Männer Salz schaufeln. Wir kommen an einer kleinen Siedlung vorbei, in der Kunsthandwerk und warme Stricksachen verkauft werden. Dann peilen wir die „Fischinsel“ an. Es ist dies ein steiniger Hügel voll mit großen Kakteen. Der Eindruck ist überwältigend! Es gibt dort Kakteen, die beinahe 1000 Jahre alt sind. Wir bekommen dort nach einem Spaziergang auf einem der „Salztische“ (sie sind aus Salzziegel gebaut) unser Mittagessen serviert. Ca. 20 Allradfahrzeuge haben dort gehalten und die Touristen bekommen von ihrer Tourbegleitung ihr Mittagessen. Danach werden lustige Fotos geschossen, denn in dieser weißen Ebene sind die Perspektiven total verschoben – es spielt Fata Morgana!

Viele Touristen besuchen nur diese Salzwüste und fahren dann nach Uyuni zurück. Wir aber haben uns auf diie 3-Tages-Tour eingelassen und so geht der Weg weiter durch die endlose, weiße Weite.
Nach einer Weiterfahrt von ca. 1 Stunde halten wir auf einer kleinen Anhöhe an unserem „Hotel“, einem niedrigen Haus, ganz aus Salz gebaut: Fußboden – Salz, Wände – Salz, Tische – Salz, Hocker – Salz, Betten – Salz (ausgenommen natürlich die Matratzen). Nur das Dach und das Klo sind nicht aus Salz. Nach einem guten Abendessen und einigen UNO-Partien begeben wir uns in unsere Salzbetten und sind schon gespannt auf den morgigen Tag.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Potosì

Angekommen in Cochabamba machten wir uns mit dem Nachtbus auf den 11 Stunden langen Weg nach Potosi, der nach La Paz am zweithöchsten gelegenen Großstadt der Welt (über 4000 m)
Potosi war einst die Hauptstadt des Silberabbaus weltweit. Vom hinter der Stadt aufragende Berg Cerro Rico wurde schon im 16. Jahrhundert tonnenweise Silber abgebaut. Die spanischen Eroberer zwangen die Inkas zur Arbeit in den Silberminen, bei der angeblich bis zu 8 Mill. Menschen (!) umgekommen sein sollen. Mittlerweile ist das Silber abgebaut und in den Minen arbeiten nur mehr hunderte Mineure auf ihre eigene Rechnung. Sie bauen ein Gestein ab, das zu 85 % taubes Gestein und nur zu 15 % mineralhaltig ist. Es enthält Silber, Blei, Zink und Zinn. Diese Mineralien werden in einem Ausschwemmverfahren von mehr als 45 Bergbaugesellschaften gewonnen und hauptsächlich exportiert. Für die Touristen wurde eine Mine geöffnet und man kann dort eine Führung machen.

Diese haben wir nach unserer Ankunft schnell gebucht und schon ging es los mit der Einkleidung mit Gummistiefeln, Helmen mit Grubenlampen, Überhosen und Überjacken. Wir waren eine sehr große Gruppe von 26 nicht einmal 30Jährigen und zwei 56Jährigen, nämlich uns! Die Leute kamen wirklich aus der ganzen Welt. Wir wurden in 4 Gruppen geteilt und zunächst wurden wir gebeten am Mineuren-Markt Geschenke für die Mineure einzukaufen: Dynamit-Stangen, Zündschnüre, Coca-Blätter und Erfrischungsgetränke. Uns wurde auch gezeigt, was die Mineure auch oft trinken, um den Strapazen gewachsen zu sein: Reinen Alkohol 96 %ig – zu knapp 1,50 € pro Flasche! So ausgestattet ging es in die Mine. Zunächst fuhren wir mit einem Kleinbus den Berg hoch auf ca. 4500 m, dann standen wir vor dem kleinen Mineneingang. Nach ein paar Metern wurde uns klar, dass das Ganze kein Kinderspiel werden würde. Wir mussten uns fast senkrecht in einen kleinen Schacht hinunterlassen – stockdunkel – staubig – heiß. Zwischendurch gingen wir wieder ganz geduckt Gänge entlang und mussten schnell in einer Nische verschwinden, wenn ein Hunt gefüllt mit Gestein mit Höllentempo an uns vorbeidonnerte. Von einer Ebene zur nächsttieferen mussten extrem enge vertikale Kamine zum Teil am Hosenboden rutschend zum Teil kletternd überwunden werden. So gelangten wir zur 4. Ebene, wo wir einige Mineure an der Arbeit sahen. Zwischendurch wurden immer wieder unsere Geschenke überreicht und die Luft wurde immer staubiger und das Atmen wurde zunehmend schwieriger. Nach dem Besuch einer Statue des Minengottes ging es wieder aufwärts. Zwischendurch erzählte uns unser Führer immer wieder über das Leben der Mineure, die sich irgendwie als harte Helden sehen. Es wurde aber auch darauf hingewiesen, dass es für die Männer in Potosi wenig andere Möglichkeiten zur Arbeit gibt. Der Aufstieg wurde extrem anstrengend und so mancher 20Jährige drohte die Nerven wegzuwerfen. Auf jeden Fall waren alle froh nach ca. 2 Stunden wieder am Tageslicht zu sein und die dünne Luft in dieser Höhe atmen zu können. Ich selbst habe durch den Staub meine Stimme ein wenig verloren. Während ich diese Zeilen schreibe, kann ich noch immer nur krächzen, aber das wird sich schon wieder geben.
Zuerst hatten wir vor gleich nach dem Minenbesuch nach Sucre weiter zu fahren. Das haben wir uns aber überlegt und uns ein Zimmer hier in Potosi genommen. Morgen werden wir noch das Münzpräghaus hier besuchen und am Nachmittag nach Sucre weiter fahren. Dort erwartet uns ausnahmsweise einmal kein Abenteuer, sondern nur eine schöne, angenehme Stadt. Dort werden wir uns erholen, bevor es ins nächste Abenteuer in die Salzwüste geht…

