Freitag, 31. Juli 2009

So wohnt man hier (aber leider nur manche!)

Bevor ich mich mit Georg und Angie auf die Reise zu den Sehenswürdigkeiten begebe, möchte ich noch gerne schildern wie ich da wohne. Wilfrieds Haus liegt auf einem Hügel hoch über der Stadt, die einem, wenn man aus Fenstern bzw. von der Terrasse blickt, zu Füßen liegt (siehe auch Link zu Bildern rechts).

Das Haus steht in einer sog. Condominion, das sind "Siedlungen", die aus Einzelhäusern bestehen (jedes Haus sieht anders aus) und die eingezäunt und bewacht sind. Bei der Ein- und Ausfahrt braucht man eine Genehmigung, die kontrolliert wird. Die Anlage wird von Gärtnern und anderen Angestellten gepflegt. Ständig sieht man Leute kehren, Rasen mähen, Blumen pflegen. Die Häuser sind alle sehr groß und manche sind richtige Villen. Hier wohnen die Reichen des Landes und nachdem die Österreicher hier auch zu den Reichen gehören, wohnen hier und in den umliegenden Condominions auch die Lehrer der österreichischen Schule, die es in Guatemala-City gibt.

Jede Familie, die hier lebt, beschäftigt mindestens eine Muchacha und meist auch einen Gärtner, manchmal auch noch ein Kindermädchen. Man kommt sich vor wie im vorigen Jahrhundert. Die Muchachas kochen, waschen, putzen, passen auf die Kinder auf und kriegen dafür umgerechnet € 100 - 200 im Monat. Manche wohnen bei ihren Dienstgebern, meist in kleinen fensterlosen Kammern. Doch sie haben "Anspruch" auf eine eigene Toilette und eine Dusche. Unsere Muchacha Luisa (sie ist eine sehr nette, zierliche, und ausgesprochen verlässliche Frau, die weder lesen noch schreiben kann) kommt dreimal in der Woche für 6 - 7 Stunden und erledigt in dieser Zeit alle anfallenden Hausarbeiten und serviert das Mittagessen. Der Gärtner kommt 14tägig und ist nicht nur für die Pflanzen, sondern auch für das Putzen der vielen Fenster zuständig. Das Leben in dieser Gesellschaftsschicht lässt sich mit dem unserer reichen Ahnen (so wir welche hatten) im 18. und 19. Jahrhundert vergleichen. Vielleicht hat man anfangs fast so etwas wie ein schlechtes Gewissen, wenn man so bedient wird, andererseits ist es eine Tatsache, dass jede der armen Frauen hier glücklich ist, eine gute Stelle als Muchacha zu haben, denn damit ist das Überleben der Familie gesichert.

So lebe ich hier ein Leben, das mit dem in Österreich nicht vergleichbar ist. Es ist eine einmalige Erfahrung und ich muss ehrlich gestehen: Ich genieße es sehr!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen