Mittwoch, 9. Juni 2010

Bolivianischer Regenwald

Sehr spontan haben wir am Sonntag eine 2tägige Tour durch den Nationalpark Amboro gebucht. Wir waren mit einem Spanier und einer Deutschen unterwegs und wurden vom Hostel mit 2 Taxis abgeholt und nach Buena Vista gebracht. Dort sollte unser Guide mit einem Allradauto auf uns warten. Und so war es auch: Wir hielten vor einem Ensemble von sehr primitiven Hütten und unter einem Dach stand das Prachtstück! Ein Schrotthaufen der Sonderklasse!
Nach einem Frühstück auf der "Terrasse" ging es los. Ich saß mit dein beiden Mitreisenden halb am Rücksitz. Warum nur halb? Ja, die andere Hälfte meines Sitzfleisches ruhte auf einem unverkleideten Rohr, was ich auf dem Weg noch schmerzhaft zu spüren bekam! Unterwegs blieben wir bei einer Hütte stehen und unser Führer erfuhr, dass seine Schwiegermutter verstorben war. Er vereinbarte mit uns, uns am nächsten Tag wieder abzuholen, die Touren selbst sollten wir aber mit einem anderen Führer gehen. Wir fuhren über Wege, die diesen Namen nicht verdienten, durch Flüsse und Bachbetten bis zu einigen Hütten mitten im Wald. Dort bezogen wir ein "Zimmer" und los ging die erste Tour mit unserem geprüften Naturführer, der ein wenig aussah wie Zorro, der Retter der Waisen :-).
Wir durchstreiften den Regenwald, bekamen Einblicke in die Naturmedizin, die sich vor allem der Rinde verschiedener Bäume bedient. Wie auch bei den Ausflügen in der Moskitia sahen wir keine Tiere. Das Mittagessen wurde am Aussichtspunkt hoch über dem Regenwald eingenommen. Wir beschlossen, das Angebot unseres Führers eine Nachtführung mit uns zu machen anzunehmen, wohl in der Hoffnung da auf ein paar Tiere zu treffen. Also machten wir uns nach dem Abendessen mit Taschenlampen auf den Weg. Bisher hatten wir keine Moskitos gesehen, also haben wir unser OFF, den besten Mückenschutz zuhaus gelassen. Was für ein Fehler! Die Gelsen waren sehr aggressiv und bei einem Halt, wo wir sicher 10 Minuten im völlig Finsteren auf irgendein Tier lauerten, das dann doch nicht kam, wurde ich von einem kleinen Vieh (weiß nicht was es war, aber so was ähnliches wie eine große Ameise) in den Nacken gebissen. Ich hab bis heute zwei steinharte "Tippeln" im Nacken. Auch sonst sind wir beide ziemlich zerstochen und versuchen nicht zu kratzen, weil sonst alles noch schlimmer wird. Auf jeden Fall haben wir bei diesem Nachtausflug außer einem kleinen Pelztier auf einem Baum und jede Menge Fledermäuse nichts gesehen und glaubten schon, dass es in diesem Wald vielleicht gar nichts gäbe. Am nächsten Morgen marschierten wir zur Vogelbeobachtung, wobei wir einige wirklich schöne und auch große Vögel sahen. Da war ich, wenn auch mit Schwierigkeiten noch mit dabei.
Zurückgekehrt setzte bei mir ein Durchfall mit Magen- und Kopfschmerzen ein und ich ging beim nächsten Ausflug, der dem Flußbett entlang führte, nicht mit. Ich verbrachte die Zeit mit Schlafen und Kloauftenhalten, während die anderen die Spuren der großen Tiere im Flusssand sahen. Tapirspuren (das müssen ziemlich große Viecher sein, Jaguarspuren usw.) - es gibt sie also doch, die wilden Tiere im Nationalpark Amboro, doch wir von den Universum-Sendungen "verdorbenen" Eurpäer glauben, dass sie hinter jedem Baum sitzen und darauf warten, besichtigt zu werden!

Das Mittagessen ließ ich, verständlicherweise ausfallen, und als die Schrotkiste am Nachmittag kam, setzte ich mich mit sehr gemischten Gefühlen hinein. Die erste Stunde war mir nur schlecht, doch dann hatte ich mich an die Schüttelei gewöhnt und musste nur darauf achten, dass alle Flüssigkeiten in mir blieben, was meine ganze Konzentration verlangte. Angekommen in Santa Cruz besorgte mir Wilfried in der Apotheke ein ganzes Sackerl Medikamente und wie meistens bei mir, wirkten sie wie Bomben. Nach der Einnahme von 2 Tabletten war der Durchfall wie abgedreht und heute hab ich bereits ein wenig Weißbrot gegessen. Ich hoffe nur, dass die Geschichte nicht ansteckend war und Wilfried auch noch dran glauben muss.
Den heutigen Tag haben wir noch in Santa Cruz versandelt, haben die Weiterfahrt organisiert und uns ein wenig gepflegt. Dabei sind wir zufällig auf einen Teil des Marktes gestoßen, der bei Ausschreitungen und Protesten der Marktstandler (hauptsächlich Indiginas) am vorhergehenden Abend völlig verwüstet wurde. Etwas später wurden wir auch Zeugen einer Protestversammlung in der Innenstadt, bei der es recht laut und temperamentvoll umging. Offensichtlich waren auch hier schon Pflastersteine geflogen, die man bei unserer Ankunft grad wieder "montierte". Die Inkas sind also doch anders als die Mayas, temperamentvoller und kämpferischer, den Eindruck habe ich bisher gewonnen.
Morgen geht es weiter nach Vallegrande, das ungefähr in der Hälfte des Weges nach Santa Cruz liegt. Wir nehmen Abschied von der Wärme, denn von nun an geht es nur mehr bergauf in Richtung Anden und das heißt: Es wird von Tag zu Tag kälter werden. Doch davon in meinem nächsten Bericht...

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