Toro Toro oder auch Torotoro

Um 7h früh wurden wir vom Taxi abgeholt und vom sehr netten Chef der Agencia Dorbigny (übrigens sehr empfehlenswert!) abgeholt und nach einem Frühstück ging es auf einer fast durchwegs mit runden Steinen (Murnockerln) gepflasterten Straße in Richtung Torotoro. Nach ca. 4 Stunden Rumplerei, Fahrt durch einige Flußläufe (die Brücken sind gerade im Bau) kamen wir in einem sehr netten, kleinen Indigina-Ort inmitten einer von bizarren Felsformationen geprägten Landschaft, bezogen in einem Hotel am Hauptplatz unser Zimmer und gingen Mittagessen. Es gab etwas für die Gegend Typisches: Schafskutteln (für die Jugendlichen unter den Lesern: Das ist Schafsmagen) in einer gut gewürzten Soße mit Reis und Kartoffeln. Vorher noch eine Suppe und das Ganze um 10 Bolivianos = 1,20 €. Das Essen hier ist unheimlich billig. Um 10 € kann man in einem guten Restaurant zwei vollständige Menüs mit Getränken genießen! Danach brachen wir zu unserem ersten Ausflug auf: Besuch der großen Tropfsteinhöhle. Wir marschierten ca. eine halbe Stunde bis zum Portal der Höhle und schon da wurde uns klar: 2800 m Seehöhe machen einen ganz schön schnaufen! Nach dem Passieren des großen Portals ging es gleich recht lustig weiter. Die Gänge in der völlig unbeleuchteten Höhle wurden immer enger und niedriger und schließlich krochen wir am Bauch durch „Ritzen“, von denen man vorher nicht angenommen hätte, dass man durchkäme! Zwischendurch gab es immer wieder große Dome mit schönen Tropfsteinen. Geführt wurden wir von Dennis einem jungen Mann, der ein ganz schönes Tempo vorlegte, doch auch sehr freundlich und kompetent war. Nach ca. 2 Stunden verließen wir die Höhle, froh, wieder am Tageslicht zu sein und um die Erfahrung der Gefühle eines Maulwurfs reicher. Die Landschaft draußen präsentierte sich in schönem Abendlicht und das Panorama, das sich uns bot, war atemberaubend! Die Luft in dieser Gegend ist sehr trocken und so ist die Fernsicht gigantisch und die Farben sehr intensiv.
Nach dem Abendessen, bei dem wir nicht einmal die halbe Portion wegbrachten, fielen wir müde ins Bett. Der nächste Tag sollte schon um 7h früh beginnen, weil wir am frühen Abend wieder in Cochambamba sein wollten, damit wir den Bus nach Potosi noch erreichen. Doch mit dem Schlafen wurde noch nichts. Am Hauptplatz ertönte plötzlich laute Musik und wir sahen von unserem Fenster aus junge Menschen in Trachten wild durch die Straßen tanzen. Schnell zogen wir uns an und folgten dem Zug mit unsern Kameras. Wir wurden dadurch Zeuge eines Inka-Festes. Ein Bursche und ein Mädchen in schöner Tracht wurden mit Gemüse und Früchten behängt und dabei spielten und sangen andere junge Leute in einem eigenartigen Rhythmus und in für uns interessant klingenden Melodien. Ein Feuer wurde entzündet. Coca-Blätter wurden herumgereicht und Fruchtsaft getrunken. Dann fielen plötzlich alle auf die Knie und beteten ein Vaterunser und ein Ave-Maria. So endete die Zeremonie. Dann tanzte der Zug wieder zurück zum Hauptplatz und dort löste sich schnell alles wieder auf. Nun konnten wir voll von Eindrücken in unser Bett sinken.
