Montag, 17. August 2009

SCHEINwerfer an! Der große Maturaball

Am vergangenen Freitagabend fand in der Österreichischen Schule der alljährliche Maturaball statt. Unter dem Titel "Gran Baile de Austria" luden Eltern und Schüler der Maturaklasse ab 20 Uhr ins nobelste Hotel der Stadt, dem Camino Real.

Der erste Eindruck dort war ein wirklich nobler - edle Blumengestecke, festlich gekleidete Männer (manche sogar im Frack), herausgeputzte Frauen (Abendroben in allen Regenbogenfarben) und nervöse Schülerinnen und Schüler prägten das Bild im eigentlichen Ballsaal und in einem zweiten Saal, in dem auch einige große Tische standen - auch unserer, den wir mit netten Kollegen aus der Schule teilten. Eröffnet wurde mit einer traditionellen Polonaise. Mädchen in weißen Kleidern, Jungs in Anzügen und mit weißen Handschuhen "bewaffnet" (wie einst bei uns in der Tanzschule :-). Auch der Walzer mit der Mama bzw. dem Papa wurde zelebriert - wenn auch etwas holprig und hölzern - man merkt: Es ist nicht ihre Musik!

Dann folgte eine kurze Ansprache des Direktors, bei der auffiel, dass die bei uns so üblichen Begrüßungen von Ehrengästen völlig entfiel (obwohl der österreichische Konsul, der Direktor der deutschen Schule und auch andere lokale Größen da waren).

Danach begann die Band (bestehend aus ca. 10 Musikern - allein 4 Sängern) recht ohrenbetäubend zu spielen. Überraschend für mich war, dass die Musik (Merengue, Salsa) offensichtlich alle Altersgruppen anspricht. Es tanzen alle - Opa, Oma, Papa, Mama, Kind und Enkelkind - und es sind alle begeistert. Im Ballsaal versteht man sein eigenes Wort nicht, daher bin ich sehr froh, dass wir im anderen, ruhigeren Saal sitzen.

Nach ca. einer Stunde wurde das Essen serviert: Salat als Vorspeise, dann Huhn und Rindssteak mit Beilagen und schließlich so etwas wie ein kleiner Kuchen - nicht schlecht, aber für ein so feines Hotel auch nicht weltbewegend.

Um ca. 23.30 Uhr folgte die Mitternachtseinlage, gestaltet von der Volkstanzgruppe der Schule, geleitet von Wilfried.

Schon beim Einmarsch spürte man förmlich die Spannung: Wird der Bandltanz aufgehen oder nicht? Es ist schon lustig, die Guatemalteken in Lederhosen und Dirndln zu sehen (ich hab übrigens auch mein Dirndl angezogen, passend zu Wilfrieds Trachtenoutfit).

Die Darbietung klappte wunderbar und - das ist auch ein Unterschied zu unserer Mentalität - der Erleichterung darüber wurde sofort mit lauten Jubelrufen (sowohl aus dem Publikum, als auch von den Volkstänzern selbst) Ausdruck verliehen. Obwohl man sonst hier im Land das Gefühl hat, dass eine eher ruhige Mentalität vorherrscht, bricht dann das südliche Temperament hervor. Beim Tanz der Holzhackerbuam wurden die Hacken etwas übermütig geschwungen, sodass es so mancher Zuschauer ein wenig mit der Angst zu tun kriegt. Aber auch dieser Teil gelang fehler- und unfallfrei und der Auftritt wurde von allen gebührend gefeiert. Sogar der Herr Direktor ließ sich zu einem Lob mit kleinen Einschränkungen (a bissl übermütig war`n sie schon...) herab.

Um 1.00 Uhr war der ganze Zauber dann vorbei. Die Maturanten ziehen dann weiter zu privaten Parties und alle anderen verlassen das Hotel mit dem Gefühl etwas Besonderes erlebt zu haben. Dieser Ball ist für die Eltern und Angehörigen ungeheuer wichtig. Er ist nämlich der Beweis dafür, dass ihre Kinder es geschafft haben. Die Kinder der aufsteigenden Mittelklasse, die unbedingt noch weiter nach oben will - und um dieses Ziel zu erreichen nimmt so manches Elternpaar einen Kredit auf für den Kauf eines Fracks oder eines Abendkleides - für den Ball der Bälle . Ich habe den Eindruck, dass es in dieser Gesellschaftsschicht sehr stark um "Schein" und nicht wirklich um "Sein" geht.

2 Kommentare:

  1. Hallo Irene!
    Fesch bist in deinem Dirndl! Ich hab ja bei deinen Fotos mit allem gerechnet nur nicht mit Dirndl und Lederhose....schaut witzig aus wenn man auf ganz was anderes eingestellt ist!
    Mir geht es recht gut, ich genieß meine Ferien!
    Viele liebe Grüße Ingrid

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  2. Liebe Ingrid! Unsere Tracht hat hier eine ganz andere Wertschätzung als bei uns zuhause - man trägt sie mit Stolz, denn sie ist der Ausdruck des besonderen Status dieser Schüler hier, die die Österreichische Schule besuchen. Ich freu mich, dass du mich gedanklich ein wenig begleitest. Genieße die letzten Ferienwochen - der Schulanfang fordert ja immer besonders! Alles Liebe
    Irene

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