Freitag, 19. März 2010

Geschickte Mayas

Mein heutiger Bericht handelt vom 3tägigen Aufenthalt am Atitlansee mit Petra und Andy.

Wenn ihr meine Fotos vom Webalbum durchklickt, dann seht ihr zuerst einige Eindrücke aus dem Dorf San Antonio, in dem wir in einem kleinen Hotel Quartier bezogen haben. Töpfer, Keramiker und Weberinnen werken dort und stellen allerhand Waren für den eigenen Bedarf und auch für den Turistenmarkt her. Einige Fotos zeigen die wunderschöne Landschaft und das Panorama, das der Atitlansee bietet: auf ca. 1500 m Seehöhe, von Vulkanen umringt, am Ufer einige Dörfer, Fischer in ihren Minibooten.

Einige weitere Fotos zeigen uns beim Besuch einer Maya-Zeremonie. Und über diese möchte ich heute näher berichten, denn sie zeigt recht eindrucksvoll, wie naiv der Glaube der Maya-Nachkommen noch heute ist, und wie geschickt sie es schaffen sich aus dem Schussfeld der doch sehr dominanten katholischen und evangelischen Kirche zu bringen.

Also von vorne: Wir wurden von einem offiziellen Führer eingeladen an einer Maximon-Zeremonie teilzunehmen.

Maximon (gesprochen: Maschimon) ist ein Gott mit Maya-Wurzeln. Die Mayas sollen angeblich zur Zeit der Konquistatoren so verzweifelt darüber gewesen sein, dass sie ihre alten Götter nicht mehr verehren durften, dass sie in die Wälder gingen und in den hohlen Bäumen die Stimmen ihrer Götter zu hören hofften. Aus dem Holz dieser hohlen Bäume soll Maximon geschnitzt worden sein. Dies darf man aber nicht laut sagen, meinte unser Führer, denn es sei ein Geheimnis. Maximon wird so behandelt, als sei er lebendig. Aber der Reihe nach: Wir stiegen auf einen Pickup und fuhren einige km an den Ortsrand. Dort, in einem kleinen Häuschen war die Zeremonie schon voll im Gange. Wir durften den Zeremonienraum, der mit allerhand Papierdeko geschmückt war, betreten und unser Führer erklärte mir leise, was wir hier zu sehen bekamen: Ein Schamane kniete vor der Figur des Maximon, der mit vielen bunten Schals geschmückt in der Mitte des Raumes stand. Links vom Schamanen kniete eine Indigina-Frau und auf einem Sessel saß eine zweite. Der Schamane sprach mit lauter Stimme zu Maximon und schilderte in einer der vielen Indio-Sprachen die Probleme der beiden Frauen. Diese hatten eine kleine Flasche Schnaps und eine Schachtel Zigaretten mitgebracht. Wenn der Schamane in seinen Ausführungen eine Pause machte, wurde dem Maximon eine brennende Zigarette in den Holzmund gesteckt und nachdem die verraucht war, wurde er mit einem Teil des Schnapses gelabt. Dies alles geschieht, meinte unser Führer um Maximon gewogen zu stimmen. Als alle Bitten der beiden Frauen vorgetragen waren (es handelte sich um Beziehungsgeschichten), wurde noch fest geräuchert und dann wurden dem Schamanen 2 Flaschen Cola als Lohn gereicht und die Zeremonie war zu Ende. Ich durfte während der Zeremonie einige Fotos machen (gegen Bezahlung von 20 Quetzal = 2 €) und konnte michnach Beendigung genauer im Raum umsehen. Zu meiner Überraschung sah ich einen Glassarg mit einer liegenden Christusstatue und einige Heiligenfiguren an einer Wand stehen. Auf meine Nachfrage, was denn hier der Christus für eine Bedeutung hätte, meinte unser Führer: "Er ist so was ähnliches wie der Vater des Maximon!"

Ich glaube, dass die Maya-Nachkommen hier sehr geschickt handeln: Sie verbinden die Verehrung ihrer alten Götter mit dem christlichen Glauben und sind damit gefeit vor den Anfeindungen der Evangelicos und der Katholiken.

In einem anschließenden Gespräch erklärte mir unser Führer, dass der Maximon deshalb so beliebt sei, weil er keine Schuldeingeständnisse fordere, den Genuss von Alkohol und Zigaretten nicht verbiete und einfach für die Sorgen und Nöte der Menschen da sei! Auch er selbst liebe den Maximon und verehre ihn stärker als alle anderen Gottheiten. Eine sehr weltzugewandte Form des Glaubens! Hat mir sehr imponiert!

Den Abschluss unserer Reise bildete ein Besuch des berühmten Marktes von Chichicastenango. Auch davon einige Impressionen auf Foto gebannt.

Morgen geht es nun nach Honduras in die Mosquitia - einem recht unerschlossenen Regenwaldgebiet. Wir werden uns 2 Wochen lang in Honduras aufhalten und ich bin überzeugt, dass wir dort viel erleben werden, worüber ich hier wieder gerne berichten werde.

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