Also 7 h früh holt uns Mario, einer der Begründer des Nationalparks, Vater von Dennis im Hotel ab und ab ging der Marsch zunächst zu den Dinosaurier-Spuren. Im Jahr 1964 wurde ein Paläontologe auf die versteinerten Spuren aufmerksam. Inszwischen haben Legionen von Wissenschaftlern diese Spuren untersucht und den verschiedenen Saurier-Arten zugeordnet. Unser Führer erzählte uns, dass er in seiner Kindheit (er ist auch 56 Jahre alt) von seinem Großvater immer von den Riesentieren gewarnt wurde, die in der Nacht ihr Unwesen trieben und so schwer gewesen seien, dass sie sogar Spuren in den Steinen hinterließen  . Sehr beeindruckend, diese Spuren, von fleischfressenden (dreizehigen) und pflanzenfressenden (eher elefantenfüßigen) Dinosauriern, die vor ca. 20 Mill. Jahren dort gelebt haben. Sie hinterließen ihre Spuren im Schlamm und dieser wurde von anderem Material überlagert, versteinerte dann und durch die Errosion wieder freigelegt. Man wird ganz demütig, wenn man vor diesen Zeugen einer längst vergangenen Zeit ohne Menschen steht…
Danach ging es schnurstracks auf einem gepflasterten (!) Weg in Richtung Canyon. Wir erwarteten uns nichts Besonderes und waren umso erstaunter plötzlich am Rand einer Riesenschlucht zu stehen. Am gut ausgebauten Mirador (Aussichtspunkt) wurde gefrühstückt um dann in den Canyon 300 m tief abzusteigen. Der Abstieg war ja schon anstrengend, wie würde erst der Aufstieg werden, dachten wir uns… Am Grund des Canyons ging es über riesige Felsen zu einem schönen Wasserfall. Da es noch schattig am Grund der Schlucht war und die Temperatur in 2800m Höhe nicht gerade zum Baden einlud, verzichteten wir darauf ins Wasser zu springen und machten uns auf den Rückweg. Der Aufstieg schien am Anfang fast nicht schaffbar, wurde aber Meter für Meter leichter und schließlich waren wir eigentlich wieder recht rasch oben, gingen zurück in den Ort, aßen am neu gestalteten Markt Erdnusssuppe (Erdnüsse werden in der Gegen angebaut) und Hendl und verabschiedeten uns fast ein wenig traurig vom wunderschönen Nationalpark Torotoro.
Was wir in dieser Gegend beobachtet haben: Es wurde sehr viel Geld in den Ausbau der Einrichtungen des Nationalparks gesteckt. Dieses kam z. B. aus Venezuela (ein Sozialist hilft offensichtlich dem anderen), aus den USA, was uns sehr gewundert hat, den Evo Morales, der bolivianische Präsident ist nicht gerade amerikafreundlich, und nur ein kleiner Teil stammte aus Bolivien selbst.
Die Menschen sind offensichtlich politisch interessiert. Wir haben sehr viele Häuser mit politischen Parolen gesehen – allerdings stehen heuer noch Wahlen bevor. Es könnte auch sein, dass die Menschen ihre Häuser als „Plakatflächen“ verkaufen.
Unser sehr umsichtige, gebildete und sympathische Führer Mario erzählte davon, dass er am Beginn der 90er Jahre sogar für ein Jahr das Dorf verlassen musste, weil ihn die Bauern mit dem Umbringen bedrohten. So verhasst war das Projekt „Nationalpark“ bei ihnen. Mittlerweile haben die meisten doch gesehen, dass dieser Park allen was bringt und die Menschen haben sich damit abgefunden, dass einzelne Touristen in ihr Dorf kommen. Große Mengen sind es ja nicht (ca. 4000 jährlich, davon die meisten Studenten aus Bolivien selbst). Die jungen Menschen bleiben offensichtlich im Dorf. Wir haben viele junge Menschen gesehen und sie machten nicht den Eindruck ohne Perspektive zu sein. Torrotorro ist offensichtlich ein Vorzeigeprojekt, das jederzeit für eine Universum-Sendung gut wäre! Wir empfehlen auf jeden Fall allen Bolivien-Reisenden einen Besuch in Torrotorro!

