Sonntag, 15. November 2009

Am Ende der Welt

Derzeit befinde ich mich in Ushuaia, der suedlichsten Stadt der Welt, die sich selbst als das "Ende der Welt" bezeichnet. Diese kleine Stadt, direkt am Meer gelegen, lebt fast ausschliesslich vom Fremdenverkehr. Die Kreuzfahrtschiffe in Richtung Antarktis liegen hier im Hafen. Ich wuerde auch gerne eine Antarktis-Fahrt machen, aber die Preise sind fuer mich einfach nicht bezahlbar: Die Fahrten dauern mindestens 11 Tage und kosten zwischen 8000 und 10.000 Euro! Wir haben heute mit jungen Leuten aus Holland gesprochen. Sie haben eines der sehr wenigen Last-Minute-Tickets ergattert und zahlen pro Person nur 4000 Euro... fuer eine Lehrerin im Sabbatical kein Thema!
Wir bewegen uns also eher im Nahbereich und haben schon einen wunderschoenen, ganztaegigen Ausflug in den Beagle-Kanal (bekannt als Maghellan-Strasse) unternommen. Die Fahrt ging mit einem Katamaran zuerst zur Isla de Pajaros (Vogelinsel), auf der sehr viele Kormorane nisten, zur Insel der Seeloewen und schliesslich an den Strand der Pinguine. Danach besuchten wir eine Estanzia (sowas wie eine grosse Farm) mit angeschlossener Walforschungs-Station (gefoerdert von einer Mineraloelfirma, die hier in der Naehe die Erdoelquellen ausbeutet- was man nicht alles aus schlechtem Gewissen tut...). Ein junger Wissenschaftler erklaerte uns anhand von Skeletten die Welt der Wale, von denen es hier vor allem die kleineren Arten gibt. Schliesslich ging die Fahrt im Bus weiter, vorbei an riesigen Flaechen zerstoerten Urwaldes. 250.000 Biber treiben hier ihr Unwesen. Sie wurden vor ca. 20 Jahren mit einem Paar eingefuehrt und entwickelten sich zur absoluten Plage. Sie werden doppelt so gross wie die kanadischen Biber und haben zum Leidwesen der Menschen hier auch noch ein minderwertiges Fell. Sie bauen ueberall, wo kleine Wasserlaeufe sind ihre Daemme und setzen damit ganze Waelder unter Wasser, was ein gigantisches Waldsterben zur Folge hat. Am Ende unseres Ausfluges besuchten wir noch eine Schlittenhunde-Station. Hier wird eine eigene Misch-Rasse, die besonders widerstandsfaehig ist, gezuechtet.
Gestern besuchten wir den Nationalpark. Wir wanderten auf sehr schlammigen Wegen ca. 4 Stunden durch den patagonischen Urwald. Die Baeume hier wachsen sehr langsam, werden extrem alt und haben ganz kleine Kronen und kleine Blaetter. Irgendwie wirken sie wie grosse Buxbaeume. Die Fauna ist in diesen Waeldern vor allem durch Wildgaense und Hasen bzw. Kaninchen vertreten. Ein frecher Raubvogel bettelte um Anteile an der Jause.

Heute haben wir noch das hiesige Museum besichtigt. Es ist in einem ehemaligen Gefaengnis untergebracht, denn auch hier, wie an so vielen abgelegenen Plaetzen der Welt, haben Straeflinge die erste Infrastruktur aufgebaut.
Morgen geht es weiter nach Chile: Punta Arenas ist dort unsere erste Station. Die Fahrt dorthin dauert wieder ca. 12 Stunden, was aber in den recht guten Bussen hier keine grosse Strapaz ist. Wir werden dort nur uebernachten und weiter nach Puerto Natales fahren. Dort beginnen die grossen Gletscher der Anden... Im Bilderarchiv sind wieder einige Fotos zu sehen - bei Interesse daran, einfach ein Klick auf den Link rechts. Nun freue ich mich auf Chile - vielleicht gibt es auch dort eine gute Versorgung mit Computern, dann melde ich mich wieder mit einem Bericht.

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