Freitag, 4. September 2009

Verschiedenheiten und Unterschiede

Zu meinem heutigen Bericht gibt es nur wenige Fotos. Ich bin in letzter Zeit nicht zum Fotografieren gekommen, weil ich täglich (Montag - Freitag) einen Spanisch-Kurs besuche.

Ich möchte heute über die Dinge, Beobachtungen und Erlebnisse erzählen, die mir hier besonders auffallen - die anders sind als zuhause oder auch anders als in anderen Ländern der 3. Welt.


1. Die große Menge an reichen Leuten (wahrscheinlich nur hier in der Hauptstadt):

Es ist unwahrscheinlich, was man hier für Autos und für Häuser sieht. Riesige Allradfahrzeuge, vor allem deutscher Herkunft (BMW, Audi usw) prägen hier das Straßenbild. Es gibt hier Typen, die hat man bei uns noch gar nicht gesehen - wahrscheinlich, weil sie sich keiner leisten kann!!


2. Die Hausangestellten (muchachas und jardinieres):

Wenn ich am Freitag und am Montag selbst koche und dafür beim Obst- und Gemüsestandl in unserer Nähe einkaufe, sehe ich nur Hausangestellte bei der Arbeit. Muchachas mit Schürzen bekleidet kaufen ein, putzen, beaufsichtigen Kinder, Jardinieres (Gärtner) putzen Fenster und Autos (gehört zu ihren Aufgaben), stutzen Rasen, schneiden Sträucher usw. Man sieht NIE Weiße an oder in ihren Häusern arbeiten. Grade früher war ich einkaufen - natürlich die einzige Weiße - bleibt ein riesiger Allradwagen vor dem Standl stehen. Die darin sitzende Weiße hupt, zeigt einem der Standler er soll herkommen und "bestellt" bei ihm eine Ananas. Sie steigt nicht einmal aus - das wäre wahrscheinlich unter ihrer Würde!


3. Die Wichtigkeit der Hygiene bzw. der Sauberkeit


Im Gegensatz zu anderen Ländern der 3. Welt ist Guatemala geradezu klinisch sauber! Man sieht ständig Menschen kehren und putzen. Man legt auch großen Wert auf saubere Kleidung und das Zähneputzen ist sowieso fast ein Kult! Es kann passieren, dass man in einem Restaurant auf der Toilette mehrere Leute antrifft, die sich die Zähne putzen, denn das tut man normalerweise nach jeder Mahlzeit. Sogar unsere Muchacha, Analfabetin und einfache Frau vom Land, putzt sich jedesmal die Zähne, bevor sie sich auf den Weg nachhause macht!

Ebenso gibt es einen "Duschkult". Jede Muchacha hat in dem Haus, in dem sie arbeitet ein Anrecht auf eine eigene Dusche. Man duscht mehrmals pro Tag. Wilfried hat mir erzählt, dass z. B. sichtbares Schwitzen (Schweißflecken unterm Arm u. ä.) total verpönt sind. Die Kinder in der Schule beginnen sofort zu kichern, wenn sie so etwas entdecken.

Man putzt sich auch nicht die Nase in der Öffentlichkeit. In der Schule verlassen die Kinder das Klassenzimmer um sich zu schnäuzen!

Wie diese Dinge am Land gehalten werden, weiß ich noch nicht. Aber ich denke, dass es dort doch etwas anders sein wird, da die Einrichtungen nicht vorhanden sind. Man hat am Land zwar fast überall Strom, aber fließendes Wasser ist eher selten. Ähnlich wie in Kambodscha kann es einem aber auch hier passieren, dass eine chic gekleidete Frau bei einer armseligen Hütte - ihrem Heim - aus dem Bus steigt .

Auf saubere Kleidung wird auch unter den Indiginas Wert gelegt. An Flüssen, Bächen und Seen sieht man sie Wäsche waschen (was die Wasserqualität nicht gerade verbessert!).


4. Ausgehgewohnheiten und Ausgehzeiten


Abends ist hier in der Stadt "tote Hose". Es gibt nur wenige Lokale. Wenn man feiert tut man das im privaten Kreis. Ab 22.00 Uhr sind kaum Autos unterwegs. Die Kinder reicher Leute mieten sich zu verschiedenen Anlässen Lokale und feiern dort sozusagen exklusiv - beginnen ihre Feste aber spätestens um 19.00 Uhr!!! - Da spielt sich bei unseren Jugendlichen noch gar nichts ab! Feste dauern auch kaum länger als bis 24.00 Uhr. Man hat Angst im Finsteren unterwegs zu sein.


5. Waffen

Das Straßenbild der Stadt wird von Waffenträgern geprägt. Alle Banken, aber auch viele Geschäfte (manchmal auch z. B. Schuhgeschäfte oder Stoffgeschäfte) haben mindestens einen Wächter vor der Tür, der eine Pumpgun oder eine halbautomatische Waffe umgehängt hat. Auch die österreichische Schule ist durch eine große Wachmannschaft gesichert. Wenn man in die Schule will, muss man durch ein großes eisernes Tor mit Guckloch, das erst nach einer eingehenden Prüfung geöffnet wird. Die Wachmannschaft der Schule gehört der Bewachungsfirma "Golan" an - der Chef der Firma kommt aus Israel!

Manchmal, vor allem am Land sieht man auch Weiße (hier Chapin genannt) ganz offen Waffen tragen - meist großkalibrige Handfeuerwaffen (Glocks sollen besonders beliebt sein). Das Foto im Webalbum zeigt einen Mann, der in einem Schnellimbiss sein Hendl isst und dabei ganz ungeniert eine Pistole am Gürtel trägt. (Wilfried hat ihn dabei fotografiert).


Es gibt sicher noch viele Besonderheiten, die einer Europäerin wie mir im Laufe der Zeit hier auffallen werden. Interessierte werden in diesem Blog immer wieder davon lesen können.



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