Mittwoch, 9. Juni 2010

Bolivianischer Regenwald

Sehr spontan haben wir am Sonntag eine 2tägige Tour durch den Nationalpark Amboro gebucht. Wir waren mit einem Spanier und einer Deutschen unterwegs und wurden vom Hostel mit 2 Taxis abgeholt und nach Buena Vista gebracht. Dort sollte unser Guide mit einem Allradauto auf uns warten. Und so war es auch: Wir hielten vor einem Ensemble von sehr primitiven Hütten und unter einem Dach stand das Prachtstück! Ein Schrotthaufen der Sonderklasse!
Nach einem Frühstück auf der "Terrasse" ging es los. Ich saß mit dein beiden Mitreisenden halb am Rücksitz. Warum nur halb? Ja, die andere Hälfte meines Sitzfleisches ruhte auf einem unverkleideten Rohr, was ich auf dem Weg noch schmerzhaft zu spüren bekam! Unterwegs blieben wir bei einer Hütte stehen und unser Führer erfuhr, dass seine Schwiegermutter verstorben war. Er vereinbarte mit uns, uns am nächsten Tag wieder abzuholen, die Touren selbst sollten wir aber mit einem anderen Führer gehen. Wir fuhren über Wege, die diesen Namen nicht verdienten, durch Flüsse und Bachbetten bis zu einigen Hütten mitten im Wald. Dort bezogen wir ein "Zimmer" und los ging die erste Tour mit unserem geprüften Naturführer, der ein wenig aussah wie Zorro, der Retter der Waisen :-).
Wir durchstreiften den Regenwald, bekamen Einblicke in die Naturmedizin, die sich vor allem der Rinde verschiedener Bäume bedient. Wie auch bei den Ausflügen in der Moskitia sahen wir keine Tiere. Das Mittagessen wurde am Aussichtspunkt hoch über dem Regenwald eingenommen. Wir beschlossen, das Angebot unseres Führers eine Nachtführung mit uns zu machen anzunehmen, wohl in der Hoffnung da auf ein paar Tiere zu treffen. Also machten wir uns nach dem Abendessen mit Taschenlampen auf den Weg. Bisher hatten wir keine Moskitos gesehen, also haben wir unser OFF, den besten Mückenschutz zuhaus gelassen. Was für ein Fehler! Die Gelsen waren sehr aggressiv und bei einem Halt, wo wir sicher 10 Minuten im völlig Finsteren auf irgendein Tier lauerten, das dann doch nicht kam, wurde ich von einem kleinen Vieh (weiß nicht was es war, aber so was ähnliches wie eine große Ameise) in den Nacken gebissen. Ich hab bis heute zwei steinharte "Tippeln" im Nacken. Auch sonst sind wir beide ziemlich zerstochen und versuchen nicht zu kratzen, weil sonst alles noch schlimmer wird. Auf jeden Fall haben wir bei diesem Nachtausflug außer einem kleinen Pelztier auf einem Baum und jede Menge Fledermäuse nichts gesehen und glaubten schon, dass es in diesem Wald vielleicht gar nichts gäbe. Am nächsten Morgen marschierten wir zur Vogelbeobachtung, wobei wir einige wirklich schöne und auch große Vögel sahen. Da war ich, wenn auch mit Schwierigkeiten noch mit dabei.
Zurückgekehrt setzte bei mir ein Durchfall mit Magen- und Kopfschmerzen ein und ich ging beim nächsten Ausflug, der dem Flußbett entlang führte, nicht mit. Ich verbrachte die Zeit mit Schlafen und Kloauftenhalten, während die anderen die Spuren der großen Tiere im Flusssand sahen. Tapirspuren (das müssen ziemlich große Viecher sein, Jaguarspuren usw.) - es gibt sie also doch, die wilden Tiere im Nationalpark Amboro, doch wir von den Universum-Sendungen "verdorbenen" Eurpäer glauben, dass sie hinter jedem Baum sitzen und darauf warten, besichtigt zu werden!

