Montag, 1. März 2010

Momostenango - Stadt der Indios

Von Freitag bis Sonntag waren wir (insgesamt 6 Leute) in Momostenango. Die kleine Stadt liegt mitten in den Bergen auf ca. 2000 m Seehöhe und ist ausschließlich von Indios besiedelt. Es gibt dort keine Latinos (weiße Nachkommen der Spanier bzw. anderer Nationalitäten), was die Stimmung sehr locker und entspannt macht. Man sieht dort genau, dass die Indios, wenn man sie nur lässt, sehr wohl einiges auf die Füße stellen können. Der Ort erscheint zwar nicht reich, aber es gibt einige Schulen und ein sehr gut eingerichtetes Kulturzentrum, wo sehr viele Kurse angeboten werden (ähnlich unserer Volkshochschule). Man hat dort auch einiges ausgestellt, was für die Region spezifisch ist.


Als Ausländer ist man in diesem Kaff ziemlich alleine. Wir haben zumindest keine anderen Ausländer getroffen, obwohl es ein gar nicht so kleines Hotel gibt.


Am Freitag nach unserer Ankunft haben wir gleich die zweisprachige Schule besucht. Dort wird in Spanisch und in Kice, einer der meistverbreiteten Indio-Sprachen, unterrichtet. Sie wurde mit Unterstützung von Österreich erbaut und hat ca. 500 SchülerInnnen. Sie ist für die dortigen Verhältnisse sehr gut eingerichtet und auch nett ausgestaltet. (siehe Fotos - Link rechts)


Bei einem Spaziergang durch den Ort trafen wir auf eine Prozession, die in der Fastenzeit jeden Freitag stattfindet. Die Osterzeit wird hier ganz besonders gefeiert, denn die Indiginas sind äußerst religiös - in diesem Fall sehr katholisch, was nicht immer so ist. Zahlreiche Sekten haben hier einen guten Nährboden gefunden und Gemeinschaften wie die Evangelicos machen hier einen unheimlichen Druck auf die Indiginas, indem sie ganze Ortschaften mithilfe riesiger Lautsprecher mit ihren Botschaften und Liedern beschallen. In jedem Ort gibt es mehrere "Kirchen", meist sind es nur Versammlungssäle, die den einzelnen Sekten zugeordnet werden können. Von den Zeugen Jehovas bis zur Kirche der Heiligen der letzten Tage findet man alles, was in Amerika über die Religionskanäle des Fernsehens verbreitet wird. Man nutzt hier die naive Gläubigkeit eines Volkes aus, das im Hier sehr benachteiligt wird und in den Versprechungen für ein besseres Jenseits ihre Zuflucht findet und sein sauer verdientes Geld in diese Sekten investiert. Für mich eine Gemeinheit der Sonderklasse!


Doch zurück nach Momostenango: Die Indios dort sind neugierig und haben keine Scheu mit uns Weißen in Kontakt zu treten. Abends beim Bier in einer Tienda (man trinkt hier sein Bier oder seinen Schnaps in kleinen Läden, die alles mögliche führen - wie bei uns früher der Kaufmann im Dorf) wurden wir von einer Riesenfamilie mit 10 Kindern belagert. Sie bestanden darauf uns ihre Handy-Nummer zu geben, wir wussten eigentlich nicht wofür, aber es machte sie irgendwie glücklich. Eine Flasche Zacapa (der traumhafte, aber auch teure einheimische Rum, das Beste, was Guatemala hervorgebracht hat, sagen manche) rundete den Tag, der auch mein Geburtstag war, ab.


Am Samstag installierten wir die Computer in der Schule - 6 Computer wurden vom Entwicklungsfond des Landes Oberösterreich gespendet. Bei einem Spaziergang zu den Riscos, das sind bizarr geformte Sandsteinformationen, konnten wir einen Eindruck über die kleine Stadt gewinnen. Unser Resümee: Nicht reich, aber friedlich! Danach waren wir im Haus des Direktors der Schule zum Mittagessen eingeladen. Auch von dort einige Fotos. Man muss dazu sagen, dass der Direktor ein wohlhabender Mann und sein Haus entsprechend groß und gut ausgestattet ist. Es gab eine klare Suppe, dann Huhn mit Reis, Kartoffeln und Tamales (so Maistatschkerln). Essen tun sie nicht wenig, was man an der Leibesfülle der meisten gut sehen kann, vor allem Kohlehydrate wie Mais, Kartoffel und Reis werden in großen Mengen verzehrt.


Am Nachmittag besuchten wir 2 Weber, die auf uralten Webstühlen Decken, Ponchos und Stoffe für Jacken, sowie Teppiche weben und einen Schneider, der seine Stoffe selbst mit Pflanzenfarben färbt und daraus wunderschöne, warme Jacken näht. Nachdem die angebotenen Waren sehr schön und äußerst preisgünstig waren, schlugen wir natürlich ordentlich zu.


Wie unverdorben diese Handwerker sind, kann man daran sehen, dass sie von uns den gleichen Preis verlangten, wie der Händler, der ihre Produkte auf verschiedenen Märkten vertreibt, ihnen zahlt. Wir hätten sicher auch mehr bezahlt, haben aber auch nicht gehandelt!


Am Sonntag genossen wir den riesigen Markt, der einfach alles bietet, was man in Guatemala käuflich erwerben kann. Der Rest unseres Geldes fand neue Besitzer und wir hatten ordentlich zu schlichten um alles in unserem Kleinbus (er wurde von der österr. Schule für die Fahrt zur Verfügung gestellt) unter zu bringen.


Alles in allem ein toller Ausflug ins tiefste Guatemala, wo man noch etwas von der alten Mayakultur und vom Stolz der Indios spüren kann!





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