Freitag, 9. April 2010

uND WIEDER: SEIN UND SCHEIN - Cey Caulker


Alle, die die Bilder von Cey Caulker sehen, werden glauben, dies sei nun das karibische Paradies, in dem ich mich derzeit befinde. Ist es auch. Mit einem Schönheitsfehler: Es ist nicht echt! Blödsinn, werden viele denken: Ist der saubere Strand nicht echt? Sind die freundlichen schwarzen Rasta-Männer nicht echt? Sind die tropischen Früchte, die serviert werden, nicht echt? Doch, aber sie wären nicht hier, wenn wir (ich meine die Turisten) nicht hier wären. Der Strand wird tagtäglich von allem gereinigt, was von den Bäumen fällt, was das Meer anspült und was die Leute wegschmeißen. Würde man dies nur eine Woche lang nicht machen, würde der Strand wie jeder andere, nicht geputzte (z. B. die Strände in der Moskitia) aussehen. Die tropischen Früchte, wie riesige Papayas, Ananas, Bananen, Guaven usw. wachsen natürlich nicht wirklich hier. Auf der Insel gibt es außer Kokosnüssen nix. Also: Alles mit dem Boot die 45 Minuten von Belize-City herschaffen, in großen Kühlräumen lagern und den Turis als typisch tropisch verkaufen.
Und die netten, coolen Rasta-Männer? Ich bin heute früh die ganze Insel abgelaufen (muss ein wenig für den Halbmarathon im Mai trainieren) und da bin ich in abseits gelegene Viertel gelangt, die von den meisten Touristen wahrscheinlich gar nie gesehen werden. Hier wohnen die netten Rastas. In armseligen Hütten mit hoffnungslos dreinblickenden, ständig schwangeren Frauen (die hohe Kinderanzahl, die herumläuft und die vielen schwangeren Frauen, die man sieht, lassen dies vermuten) und wirken wahrscheinlich nicht zufällig ständig wie eingeraucht… Die schicken Ferienhäuser und Hotels gehören ihnen jedenfalls nicht. Da dominieren spanisch sprechende, weiße Besitzer. Und die größeren Läden gehören Asiaten…
Ich kam bei meinem Lauf vorbei an riesigen Kühlhäusern, in denen all das gelagert wird, was hier gebraucht wird, und von weit her herbeigeschafft werden muss. An Menschen, die Müll auf ein Boot verfrachteten – wohin der wohl gebracht wird? Auf der Insel ist jedenfalls kein Platz dafür.
Das einzige Fleckchen Natur (außer dem Meer natürlich), das ich auf der Insel entdeckt habe, ist eine Art kleiner Naturpark. Mit verschiedenen Bäumen, die mit Schildern bezeichnet sind, und mit einem kleinen Besucherzentrum, das aber immer geschlossen zu sein scheint. Beides wieder sehr abgelegen und eigentlich nur Ziel von einheimischen Hundebesitzern, die dort mit ihren Hunden spazieren gehen.
Trotzdem hat so ein Ferienparadies für mich seine Berechtigung. Key Caulker ist, wie wahrscheinlich viele Karibik-Inseln eine Art Disney-Land für gestresste westliche Menschen, die sich so eine Illusion von der heilen Welt bewahren und sich von ihrem fordernden Berufsalltag entspannen können. Siebekommen hier viel geboten für ihr Geld und sehen sich nicht mit sozialen Problemen und mit der Umweltproblematik konfrontiert. Leider wird, und das ist das bedenkliche für mich daran, ein Bild davon geprägt, was schön, entspannt und lebenswert ist, das nirgendwo auf der Welt mehr der Wirklichkeit entspricht. So haben „naturbelassene“ (sprich: nicht gefakte) Landstriche wie die Moskitia keine Chance als „schön“ empfunden zu werden. Sie entsprechen einfach nicht der Sehnsucht des Menschen nach der „heilen“ Welt, wie sie uns in unzähligen Universum-Folgen und anderen Medienberichten vorgestellt werden.

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