Das Mittagessen ließ ich, verständlicherweise ausfallen, und als die Schrotkiste am Nachmittag kam, setzte ich mich mit sehr gemischten Gefühlen hinein. Die erste Stunde war mir nur schlecht, doch dann hatte ich mich an die Schüttelei gewöhnt und musste nur darauf achten, dass alle Flüssigkeiten in mir blieben, was meine ganze Konzentration verlangte. Angekommen in Santa Cruz besorgte mir Wilfried in der Apotheke ein ganzes Sackerl Medikamente und wie meistens bei mir, wirkten sie wie Bomben. Nach der Einnahme von 2 Tabletten war der Durchfall wie abgedreht und heute hab ich bereits ein wenig Weißbrot gegessen. Ich hoffe nur, dass die Geschichte nicht ansteckend war und Wilfried auch noch dran glauben muss.
Den heutigen Tag haben wir noch in Santa Cruz versandelt, haben die Weiterfahrt organisiert und uns ein wenig gepflegt. Dabei sind wir zufällig auf einen Teil des Marktes gestoßen, der bei Ausschreitungen und Protesten der Marktstandler (hauptsächlich Indiginas) am vorhergehenden Abend völlig verwüstet wurde. Etwas später wurden wir auch Zeugen einer Protestversammlung in der Innenstadt, bei der es recht laut und temperamentvoll umging. Offensichtlich waren auch hier schon Pflastersteine geflogen, die man bei unserer Ankunft grad wieder "montierte". Die Inkas sind also doch anders als die Mayas, temperamentvoller und kämpferischer, den Eindruck habe ich bisher gewonnen.
Morgen geht es weiter nach Vallegrande, das ungefähr in der Hälfte des Weges nach Santa Cruz liegt. Wir nehmen Abschied von der Wärme, denn von nun an geht es nur mehr bergauf in Richtung Anden und das heißt: Es wird von Tag zu Tag kälter werden. Doch davon in meinem nächsten Bericht...

Sonntag, 6. Juni 2010

BOLIVIEN - erste Eindrücke

Gestern sind wir nach langem Flug über San Salvador und Lima um 1.30 morgens hier in Bolivien, genauer in Santa Cruz (die Stadt liegt im Tiefland von Bolivien) angekommen. Ich hatte ein Zimmer in einem Hostel reserviert, sodass wir ohne Umstände mit dem Taxi direkt ins Quartier fahren konnten. Dieses (Hostel Jodanga http://www.jodanga.com/) erwies sich als Glücksgriff. Es bietet große, saubere Zimmer mit gutem Frühstück, einen Swimmingpool im Innenhof, sowie kostenloses W-LAN zu einem Preis von ca. 12 € pro Person.

Nach einer überraschenderweise kühlen Nacht, begrüßte uns ein wolkenloser, milder Morgen und wir machten uns nach dem Frühstück auf die Stadt ein wenig zu erkunden. Erster Eindruck: Recht sauber, Innenstadt ein wenig westernhaft, gemütliche Lokale mit Gastgärten (für uns Guatemala-City-Geschädigten eine wunderbare Abwechslung), viele Geschäfte (am heutigen Sonntag größtenteils geschlossen), viele "Kirchen" der verschiedensten Sekten, auch große katholische Kirchen, alles in allem viel entspannter als in Guatemala-City. Wir besuchten den Hauptplatz mit der Kathedrale, wo gerade eine Messe stattfand. Vor der Kirche standen einige Fernsehteams aufgebaut. Sie warteten offensichtlich auf jemanden Wichtigen. Außerdem hatte sich eine kleine Schar Demonstranten mit Transparenten aufgebaut. Plötzlich war die Messe aus und ein Mann trat aus der Kirche, wurde sofort von Reportern umringt und interviewt, während die Menschen mit ihren Transparenten näher rückten. Wir wissen nicht genau worum es ging, auf den Plakaten stand: Wir wünschen uns klare Regeln. Bolivien wurde in den letzten Jahren für seine "Protestkultur" bekannt. Wir haben eine kleine Kostprobe davon bekommen.

Danach kamen wir auf einen kleinen Markt und da entdeckte ich einen Superrucksack, den ich sofort kaufte, weil mein billiger guatemaltekischer schon am ersten Tag zwei Reißverschlüsse eingebüßt hat. Jetzt hab ich vollen Tragekomfort und viel Platz für Einkäufe (freut euch, vielleicht bring ich auch für euch etwas mit!). Nachmittags gibt es ein wenig Rast am Pool, abends werden wir essen gehen und für morgen planen wir unsere Weiterreise. Vielleicht finden wir wieder ein so tolles Hostel, dann kann ich bequem weiter berichten.